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Ein Kommentar von Mathias Liegmal

Deutschraps böses Erwachen

Bonez MC

Als Deutschrap-Fan hatte man es 2019 wahrlich nicht leicht: Gzuz und die Vorwürfe der häuslichen Gewalt und der sexuellen Belästigung, die rechtskräftige Verurteilung von Schwesta Ewa, Bushidos Schlammschlacht gegen On-Off-Kumpel Fler und Off-Kumpel Arafat, Kollegahs Alpha-Mentoring-Programm und sein Hang zu Verschwörungstheorien, Prinz Pi und seine Äußerungen zum angeblich nicht vorhandenen Rassismus im Deutschrap, Jigzaw und so ziemlich jede seiner Handlungen. Deutschsprachigen Rap auch weiterhin als seine Lieblingsmusik zu bezeichnen, war in diesen Tagen nicht unbedingt einfach.

Doch während man gerade noch dabei war, seine Emotionen halbwegs zu sortieren und sich krampfhaft die hinterletzten Argumente zusammenzusuchen, um diese*n oder jene*n Künstler*in noch weiter guten Gewissens hören zu können, war das Jahr 2020 bereits dabei, noch einmal fleißig nachzulegen. So brach im März mit der Auseinandersetzung zwischen Fler, den #unhatewomen-Aktivistinnen und Shahak Shapira schon der nächste Skandal über Rap-Deutschland herein. Nur kurze Zeit später war Fler erneut großer Kritik ausgesetzt, als er Jalil als »Sklaven« betitelte. Nur kurze Zeit später provozierte MC Bomber durch einen abfälligen Post über die #MeToo-Bewegung. Und Kitschkrieg arbeiteten jüngst nicht nur unbekümmert mit Gzuz und Bonez MC, sondern auch mit dem verurteilten Mörder Vybz Kartel zusammen. Auf demselben Album featurete das Kollektiv auch Jamule, der wenige Wochen nach der Veröffentlichung durch rassistische Aussagen in einem geleakten Privatvideo auffiel. Etwa zeitgleich machte auch Bonez MC von sich reden, als er in einem Post Frauen empfahl, sich gefälligst geografisch zu bilden, Tanzkurse zu besuchen und Schach spielen zu lernen, um von ihm als attraktiv empfunden zu werden.

Mit besagten Ereignissen ist die Liste bei weitem noch nicht vollständig – zumal das Jahr 2020 noch gar nicht zu Ende ist. Mittlerweile vergeht kaum mehr eine Woche im Deutschrap, in der es keinen Grund zur Aufregung gibt. Tweets, Instagram-Posts, Interview-Aussagen oder natürlich Song-Texte – irgendwas ist immer. Shitstorms voller Empörung treffen regelmäßig auf halbherzige Entschuldigungen oder trotzige Reaktionen voller Unverständnis. Doch warum eigentlich – und wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Die Fronten sind mittlerweile verhärtet. Erst kürzlich äußerte Fler auf Twitter den Wunsch nach einer »neutralen HipHop-Plattform«. Der Berliner machte damit nicht zum ersten Mal deutlich, dass er sich durch Journalist*innen unverstanden fühlt und die häufige Kritik an seiner Person nicht nachvollziehen kann. So betonte er beispielsweise im Gespräch mit Ali Bumaye, dass er das familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl in der Szene vermisse – womit er im Endeffekt wohl vor allem meint, dass man sich innerhalb der Szene doch bitte nicht gegenseitig kritisieren solle, wie er in einem Interview mit Staiger offenbarte. Auch Finch Asozial gab kürzlich entrüstet zu Protokoll, man habe früher viel mehr sagen dürfen. Zwar würde er mittlerweile darauf achten, bestimmte Wörter nicht mehr zu sagen, doch gebe es ebenso auch Schimpfwörter, die man ihm bitte nicht nehmen solle, weil sie doch »so druckvoll« wären.

