Future Honest
Geht es um Future, steht dieser unattraktive Elefant im Raum: irgendwas mit Auto-Tune. Wurde offenkundig nicht mit dem halbherzigen »D.O.A.« erledigt, das Thema – aber interessanterweise hat ausgerechnet »Honest« das Zeug dazu, die Software zum Diskussionsgegenstand non grata zu erklären. Denn »Honest« ist alles, nur kein Auto-Tune-Gimmick-Album. Wirklich, »Honest« ist alles. Bekloppter Swag-Rap von der Straßenecke. Breitbeiniger Kokstickerfilm. Arrogantes bis aggressives Gespucke. Und dann vom reumütigen Großverdiener zum sehnsüchtelnden R&B-Crooner in ein, zwei Atemzügen.
Inmitten all dieser verwirrenden Menschlichkeiten vollbringt Future ein Kunststück nach dem anderen. Erstens sind Stücke wie der hirnzerreißende Opener »Look Ahead« und »Benz Friendz (Watchutola)« mit Andre 3000 die Essenz dessen, was Outkast einst in die perfektesten aller Atlanta-Rap-Alben gegossen haben. Zweitens haben die Produktionen – unter Aufsicht von Mike Will Made It – wesentlich besseres zu tun, als sich in dümmlichem Trap-Geschepper zu ergehen. Man sollte jetzt keine Jazz-Chops erwarten, aber das bohrende Asphalt-Ungetüm »Move That Dope«, der Disney-Sonnenuntergang »Blood, Sweat, Tears« und eigentlich alle weiteren zehn Tracks (die Deluxe-Bonus-Tracks ignorieren wir geflissentlich) sind beileibe nicht frei von Kitsch und Kunststoff, haben aber immer eine gewisse Tiefe, die den zappelnden Hi-Hats den nötigen Halt gibt.
Und drittens? Drittens ist aus dem Future von »Pluto« – zu gleichen Teilen schmuddeliges Pop-Vergnügen und grenzgeniale Auto-Tune-Ignoranz – ein schlauer Künstler mit einer völlig eigenen, vernuschelten, krächzenden Stimme geworden, der Leute wie Kanye, Drake und Lil Wayne nicht nur aus kommerziellen Gründen neben sich hat, sondern vor allem, weil da sonst niemand mehr hinpasst. Den Weltraum-Größenwahn, den zerrissen-emotionalen Trübsinn und die Hustensaft-Abfahrt beherrscht er längst ganz alleine. Und über Autotune muss man dabei echt nicht mehr reden.