Shabazz Palaces Quazarz: Born On A Gangster Star / Quazarz vs. The Jealous Machines

Shabazz Palaces - Quazarc
ALL GOOD Punchline Enttäuschend.

Shabazz Palaces neuer Konzeptdoppelpunch basierend auf Quazarz – »einem empfindungsfähigen Wesen von einem fernen Ort, einem Beobachter, der hierher geschickt wurde, um als musikalischer Abgesandter zu entdecken und Buch zu führen…« – ist enttäuschend gemessen an Shabazz Palaces eigenen Standards und ein ernüchterndes Mahnmal für experimentellen HipHop an sich.

Bevor wir zu heute kommen, kurzer Zeitsprung: Als Shabazz Palaces 2011 mit »Black Up« debütierten, waren sie dem Game zumindest auf soundtechnischer Ebene um zwei, drei Paralleluniversen voraus. Die Synthies arbeiteten mit offeneren Soundflächen, Songs veränderten chimärenhaft ihre Form, und Palaceer Lazaro (also Ishmael Butler) dirigierte mit seinem Flow und seiner Stimme die Einzelteile zu einem stimmhaften Ganzen. 2017 trifft dies (mehr oder weniger) noch immer zu, scheitert aber gnadenlos an den selbst gesetzten Maßstäben.

Wenn es um experimentellen HipHop geht, wird die Musik oftmals so verkopft, dass sie einer bestimmten Ästhetik untergeordnet werden kann. (Beispiel: dälek und clppng mit Industrial, Death Grips und B L A C K I E mit Hardcore) Die Gefahr – und Hauptproblematik von »Quazarz« – liegt darin, dass sich durch fortschreitende Abstrahierung dieser Ästhetik, auch eine gewisse Belanglosigkeit einschleicht.

»Quazarz« klingt wie Shabazz Palaces, weil man durch die vorherigen Alben lernte, diesen Sound zu erwarten. Interessant oder innovativ macht ihn dies zehn Jahre später aber nicht mehr. Auf eine Ausweitung, oder Erweiterung, wartet man vergeblich.

Dies macht die Alben nicht schlecht – nur leider sehr, sehr berechenbar. Weist »Quazarz: Born on a Gangster Star« noch einige Highlights auf, wenn das Album nicht in beliebige, repetitive und lieblose Instrumentals abgleitet, ist »Quazraz vs. The Jealous Machines« eine offene Geduldsprobe. Es gibt keine Dringlichkeit, die Synthieflächen sind so soft, dass man sie in Perwoll ertränken kann, Percussions und Glitches übertreffen sich in ihrer eigenen Irrelevanz.

Ishmael Butler hatte schon immer die Tendenz zu breiter Moralisierung, auf »Quazarz« hat sie nun leider Überhand gewonnen. Mehr noch: Sein überhebliches Moralisieren und das unnötige Anprangern der heutigen Musikszene bringt einen zum Verzweifeln. Etablierter experimenteller HipHop führt häufig zu Fremdscham, wenn er unbedingt mahnende Worte an die jüngere Garde richten muss. Darum – als Abschluss und in klimatischer Form – Beispiele:

»Fuck Gucci, Louis, Prada, Dolce & Gabbana/ Every devil dumping garbage off the coast of Somalia/ A toast to the pirates/ Dip the holster, fire it/ Erase all the tyrants« (»Parallax«)

»God, who came first? The rapper or the trapper?« (»Gorgeous Sleeper Cells«)

»Soldiers on throne/ Too naive to hope/ Keep guns in their coats/ For dancing/ Feudalist guilds/ Upload holy wars/ For a fascist jihad/ With hashtags« (»The SS Quintessence«)