Wenn Rapper*innen gegenwärtig ihr Unverständnis über die aktuelle Situation äußern und immerwährend betonen, dass man früher viel mehr sagen durfte, ohne dass es jemanden gekümmert habe, und anschließend nostalgisch bis sehnsüchtig darüber philosophieren, dass die Deutschrap-Szene einfach nicht mehr dieselbe sei – dann haben sie vollkommen Recht damit. Deutschrap im Jahr 2020 ist bei weitem nicht mehr das, was er 1995 oder auch 2005 noch war. Deutschrap ist weiblicher und bunter, ja ganz allgemein: vielfältiger geworden. Dass es immer häufiger auch innerhalb der Szene starken Diskussionsbedarf gibt, ist da zunächst einmal unausweichlich – aber letztlich vor allem auch ein Zeichen von gelebtem Pluralismus.

Natürlich fühlt sich jemand, der oder die Jahre lang gewissermaßen machen und sagen konnte, was er oder sie wollte, und nun für genau dieselben Worte und Taten plötzlich Kritik erntet, zunächst einmal eingeschränkt. Gleichzeitig sollte die Person sich jedoch fragen, wieso sie sich eigentlich so stark in ihrer einstigen Freiheit beraubt fühlt, wenn diese doch dann allen Anschein nach vor allem darin bestand, Minderheiten beleidigen und verletzen zu dürfen. Gleichzeitig wäre es zu einfach, die Schuld allein bei den Künstler*innen zu suchen. Wenn jemand wie Fler sich die »guten alten Zeiten« zurückwünscht, in denen er Deutschrap-Medien noch als »neutral« wahrgenommen hat, so fordert er damit vor allem auch eine Duldung von Missständen zurück, die in der Vergangenheit tatsächlich an der Tagesordnung war.

Kool Savas beschrieb die damaligen Verhältnisse kürzlich in einem hörenswerten Gespräch mit Samy Deluxe so: »In Berlin hatte ich das Gefühl, dass das überhaupt nicht kritisch beäugt wurde. Ich habe so wenig kritische Stimmen aus Berlin gehört damals. […] Die Berliner haben das so in irgendeiner Form so akzeptiert und dachten so: ›Joa, dit is jetzt halt… dit is der Berliner Style.‹« Zwar hätte Savas schon erste kritische Stimmen vernommen, doch hielt er diese damals noch für unberechtigt: »Damals war es mich für mich so: Dadurch, dass ich mich nicht als Sexist gesehen hab, hab ich nicht verstanden, dass diese Inhalte für andere trotzdem sexistisch sind, weißt du? Weil es sexistische Inhalte sind! Für mich war so so: ›Dicka, das ist mein Humor, ich sehe mich wie so ein Stand-Up-Comedian, der einfach superasozial ist […].‹« Heutzutage gehe Savas deutlich reflektierter an seine Texte heran, wie er in dem Podcast mehrfach betont: »Viele Sachen muss ich nicht mehr so sagen, viele Sachen will ich nicht mehr so sagen.« Doch auch er habe nach wie vor viel zu lernen. Analog dazu verhält es sich bis heute mit ganz Deutschrap, wo es unglaublich viel Zeit in Anspruch genommen hat, bis dieser Reflektionsprozess, der nach wie vor ganz am Anfang steht, überhaupt erst einmal in Gang gesetzt wurde.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zunächst einmal, und hier wird es direkt schon unbequem, dürfte die problematische Ebene von einschlägigen Texten über eine lange Zeit hinweg schlichtweg nicht erkannt worden sein. Besonders in ihren Anfangstagen war die Szene sehr männlich dominiert, wodurch patriarchale (lies: toxisch männliche) Verhaltensweisen oftmals schlichtweg nicht als solche identifiziert wurden. Doch auch die Frauen in der Szene waren gegen blinde Flecken keineswegs immun und haben problematische Zeilen zunächst nicht unbedingt als solche wahrgenommen – ein Phänomen, das übrigens auch in anderen Genres zu finden ist, wie der Sammelband »Under My Thumb« belegt. In ganz ähnlicher Weise wurden rassistische Tendenzen oftmals nicht erkannt oder benannt, wenn man nicht selbst unmittelbar davon betroffen war. Der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und der im Umkehrschluss erfolgende Blick auf die eigenen Privilegien blieben weitestgehend aus – schließlich lagen die verteidigenden Argumente doch stets in greifbarer Nähe.

