Milonair AMG
Azzlackz-Takeover! Nach Hafti und vor Celo & Abdi kommt endlich der Hamburger Milonair mit seinem Album um die Ecke – und gerät ordentlich ins Schlittern. Weil: »AMG« ist leider bis oben hin mit Trap vollgestapelt und lässt Milo kaum Platz für seine Uniqueness.
Vor gut einem Jahr habe ich Milonair mal am Telefon interviewt. Eigentlich sollte sein Debütalbum schon damals erscheinen. In der Mail, die mir sein Management – er war damals noch nicht bei den Azzlackz gesignt – befanden sich auch ein paar Tracks, von denen es in dieser ursprünglichen Form leider keiner auf »AMG« geschafft hat. Das ist sehr schade, weil ich die Tracks damals sehr gut und Milonair auch immer noch für einen sehr spannenden Charakter im deutschen Rap-Game halte. Unser Interview über seinen Aufenthalt im Knast bestätigte das nur.
Wie schon erwähnt, ist es aber leider kein sonderlich gutes Album geworden – Begründung: Musikalisch bietet »AMG« einfach zu viel des Guten. Nach BoomBap-Überdruss besinnen sich immer mehr Straßenrapper wieder auf ihre, nun ja, Wurzeln und picken Synthie-Beats. Derzeit sehr angesagt: natürlich Trap. Gerne auch in Kombination mit röhrenden Dubstep-Sägezähnen oder jaulenden E-Gitarren.
Darüber, dass deutsche Rapper sich aktuell an Trap-Beats die Zähne ausbeißen, werde ich mich in Kürze noch umfassender auslassen. So viel sei aber schon vorweg genommen: Ich halte ich dieses sehr zeitgeistige, sture Beatpicking nicht für besonders schlau. Und es ist auch schade um die bisweilen guten Beats aus Snare-Rolls, Brummbässen und HiHat-Rasseln. Besonders schade ist es aber um das, was Milonair gerne vermitteln würde.
Auch, weil er ein echt witziger Typ ist. Sein trockener Hanseaten-Humor scheint zwischen klischeebehaftetem Phrasengedresche immer wieder durch. »Jiffen« mit Harris hat zwar einen ganz seltsamen 80er-Beat, aber der komplett bekloppte Kiffertalk in bester GBZ-Manier bringt einen schon zum Schmunzeln. Und wer Milo ein bisschen auf Instagram folgt, weiß auch, dass er durchaus mehr über das Sitzen in der Luxuslounge von Fußballstadien und das Leben als Privatier zu erzählen hat als manch einer seiner flunkernden Kollegen.
Aber ähnlich mühsam, wie Milo die Silben am Ende des Taktes dehnt und man ihm unter die Arme greifen und in Richtung der zweiten Snare helfen möchte, steht es um seine Persönlichkeit auf »AMG«: es geht viel verloren. Dabei bin ich der festen Überzeugung, dass weniger überladene Beats dem Hamburger um einiges besser stünden. Hört euch noch mal dieses »Meine Stadt« oder »Biobotaniker« mit Mosh 36 an. Insbesondere der zweite Track zeigt doch, was Milo auf BoomBap-Basis kann und lässt mich sehnsüchtig auf ein gemeinsames, illegalen Rauchwaren huldigendes Album von den beiden hoffen. Oder auf das nächste, dann hoffentlich etwas entspanntere Milonair-Album.