Tua (R)evia
Der Remix – eine weit verbreitete Kunstform ohne Spaßgarantie. Denn manch eine Bearbeitung mutet eher wie instrumentale Ausschussware an, die der zuständige Produzent krampfhaft mit den Gesangsspuren der Originale zu verquicken versuchte. Im günstigsten Fall entsteht hingegen die heilsame Wirkung der fünf »(R)evia«-Reworks, die Tua als Nachgang zur »Stevia«-EP als Free-Download anbietet: Der Aufbruch fest verankerter Hörgewohnheiten fördert längst vergessene Details, Samples und vor allem Textzeilen zu Tage.
Besonders gut funktioniert das bei der Lambert-Version von »Der Bettler und das Meer«. Der 19-Jährige, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Staatsakt-Signing, unterzieht den ohnehin schon eher aufgeräumten Downtempo-Track erst einer völligen Entschlackung samt geräuschhafter Percussion, um dann im zweiten Teil mit klassischem Drumset den Einschnitt zu wagen.
Erfreulich auch, wie Gerard-Producer NVIE Motho das ursprünglich hemmungslos kitschige »Femme Fatale« in erträglich wohlklingenden Electro-Pop umformt. Oder wie gut sich Tuas intime »Edward Hopper«-Rap-Parts in Portformats bretternde Synthie-Riffs einfügen.
Obendrauf packt das Orsons-Mitglied übrigens drei B-Seiten, die den Sprung in die »Stevia«-Tracklist wohl kaum mangels Qualität, sondern eher aufgrund des strikten Konzepts verpassten. Gelingt ihm doch gerade mit dem klavierlastigen »Petrichor« eine seiner stimmigsten und eingängigsten Gesangsnummern überhaupt. »Wir sind ein und alles oder gar nichts. Egal, was wahr ist, jedenfalls strahlt es.« Eine überaus kostbare Zugabe für das Kapitel »Stevia«, die gleichwohl neue Vorfreude weckt – auf all das, was aus Tuas kleiner Schmiede in Zukunft noch kommen mag.
Hier geht es zum freien Download von »(R)evia«.