Immer wieder wurde beispielsweise die Metapher des »Spiegels der Gesellschaft« ins Feld geführt, in deren Folge man sich entspannt zurücklehnen konnte. Wenn sich die Gesellschaft endlich bessern würde, so die Haltung, dann würde sich schließlich auch Rap-Deutschland bessern. In eine ähnliche Richtung ging der Ansatz, auf die sozialen und kulturellen Umstände hinzuweisen, aus denen die jeweiligen Rapper*innen stammt. So beschreibt auch Savas: »Damals waren dann das überwiegend Feministinnen oder Frauen, die darauf nicht klargekommen sind. Die haben nichts mit Rap zu tun, wie sollen die das verstehen, wie sollen die das inhaltlich nachvollziehen, dass ich vielleicht ‚ne deutsche Version von TooShort bin oder sowas in der Art? […] Das war für mich so meine Rechtfertigung. Ich hab’s wirklich nicht so krass in Frage gestellt.« Natürlich entbehren derlei Argumentationsansätze nicht jeglichen Grundsätzen, im Gegenteil: Es ist wichtig, den jeweiligen Kontext zu berücksichtigen, ihn zu erklären und diesbezüglich einen Austausch anzuregen. Doch befreit dies eben noch nicht automatisch von der Pflicht, problematische Inhalte und Verhaltensweise dennoch als eben solche auch zu benennen.

Ebenfalls gerne bemüht wurde und wird das Argument der Kunstfreiheit, dem man als demokratisch gesinnter Bürger natürlich ungern widersprechen möchte. Provokationen und verbale Entgleisungen wurden damit allein zum Stilmittel degradiert, dem man bei Bedarf sogar noch eine rebellische Komponente hinzudichten konnte. Eine drastische Wortwahl könne, so die Argumentation, doch auch als gezielte Provokation des Establishments verstanden werden. Nicht alles sei wortwörtlich zu nehmen, schließlich habe Kunst ja immer eine zweite Ebene – und wieso dann nicht auch Rap?

Parallel dazu entwickelte es sich unter Rappern zu einem regelrechten Wettbewerb, immer noch härtere Texte auf CD zu bannen. So wie andere Rapper*innen immer schneller rappen, immer mehr Silben aufeinander reimen oder immer besser freestylen wollten, so suchte ein bestimmter Kreis an Künstler*innen die persönliche Herausforderung darin, von Release zu Release für immer größere Schockmomente zu sorgen. War doch alles nur Spaß, Boy.

Wie sehr sich solche Argumentationsmuster im Deutschrap mittlerweile verbreitet haben, zeigte kürzlich ein Gespräch zwischen Haiyti und Tim Mälzer, in dem es unter anderem darum ging, wieso sie das Wort »schwul« als Synonym für »scheiße« benutzt. »Aber sag doch ›scheiße‹. Warum sagst du ›schwul‹?«, fragte der Hamburger Fernsehkoch, woraufhin Haiyti recht unbekümmert mit der Erklärung »Weil es provozierend ist« antwortete. Mälzer hakte nach und fragte, gegenüber wem sie denn überhaupt provokant sein wolle, worauf Haiyti bereits ins Stocken geriet: »Politischen Menschen? Ich weiß nicht, warum ich’s sage. Ich find’s provokanter. Weil sich alle drüber aufregen.« Warum sich alle darüber aufregen, scheint sie sich nicht gefragt zu haben. Doch auch hier ist Mälzer, der das Wort früher selbst als Schimpfwort benutzt hatte, gerne behilflich. Auch er habe erst mit der Zeit gelernt, dass eine solche Wortwahl Schwule verletzten könne. Doch auch dieses Argument wollte die Hamburgerin nicht gelten lassen: »Ich glaub nicht, dass die sich davon angesprochen [fühlen].« Mälzer erwiderte, dass er mit Schwulen gesprochen habe, die sich sehr wohl angesprochen fühlten, woraufhin Haiyti sich zumindest zu einem »Ehrlich? Das tut mir leid.« hinreißen ließ. Es hätte der Moment sein können, an dem sie zwar aus Verlegenheit noch kichert und lacht, aber doch so langsam zur Einsicht kommt. Stattdessen holte die Hamburgerin schließlich zum Rundumschlag aus und erkannte kurzerhand allen, die sich durch ihre Wortwahl verletzt fühlen, schlichtweg den Intellekt ab: »Ich kann’s ja auch nicht wissen, dass manche Schwule so sensibel sind. Jemand Intelligentes weiß, dass ich die nicht anspreche, weil das Kunst ist.« Einsicht? Fehlanzeige.

