Olli Banjo Dynamit
Olli Banjo ist wieder scheiße drauf. Was prinzipiell gut ist. Es führt nämlich dazu, dass sie sich für »Dynamit« alle wieder versammeln, die kleinen Dämonen, die zahlreichen Olivers, all die Charaktere eben, die zusammen das »Schizogenie« zum Leben erwecken. Oliver, der zynische Alltagsbeobachter. Oliver, der unterforderte Hochtalentierte, der nur auf den ersten Blick Blödsinn rappt. Oliver, der enttäuschte Gläubige, der Zerrissene, der morgens zu Schlaftabletten und nachts zu sonstwas greift. Und der Pathos-Oliver, ja, der ist auch da. Wer nicht mit dem Schaffen des Olli Banjo vertraut ist, hält das vermutlich schnell für eine unverdauliche Mischung, die Wahrheit (ich finde, man sollte öfter die Wahrheit für sich beanspruchen) ist aber, dass keiner dieser Olivers alleine ein Album tragen könnte – und wollte.
»Dynamit« ist also heterogen. »Dynamit« ist auch – und zuvorderst – ungemütlich. Denn schon wenn Olli gelobt, sich »frei von dem Müll« zu machen, ist klar, dass genau das nicht passieren wird. Dafür nagt sie zu sehr an ihm, die Mixtur aus Abscheu vor den großen Problemen, diffusem Weltschmerz und dem kritischen Blick auf HipHop und auf sein eigenes Leben. Ein Blick, der immer wieder unvermittelt von irrationaler Subjektivität in eine nüchterne Beobachterperspektive wechselt. Das macht auch die Fallhöhe so groß. Von barocken Ölgemälden wie »Träumer« mit Kool Savas (»Melodien werden Farben und malen sich selbst«, ja?) oder »Mein Baum« mit Xavier bis hin zu freidrehendem Gekloppe wie »Uzi« und dem »Jogginghosenmann« passiert so ziemlich alles, getragen von UK-inspirierten, angenehm sägenden Produktionen und dem einen oder anderen rockigen Drumset.
Es ist ziemlich gut möglich, dass die konsequente Ruhelosigkeit in Text und Ton, die verkaterte Fuckedupness das hier nicht zum lockersten Albumvergnügen werden lässt. Es könnte auf Dauer schade sein, dass die Songs mit Savas, Sido, Marteria und Yasha eher wie gute Outtakes aus deren Alben klingen und nicht wie Teile von »Dynamit«. Es könnte sogar passieren, dass hier am Ende mit »Ecstasy« und »Mädchen aus den Slums« zwei, nun ja, Liebeslieder gewinnen, weil sie die besten Bilder, die rotesten Fäden, die sauberste Dreckigkeit bringen. Aber »früher war mehr Lametta«? Solange Olli Banjo immer wieder was loszuwerden hat, ist das zu verschmerzen.