Jack Dice Sip Paint

Jack Dice - Sip Paint
ALL GOOD Punchline Imposante, pumpende Beats.

Vom Online-Store Boomkat ins Leben gerufen, behauptet sich das Label Modern Love seit mehr als zehn Jahren als Geschmacksinstanz für die düstere Seite der Tanzfläche. Schroffe Techno-Releases von Künstlern wie Andy Stott, Demdike Stare und Pendle Coven gehören für die Briten zur Tagesordnung. Dub-lastige Produktionen mit Hang zu Industrial- und Drone-Exkursen sind ihr Metier. John Twells und Walker Chambliss (alias Walkmasterflex) schlagen auf ihrer zweiten Platte als Jack Dice einen eher abseitigen Weg für Modern-Love-Verhältnisse ein. Sie servieren wolkig-atmosphärische HipHop-Beats, die durchaus auch aus der Feder eines Evian Christ stammen könnten.

»Low Glo« bietet einen Einstieg, auf dem man sich nicht schlecht die von Chambliss vertretenen Main Attraktionz vorstellen könnte. Drohendes Rauschen, 808-Geticker und eine Synthie-Wand, die sich sukzessive aufbaut, leisten Starthilfe für den Star der Show, der sich »Stash’s Theme« nennt. Wo auch immer Jack Dice eine anscheinend aus Massachusetts stammende Rapperin namens Stash Marina aufgegabelt haben – sie leistet auf dem einzigen Vocal-unterstützten Track der EP erstklassige Arbeit. Wie Gangsta Boo nach einer ärztlich verschriebenen Hustensaft-Kur segelt Stash über das imposante, pumpende Beat-Gerüst und sorgt so für flattrige Ellenbogen von Boston bis Büttel an der Elbe.

Dazu noch eine Reverb-getränkte Collage aus Jungle-Schnipseln und etwas, das vage nach Gonjasufi-Sample klingt (»Kerosene«), sowie eine schleppende Clams Casino-Hommage (»Radium Dial«) – und fertig ist ein sehr gelungenes Endprodukt, das gekonnt über den Dub-Techno-Tellerrand hinausblickt.