Die gezielte Provokation stellt tatsächlich seit jeher ein wesentliches Stilmittel im Deutschrap dar, das zeitweise einer Garantie für Aufmerksamkeit gleichkam. Nach und nach zeigt sich nun jedoch, dass sie in vielen Fällen gar keine Pose, gar kein Mittel zum Zweck, sondern schlichtweg ein Weltbild war. Es hat mitunter den Anschein, als würde man in der Deutschrap-Szene erst jetzt so richtig merken, dass gewisse sprachliche Entgleisungen nicht nur in den Texten einer Kunstfigur, sondern auch im alltäglichen Sprachgebrauch der Privatperson dahinter fest verankert sind. Als würde man jetzt erst verstehen, dass Verhaltensweise wie das Bedrohen von anderen Personen oder das Stürmen von Konzerten gar nicht normal, geschweige denn angebracht oder moralisch vertretbar sind. Der Aufschrei ist plötzlich groß. Da kann man als alter Hase schon mal schnell das Gefühl bekommen, dass man ja plötzlich gar nichts mehr dürfe, ohne dass sich wieder irgendjemand aus irgendwelchen nichtigen Gründen darüber aufregt. Die Wahrheit ist jedoch eine andere: Diskriminierende Aussagen und Handlungen waren noch nie okay – und wer sich selbst als Vorreiter seines Genres versteht, der täte gut daran, nicht nur sein Soundbild, sondern auch endlich seine Texte in die Realität des 21. Jahrhunderts zu holen.

Apropos 21. Jahrhundert. Es ist eine Ironie des Schicksal, dass der Aufstieg von Deutschrap und der erstarkte Gegenwind maßgeblich auf ein und denselben Faktor zurückzuführen ist: das Internet. Vor allem soziale Medien haben den Rapper*innen und Independent-Labels hierzulande etwa um die Jahrtausendwende herum diverse Möglichkeiten geboten, sich ein höheres Maß an Aufmerksamkeit zu verschaffen – vorbei an etablierten Medienstrukturen, auf direktem Weg an die Fanbase adressiert. Auf ganz ähnliche Weise haben sich auch verschiedene gesellschaftliche Minderheiten und ihnen verpflichtete Aktivisten von den neuen Medien Gebrauch gemacht. Auf der einen Seite bot ihnen das Netz eine gute Möglichkeit, sich mit jenen zu connecten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ihre Ansichten teilen und dieselben Ziele verfolgen. Man tauschte sich aus, man solidarisierte sich, man organisierte sich. Man erkannte die Zusammenhänge zwischen Kategorien wie class, race und gender und bestritt fortan gemeinsam den Kampf gegen das Feindbild namens Diskriminierung.

Mindestens ebenso wichtig wie die Bildung und Festigung von Strukturen war und ist jedoch die Anonymität, die das Internet Minderheiten und Aktivist*innen bot. Was im konservativen Lager gerne als Grund für die Verrohung der Gesellschaft angesehen wird – die Forderung nach einer Klarnamenpflicht zeugt regelmäßig davon –, stellt für Minderheiten einen nicht zu vernachlässigenden Schutzmantel dar. Mithilfe des Netzes konnten sich unterdrückte und marginalisierte Personen und Personengruppen aller Art nun endlich Gehör verschaffen, ohne jenes Ausmaß an gewalttätigen Reaktionen befürchten zu müssen, das ihnen beispielsweise auf offener Straße entgegenschlagen würde.

