A$AP Rocky At.Long.Last.A$AP

asap
ALL GOOD Punchline Als Ganzes schwer verdaulich.

Inwiefern Rocky-Mentor und Mob-Mastermind A$AP Yams vor seinem Tod in den Schaffensprozess von »At.Long.Last.A$AP« involviert war, lässt sich nur schwer zurückverfolgen. Einige Quellen behaupten, das Album sei im Januar bereits abgeschlossen gewesen, andere widersprechen der These. Doch beim Hören von Rockys zweitem Major-Album wird man den Eindruck nicht los, dass eine leitende Hand und ein paar kritische Ohren im Gesamtbild fehlen.

Bei allem Gerede über Rockys neu entdeckte psychedelische Seite wirken die Songs eher planlos zusammengewürfelt, als dass sich ein schlüssiger Trip entfaltet. Die holprige Tracklist lässt die 66 Minuten länger wirken, als sie ohnehin schon sind. Besonders auf der zweiten Hälfte von »A.L.L.A.« finden sich mehrere Stücke, die getrost hätten ausgesondert werden können. »West Side Highway« klingt wie aus dem Papierkorb von Frank Ocean stibitzt, bei »Better Things« passt nichts zusammen und auch Tracks wie »JD«, »Max B« und »Dreams (Interlude)« erfüllen keinen erkennbaren Daseinszweck. Dafür, dass Joe Fox nicht singen kann, bekommt er erstaunlich viel Platz zugesprochen, um auf dem Album sein krächzendes Indie-Stimmchen erklingen zu lassen.

Nichtsdestotrotz muss man Rocky ein Kompliment dafür aussprechen, dass er eine sehr eigene Soundrichtung einschlägt, die sowohl als logische Fortsetzung seiner »Purple«-Tage, als auch als potentiell trendsetzender Fortschritt verstanden werden kann. Cloud Rap wird hier nicht mehr nur als Subgenre-Bezeichnung aufgefasst, sondern als ästhetische Spielart, mit der Rocky auch Felder des Dream Pop und der Neo-Psychedelia erschließt. Zwar klingt das manchmal wie Beach House für Arme, aber im HipHop hat das so noch keiner gemacht.

Was zudem auffällt: Rocky hat sich beim Rappen richtig Mühe gegeben. »Pharsyde« ist vollgepackt mit exzellenten Reimketten (»Found his body parts in awkward places / Like apartments, basements / Garbage, vacant lots, garages, spaces, Harlem’s far too spacious«) und pointierten Beobachtungen (»Gentrification split the nation that I once was raised in / I don’t recall no friendly neighbors face on my upraising«). »Canal St.« berührt mit seinem eingängigen, ehrlichen und souveränen Storytelling. »Holy Ghost« vereint religiöse Symbolik mit Selbsterhöhung und Bigotterie-Kritik.

Am meisten Spaß macht »A.L.L.A.« an seinen souligen Stellen. Kanye legt auf »Jukebox Joints« einen seiner besten Parts der letzten Jahre hin und schüttelt einen lockeren Mittzwanziger-Kanye-Beat aus dem Ärmel. Pimp Cs Sheryl-Crow-Line auf »Wavybone« treibt Freudentränen in die Augen und Liquortropfen auf den Boden, und auch Rockys Schulterschluss mit »Houston Old Head« Bun B ist schön anzuhören. Beide Nummern stechen mit ihren Vocal-Samples aus dem ansonsten überwiegend synthetischen LSD-Sumpf hervor. Sie bieten einen willkommeneren Gegenpol zu den aggressiveren Momenten des Albums, als es die teilweise forciert wirkenden psychedelischen Füller-Tracks tun.

Leider sind es nur eine Handvoll Songs auf dem Album, die wirklich hängenbleiben und als Ganzes ist »At.Long.Last.A$AP« eher schwer verdaulich. Das mag an Yams Abwesenheit liegen oder andere Gründe haben. Unterm Strich ist »A.L.L.A.« kein »Live.Love.A$AP«, aber dennoch ein mutiges und stellenweise charakterstarkes Majorlabel-Album.