Olexesh Nu Eta Da

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ALL GOOD Punchline Ausreichend für die Top 10.

Vor kurzem saß ich mit ein paar alten Schulfreunden zusammen und wir klickten uns wahllos durch aktuelle Deutschrap-Clips, als wir plötzlich auf »Hokus Pokus« von Olexesh stießen. Links und rechts neben mir fassungslose Blicke. Ich hingegen war höchst erfreut – genau wie über »Nu Eta Da«, das Debüt des Exilukrainiers.

Andererseits kann ich die Aversion gegen Olexesh durchaus nachvollziehen. Seine Art der Artikulation – seien es Rapstil oder Wortwahl – ist nicht jedermanns Sache. In der Tat war »Authentic Athletic«, das erste Mixtape des Darmstädters, noch ein wenig unausgereift. Was man vom Debütalbum definitiv nicht mehr behaupten kann.

Was hier alles los ist! Da wird die Pfütze im löchrigen Asphalt zum Straßencocktail, der am besten mit Eiswürfeln genossen wird. Als Deutschraps Ivan Drago schickt Olexesh seine Gegner per Blitz-K.O. auf die Bretter – »Endstation: Doktor Schiwago«. Und nur Olexesh schafft es, in »Purple Haze« die Huldigung illegaler Rauchwaren sowie 2Pacs »Hellrazor« und die Nennung von Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger in einem Refrain unterzubringen.

Und es geht ja noch weiter! Wenn Olexesh »Autoscooter rückwärts« rappt, dann weiß man sofort was gemeint ist. Es macht Spaß, die Texte von Olexesh auf diese absurden Assoziationen hin abzusuchen. Im Rahmen seiner abseitigen Fabulierlust vermengt Olexesh Hattrick-Fallrückzieher von Andrij Schewtschenko mit Klassikern der Weltliteratur wie Tolstois »Krieg & Frieden«, Schilderungen über alkoholisierte Milizen, unerlaubte Obdachlosenkämpfe, Infights mit Kaufhausdetektiven oder das Füttern von Cracktauben.

Für manch einen mag sich das nach hartem Nonsens anhören. Für mich aber ist es der derzeit authentischste und sympathischste Straßenrap aus Deutschland. So wortkarg oder unbeholfen Olexesh manchmal in Interviews wirkt, so eloquent und vielseitig sind seine Formulierungen und Reimschemata auf »Nu Eta Da«. Was sich im Kopf von Olexesh alles abspielen muss, um solche Reime zu schreiben, ist kaum vorstellbar.

Zumal auch immer wieder sein ganz eigener Humor durchscheint. Exemplarisch hierfür ist wohl »Nächster Halt Top Ten«. Auf einem Funk-Cut, der mit Bässen und klebrigen Synthies an die Themes von Fernsehserien der späten 70er Jahre erinnert, fährt sich Olexesh seinen ganz eigenen »Miami Vice«-Film. Und der geht so:

»Unter Palmen wirst du eingeölt / bitte wisch mir mein Schweiß ab, weil der Service dazugehört. / Trinkgeld, Kleingeld – bloß keine großen Scheine / sei nicht so großzügig, denk an die Rückreise. / Ich zeig dir den Strand, lass uns mit Delfinen schwimmen / Oberkörper frei auf Jetskis – ich will mehr gewinnen. / Halt dich gut fest, wir halten kurz am Eisstand. / Oder Alkohol für die ganze Mannschaft. / Barbershop, lass mir die Seiten schleifen / endlich Parra – jetzt kann ich gut schlafen.«

Noch Fragen? Gut. Danke.