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Wehn juckt's

Meine Wunschliste für das Deutschrap-Jahr 2015

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Es ist ja so: 2014 ist im Deutschrap einiges richtig, aber auch sehr viel falsch gelaufen. Und auch wenn der Jahreswechsel schon ein wenig zurückliegt und das Jahr 2015 mittlerweile etwas älter als drei Wochen ist, würde ich gerne noch schnell ein paar Wünsche für die kommenden zwölf Monate loswerden. Denn für das Deutschrap-Jahr 2015 wünsche ich mir …

  • Künstler, Journalisten und Fans, die über RapUpdate abkotzen und der Seite dann auch wirklich keine Klicks mehr spendieren.
  • Rapper, die auch mal ein bisschen Kritik abkönnen und nicht gleich eingeschnappt sind, wenn ihr Album nicht als das beste des Jahres gefeiert wird.
  • Kommentarschreiber, die ihre Wichsgriffel erst mal kurz still halten und in sich gehen, bevor sie Interviews von Visa Vie und Julia Haase oder Videos von Schwesta Ewa und Sookee mit ihren grenzdebilen und sexistischen Anmerkungen versehen.
  • generell weniger faschistischen, nationalistischen oder sonstigen Unsinn unter YouTube-Videos und in Facebook-Kommentaren.
  • mal wieder ein geil hingerotztes Mixtape, mit Tracks, auf denen nicht ewig lange herumgedacht worden ist.
  • weniger Rapper, die in Kinofilmen mitspielen.
  • dass Money Boy endlich nicht mehr gefragt wird, ob er »das« wirklich »ernst« meint.
  • nicht noch einen deutschen Drake.
  • auch keine Produzenten, die denken sie wären Noah »40« Shebib.
  • schon gar keine Produzenten, die denken, sie könnten mit Snare-Rolls noch irgendetwas reißen.
  • Videos, die nicht mehr deshalb gute Videos sind, weil in ihnen abstrakte Kunst horizontal oder vertikal gespiegelt wird.
  • weniger vom immergleichen.
  • dass linkspolitischer Rap wie der des TickTickBoom-Kollektives endlich mal ein Teil der Szene wird. Weil er mittlerweile nämlich echt gut geworden ist.
  • weniger Crowdposing-Konzertfotos.
  • dass Davud von »TV Strassensound« seine Interviewpartner nicht bei jeder Frage wieder aufs Neue mit Namen anspricht.
  • defekte Retweet-Buttons für die Twitter-Accounts sämtlicher Rapper.
  • gute Free-Tracks, Remixe von aktuellen Hits oder einfach mal, dass Deutschrap sein Soundcloud-Game upsteppt.
  • weniger Spekulation über die gephotoshoppten Bizepsumfänge deutscher Rapper.
  • noch weniger Spekulationen über angebliche Essstörungen von Casper.
  • gar keine Interviews mehr mit Musikmanagern.
  • Fans, die Fans sind, weil sie Musik mögen und sich nicht in ellenlangen Facebook-Diskussionen als Imageberater betätigen.
  • Künstler und Medienschaffende, die ihren GfK-Zugang wieder ausschließlich für berufliche Zwecke nutzen.
  • eine Debatte darüber, was – wenn es sie schon gibt – überhaupt in diese unsäglichen limitierten Special-Fan-Boxen rein darf.
  • keine gefilmten Klingelstreiche, mitgeschnittenen Telefonate oder sonstigen Pipi-Kaka-Unsinn auf Kinospielfilmlänge mehr.
  • den deutschen Young Thug.
  • ein neues Album von Muso.
  • weniger Rapper, die YouTuber spielen.
  • noch weniger YouTuber, die Rapper spielen.
  • Rapper, die sich weniger als geldscheffelnde Ich-AG, denn als Teil der Szene sehen.
  • weniger Speichellecker, Arschkriecher, Heuchler und Höflinge.
  • Rapper, die weniger reden, sondern machen – und zwar Musik.
  • ein bisschen Respekt und echten Zusammenhalt.