Oh, the ironing!
Mir ist da mal wieder ein kleiner Schönheitsfehler im deutschem Rap aufgefallen. Jeder kann ja tragen, was er möchte und darum geht es auch gar nicht. Vielmehr ist mir der Zustand, in dem sich die Klamotten an den Körpern der Rapper befinden, ein Dorn im Auge. Zerknittert und verkrumpelt hängen die Kleidungsstücke an den Rappern, jede Falte vom Blitzlicht schonungslos ausgeleuchtet.
Gerade eben erst zierte etwa Kollegah das Cover eines deutschen Magazins, das über HipHop berichtet. Der Boss, durchtrainiert und mit dem geringsten Körperfettanteil seit überhaupt, passte kaum in das blütenweiße Hemd. Genau so sah das dann auch aus. Casper hat soeben die »Alles endet (Aber nie die Musik)«-EP veröffentlicht. Das Cover zeigt ihn von hinten. In einem wunderschönen weißen T-Shirt, das unzählige Falten ziert.
Ein ganz ähnliches Motiv hat übrigens Farid Bang für das Cover seiner Single »Lutsch« gewählt. Auch der Banger kehrt der Kamera den Rücken zu. Und weil Farid sich gerade eh viel von seinem »JBG«-Partner Kollegah abguckt, trägt natürlich auch er ein Hemd – selbstverständlich ungebügelt. (http://punchlines.biz/wp-content/uploads/2014/01/Unbenannt158.png) Diese drei Nennungen nur mal als aktuelle Beispiele von mangelnder Wäscheweiterverarbeitung seitens deutscher Rapper. Wer mag, kann sich gerne mal durch die letzten 15 Jahre Deutschrap-Pressebilder arbeiten und findet haufenweise Beispiele für nachlässige Textilpflege. Zum Beispiel hier oder hier.
Nun ist es ja so: Meine Mutter hat mir beim Auszug natürlich ein Bügeleisen mit in die Aussteuerkiste gelegt. Ganz leise, still und heimlich. Weil ihr klar war, dass ich, von dem Tag an, da ich die elterlichen vier Wände verlassen hätte, in Sachen Bügeln ganz auf mich allein gestellt sein würde. Und tatsächlich kann ich die Einsätze des Bügeleisens an einer Hand abzählen. Die meiste Zeit hänge ich meine Sachen glatt. Klappt wunderbar, auch wenn meine Mutter mir das nicht glauben will. Und selbst wenn sich hier und da mal eine Falte einschleicht, kann mir das herzlich egal sein, weil ich nicht auf dem Cover einer CD oder in einem Magazin für mein bald erscheinendes Produkt werben möchte.
Ihr schon. Und natürlich geht es in erster Linie um die Musik. Aber wenn Rapper als Inszenierungskünstler schon einen Instagram-Account besitzen, regelmäßig ein Fitnessstudio oder die Sonnenbank aufsuchen oder gar eigene Klamottenlinie lancieren, dann können sie sich doch auch gleich noch um eine gebügelte Garderobe kümmern.
Ich kann eure Angst natürlich verstehen. Bügeln ist ja nicht einfach nur Eisen an und losplätten. Die ganzen teuren Textilien wollen gehegt und gepflegt werden. Bei Hemden gilt zum Beispiel: die schwierigsten Stellen zuerst, am besten mit Volldampf bügeln. Eure Shirts mit großflächigen Logo-Patches dreht ihr vor der Glättung am besten auf links. Und muss es doch mal schnell gehen, bekommt ihr die Sachen natürlich auch ohne Bügeleisen glatt: Die Klamotten einfach im geschlossenen Bad auf einen Bügel hängen und schön heiß duschen.
Keine Ursache.