Die Gleichzeitigkeit dieser beiden Entwicklungen führt schließlich an den Punkt, an dem wir uns aktuell befinden. Deutschrap hat sich zum populärsten Musikgenre der Bundesrepublik gemausert und erhält so viel Aufmerksamkeit wie noch nie zuvor. Problematische Aussagen verhallen in Folge dessen nicht mehr irgendwo zwischen Jugendheim und »MZEE«-Forum, sondern erklimmen in regelmäßigen Abständen die Spitze der Charts. Parallel dazu hat jedoch auch der Gegenwind deutlich an Fahrt aufgenommen. Das unausweichliche Aufeinandertreffen dieser beider Welten ist daher immer öfter zu beobachten.

Natürlich: Wenn Genre-fremde Akteure – primär Journalist*Innen, aber auch Monika Griefahn, Campino, Claudia Roth, Carmen Geiss oder eben Shahak Shapira – auf Deutschrap schauen, mischt sich nicht selten auch ein Quentchen Klassismus und Rassismus mit in die Empörung hinein. Das kann man und muss man kritisieren. Den Reflex, Deutschrap nach außen verteidigen zu wollen, kennt vermutlich jeder von uns. Gleichzeitig sollten wir uns jedoch auch in diesen Fällen eingestehen, dass die Kritik oftmals durchaus gehaltvolle Aspekte hat. Was sollen all diese Leute denn denken, wenn sie sich beispielsweise Al-Gears »Da Vinci Code« anschauen? Wenn sie sich »Erdbeerwochen« von KC Rebell und Summer Cem anhören? Wenn sie auf älteren Releases entdecken, dass die Atzen nicht schon immer kunterbunte Konfetti-Mucke gemacht haben? Wenn sie – mit etwas Verspätung – bemerken, was die beiden Kerle, die sie da neulich für den Echo nominiert haben, so alles unter »Humor« verbuchen?

Gerade, wenn es – wie in eben jenem Echo-Skandal – nur um einzelne Wörter oder Zeilen geht, entsteht bei den betroffenen Künstlern und ihren Fans nur allzu schnell das Gefühl, hier würde doch mal wieder aus einer Mücke ein Elefant gemacht werden. In Wahrheit erfahren zahlreiche Rapper*innen jedoch aktuell nur, wie es ist, wenn man einen Elefanten geradewegs als eben solchen benennt und ihn eben nicht als Mücke kleinredet – oder seine Existenz gar komplett leugnet. Missstände werden mittlerweile ohne größere Umschweife auch als solche benannt – und das ist natürlich erst einmal ziemlich unbequem für viele.

Durch das Nachkommen einer jungen, vielfältigeren und vor allem auch kritischeren Generation wurde in jüngster Vergangenheit nun vermehrt Staub aufgewirbelt – die verschiedenen Fehltritte von Rappern treten in Folge dessen immer öfter offen zu Tage. Doch wird es noch einiges an Zeit und vor allem auch Arbeit und Diskussionen kosten, die Versäumnisse der Vergangenheit aufzuarbeiten. Jahrelang wurde – ob nun bewusst oder unbewusst – immer wieder weggeschaut und der Mund gehalten. Der vor uns stehende Weg wird daher nun umso mühsamer – sowohl für die, die kritisieren als auch für die, die kritisiert werden. Es wird anstrengend, auch mal laut und mitunter auch sehr unangenehm werden – doch für die Betroffenen dürfte es, vorsichtig ausgedrückt, in der Vergangenheit noch deutlich unangenehmer gewesen sein. Große Veränderungen kosten nun einmal viel Energie und spielen sich selten reibungslos ab. Am Ende steht jedoch das Ziel, die Situation für die betroffenen Personen ein Stück weit besser zu machen – und ging es im Rap nicht einmal ursprünglich darum? Als Rapper*in sollte man eigentlich sehr gut nachvollziehen können, wie es ist, wenn man sich als Teil einer unterdrückten Minderheit endlich Gehör verschafft.