A7PHA A7PHA
Als sich mein Nerdstatus noch darin manifestierte an sonnenverseuchten Sommernachmittagen stundenlang alte Scribble Jam-Battles auf YouTube nachzuholen, hielt besonders ein schmächtiger Goatee-Jünger namens Doseone meine Aufmerksamkeit. Ich war mich sicher: Wer sich mit einer solchen nasalen Eleganz von Reimkette zu Reimkette frontete, Tempi im Halbsatz wechselte und schonungslos subversiv HipHop-Klischees unterwanderte, musste früher als später durchbrechen, auch wenn Doseone im Halbfinale noch gegen P.E.A.C.E verlor.
Doseone gründete anticon. mit, hatte Projekte mit Jel (Themselves, Subtle), The Notwist (13 & God), Why? (Clouddead, Greenthink) und zuletzt eine Supergroup mit Mike Patton und Tunde Adebimpe (Nevermen), aber während Labelmates und Zeitgenossen (Why?, Sole, Sage Francis) sich moderaten Erfolg erspielten, sogar El-P sein Comeback feiern durfte, blieb Doseone oft Insiderwissen und Freundschaftsgrundlage.
Daran wird auch das neue Projekt mit Mestizo namens A7PHA nichts ändern. Produziert von Letta, Alias und Doseone wird Atmosphäre hier noch mit ausblutenden Synthiepads, Arpeggios, knarzenden Bässen und schneidenden Snares gedacht – songdienlich meistens, nie ganz am Trend vorbei. Aber: Wenn Trap zitierend (»Sicked«) oder vibend (»Hater Hate It«, »Modern Animal«), dann nach den eigenen Styles verzerrt.
Meistens also Leinwand für die Performances, wobei Mestizo Abbott zu Doseones Costello spielt, kontrolliert die Spannung aufbaut, während seine Flows an Komplexität zunehmen. Doseone wechselt währenddessen zwischen hohen, nasalen und bedrohlich geknurrten Passagen, rap-singt mit sich im Duett, benutzt Doubletimes nicht (nur) zur Selbstdarstellung, sondern um Klangpunkte zu setzen und moduliert den Flow oft drei, vier Mal in einem Song. Alle Trademarks also, die sich über die letzten Jahre herausgebildet haben.
Dass das Album über Fernbeziehung und Postproduktion entstand, hört man jedoch. Zu sauber klingen manchmal die Übergänge zwischen den Parts, wo die Arbeit im Studio noch mehr die stimmliche Dynamik zwischen Doseone und Mestizo hätte ausloten können. Über Lust und Wille auf den Nachfolger hingegen, liest man bereits. Sollte es soweit kommen, nummeriere ich schon mal die Kalendertürchen.