Kenji451 Trust

Kenji 451 - Trust
ALL GOOD Punchline Tief im Cloud Rap.

Als grim104 sich Ende 2013 mit seiner Debüt-EP als spannendster Deutschrap-Newcomer des Jahres entpuppte, geriet die Musik vor lauter Faszination für seine politisch gefärbten Texte ein wenig in den Hintergrund. Zu Unrecht, denn einen ebenso exzellenten Job machte auch Kenji451, der sieben der acht Instrumentals produzierte und einen beeindruckenden Mittelweg zwischen Songdienlichkeit und Musikalität ging.

15 Jahre nach seinen ersten Gehversuchen als Beatbastler legt er nun sein erstes Album »Trust« vor – und liefert einen weiteres Argument für die längst überfällige, aber zumindest stetig steigende Aufmerksamkeit und Anerkennung für die hiesigen Producer.

Der Berliner lässt träumerische Atmosphären und trockene, zeitgeistige Drumbanks aufeinanderprallen und steht damit tiefer im Cloud Rap als hierzulande bislang üblich. Andererseits hat er harmonisch weit mehr zu bieten als der Durchschnitt: Ein Loop macht hier noch lange nicht den halben Track, stattdessen durchlebt jedes Stück eine ausschweifende musikalische Entwicklung.

Gleich mit »Drugs Don’t Numb Much« gelingt ein tiefschwarzer Einstieg: Angezerrte Sounds schwirren durchs Panorama, wie so oft haucht ein Mantra-artig wiederholtes Vocal-Sample dem Beat Leben ein – und macht in diesem Fall die unbehagliche Stimmung perfekt: »Do you believe that you belong to something?«

Deutlich wohlklingender geht etwa »In The Castle Of Shadow Ellar« mit seinen zarten Streichern vor. Oder auch »Untitled«, wo neben einem schüchternen Saxophon womöglich die betrunkene Späti-Begegnung auftritt, von der Kenji im Video-Teaser erzählte. Ein jazziges Piano-Sample, dunkle Drones und andere Klangteppichfasern treffen sich im eingängigen Titeltrack. Mit Abstand am meisten Energie fließt schließlich beim erbaulichen »All Tomorrow’s Wars Are Over« durch die Kopfhörer.

Verhältnismäßig puristisch mutet dagegen »No Good 4 U« an, ehe das vielschichtige »It Was A Pleasure Serving You« zur großen, finale Geste ausholt. Nur selten präsentiert Kenji derart eindeutig sein Hauptinstrument: die Violine. Das macht aber gar nichts, denn die Schlüssigkeit kommt seinen Stücken trotz all der klanglichen Heterogenität nie abhanden. Findet auch grim104, den sie bei edit Ent. folgendermaßen zitieren: »Wenn ich ›Trust‹ höre, ärgere ich mich schon wieder. Ich hätte auf jedem einzelnen der Tracks liebend gerne gerappt.«