Fetty Wap Fetty Wap

  • VÖ:  25. September 2015
  • Warner
Fetty Wap
ALL GOOD Punchline Ein Kind der Zeit.

Es war in den letzten neun Monaten schier unmöglich, nicht über Fetty Wap zu stolpern. Die ohrwurmgeprüfte Hook der »Trap Queen«, die der junge Rapper aus New Jersey so energisch trällert, sickerte auf seinem Streifzug zum Charthit durch unzählige HipHop-Blogs und soziale Netzwerke. Insbesondere durch die Kurzvideo-Plattform Vine, auf der sich immer wieder bassige Hip-Hop-Tracks Marke Atlanta mithilfe humoristischer Homevideos zu Hits mausern, fand sein Mix aus unverkennbar herausposaunten Adlibs, hymnischem Crooning und bassbetriebenen Beats großen Anklang und Parodiewert.

Fetty Waps Werdegang ist somit im Jahre 2015 nichts Neues. Allzu viele neue Rapkarrieren scheitern gerade daran, dass hashtagfähige Hooks und virale Aufmerksamkeit nicht vor dem Schicksal des One-Hit-Wonders schützen.

Mit drei Top 10-Singles in den Billboard Charts muss sich Fetty Wap darum aber keine Sorgen machen. Grund genug, auf erfolgsvorbereitende Mixtapes zu verzichten und zum großen Debütalbum anzusetzen. Das düstere Cover des Albums, das den Rapper mit seiner durch ein Glaukom entstandenen Augenverletzung zeigt, steht im starken Kontrast zu den darauf enthaltenen euphorischen Tributen an Girls, Geld und Gang. Das selbstbetitelte Album ist ein musikalisch und textlich verlängerter Arm seiner drei bisherig releasten Singles. Entgegen jeder Erwartung erscheint kein großer Star als Feature auf den 17 Songs des Majordebüts. Begleiten lässt er sich lieber von unbekannteren Namen seiner eigenen Remy-Boys-Gang. Auch auf Produzentenseite gibt es kein Lebenszeichen eines Kalibers wie MikeWillMadeIt – stattdessen sorgen Produzenten aus dem näheren Umfeld wie Yung Lan und Peoples für den nötigen Wumms. Durch sie ergibt sich ein durchdefiniertes Soundbild, das schon die Hits wie »My Way« im Voraus prophezeiten.

Aus jeder Ecke erklingen also Glockentöne, bricht bollernder Bass über einen herein und mittendrin stöhnt, pustet, grölt Wap allerlei Selbstpromotion hinaus – wie beispielsweise auf »679« (»You talking bands, girl I got it / Benjamins all in my pockets«). Fetty Wap stellt sich dabei als ausgewiesener Romantiker heraus – eine Art moderner Minnesänger –, nur dass hier die Angebetete für ihn selbstverständlich nicht unerreichbar ist. Doch im Gegensatz zum ähnlich gefühlig veranlagten Drake ist Wap eine Spur rüpeliger als der um Diskretion bemühte Kanadier (»She don’t give a fuck who stares / looking too good, get you fucked on sight«).

Das stetige Winken mit Geld und Status zur Brunftzeit wird zum inhaltlichen Dreh-u nd Angelpunkt des Albums und lässt einen schnell erahnen, dass es sich bei Fetty Wap nicht gerade um einen flexiblen Texter handelt. Er hat weder die übertrieben geschmacklosen Einfälle eines Young Thug, noch den humorigen Ansatz der Migos. Aber das macht nichts, schließlich ist Fetty Waps große Stärke schließlich sein Stil, nicht die Substanz. Wenn er auf »Rewind« in seichte Synthesizerflächen mit dem markanten »Remy Boyyyyssss« reinplatzt und so geschickt wie keiner zurzeit zwischen Kicks und Snares Hooks im Singsang platziert, dann verzeiht man ihm sofort seine fehlende textliche Tiefe. Sein Debüt lässt uns zwar über Fetty Wap als Person im Dunklen, ist aber eine lückenlose und höchst eingängige Kompilation aller HipHop-Trends der letzten fünf Jahre: Langgezogene Silben, Emphase auf Bass, scharfgeschnittenes Snaregefuchtel und die Symbiose aus Rap und Gesang. Ein wahres Kind der Zeit.