MC Smook Bereit zu Leben

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ALL GOOD Punchline Allemal vielversprechend.

These: Die Glow Up Dinero Gang, jenes abstruse Movement, das sich im letzten Jahr um den Lieblingswiener you love to hate – Money Boy – geformt hat, liefert von Übertalent LGoony bis hin zu Figuren wie Medikamenten Manfred, deren Zuständigkeitsbereich eher unklar bleibt, eigentlich ein Gesamtabbild der deutschen Rap-Szene. Es ist alles dabei: Neben Money Boy, der sich in den letzten fünf Jahren unverkennbar zu einem akzeptablen MC hochgearbeitet hat und LGoony, der jüngst sein »Grape Tape« veröffentlicht hat, ist vor allem MC Smook ein vielversprechendes GUDG-Member. Dank Songs wie »Kola mit Ice«, »Süß wie 1 Babypinguin« oder »Grinden mit Delphinen« hat der Rapper aus Issumnistan vor allem auch schon veritable Hits vorzuweisen.

Nun haben Money Boy und die GUDG-Members in letzter Zeit desöfteren verlauten lassen, man habe mit dem komödiantischen Frühwerk abgeschlossen und wolle von nun an ernstzunehmende und qualitativ hochwertige Musik machen. Nun, Money Boy und Hustensaft Jüngling haben gerade eine gemeinsame Wohnung bezogen und scheinen an entsprechenden Releases zu arbeiten, LGoony hat mit dem »Grape Tape« – aber zuvor auch schon auf seinem »Space Tape« – abgeliefert und somit wäre MC Smook der erste GUDG’ler mit einem »ernstzunehmenden« Album.

Und da geht es dann schon los: Kann man das ernst nehmen? Oder sind diese Vaporwave-Videos, DJ-Khaled-Huldigungen, größenwahnsinnigen Tweets und die mit steinerner Mimik ausgesessenen Video-Interviews ein riesengroßer Spaß? Vermutlich spielt sich das Konzept MC Smook irgendwo zwischen diesen beiden Extremen ab. So ganz hat sich mir das auch noch nicht erschlossen. Fest steht aber, dass diese Mischung aus Duisburger Dadaismus, seriöser seriousness und irgendwie verdammt geilen Beats etwas hat.

Gut, man muss Smooks eigenen Flow und die sich irgendwo zwischen Kollegah und DJ Katch Money (of Freunde-der-Sonne-Fame) bewegende Stimme schon mögen und vielleicht auch darüber hinwegsehen, dass nicht jeder Part bis zum Äußersten geflowed ist. Aber »Bereit zu Leben« ist dennoch – oder gerade deswegen – ein wirklich interessantes Album. Die 14 Tracks sind dabei, der Name sagt es schon, ganz klar als Antithese zu Notorious B.I.G.s Klassikeralbum »Ready To Die« zu verstehen. Hier will einer das Leben genießen – und ich rede nicht von Hans Entertainment.

Soll heißen: »Bereit zu Leben« ist voll mit feel-good-Musik. Da sind zum Beispiel das als tiefenentspannte Funk-Cut getarnte »Kola mit Ice«-Sequel »Kein Ice in der Kola«, das Nelly-und-Kelly-Update »Kaba zum Barbecue« so wie das abgetrippte LGoony-Feature »Lass uns in die Zukunft« oder der lockere Piano-Crooner »Rap Made Me Do It«. Das ist die eine Seite von »Bereit zum Leben«. Die andere sind Tracks wie zum Beispiel »La Vita É Bella«, in dem Smook eine mit allerlei dramaturgischen Kniffen versehene Liebesgeschichte erzählt, die in der Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs spielt. Dann sind da aber auch noch so rätselhafte Seelenstriptease-Songs wie »Letzter Ehrenmann Alive« oder »Einsam«.

Die Beats auf »Bereit zu Leben« sind herrlich ignorant und haben von AOR-Anleihen (»Fliegen«) über düstere Frühneunziger-Loops auf Piano-Basis (»Sie wollen nicht«), bis hin zu Spät-Neunziger-Pitchbangern (»Hitkatalog«) all das zu bieten, was man derzeit vor lauter Snare-Rolls und Trap-Imitationen gerne vergisst. Dennoch lässt einen das Album ein bisschen ratlos zurück. Ja, das ist unglaublich sympathisch und MC Smook ist ein guter Entertainer. Der »gottverdammte Movie«, von dem er in der Promophase immer gesprochen hat, ist das Album dann aber noch nicht. Dafür wirkt es zu unfertig und nicht zu Ende gedacht – aber vielversprechend allemal.