• allgood_davidebortot
  • vs.
  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)

Clouds with Attitude

YouTube, Internet
1 junger Mann macht 1 Rapsong & er ist not langweilig
1 Gurl macht auch 1 Rapsong, vielleicht sogar 1 RAP Song
1 blimder Mann sieht es nicht, aber alle anderen sehen: Da entsteht tatsächlich gerade so etwas wie eine Bewegung, eine Szene
Gänsehaut
(Und vor allem: Gesprächsanlass. Denn in echt hat das alles natürlich sehrwohl was zu bedeuten.)
1 Real Talk von Davide Bortot und Jan Wehn

YouTube, Internet
1 junger Mann macht 1 Rapsong & er ist not langweilig
1 Gurl macht auch 1 Rapsong, vielleicht sogar 1 RAP Song
1 blimder Mann sieht es nicht, aber alle anderen sehen: Da entsteht tatsächlich gerade so etwas wie eine Bewegung, eine Szene
Gänsehaut
(Und vor allem: Gesprächsanlass. Denn in echt hat das alles natürlich sehrwohl was zu bedeuten.)
1 Real Talk von Davide Bortot und Jan Wehn

jan_Cloud
  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 25. Mai 2016
    • 10:32 Uhr

    Heute morgen sind mir die folgenden drei Dinge passiert: Beim Abspülen habe ich mich gefragt, was ich später fooden könnte. Also so leise, ohne dabei etwas zu sagen. Aber ich habe ganz eindeutig, und ohne dass mir das in irgendeiner Weise bemerkenswert erschien, »fooden« gedacht. Anschließend ist mir beim Laufen aufgefallen, dass Haiytis Part auf »120 Jahre« wirklich sehr sicher die Strophe des Jahres ist (»Ich leb‘ in den Nightlife«). Auf dem Weg ins Büro habe ich dann ungewöhnlich lange über eine Behauptung nachgedacht, die ich neulich irgendwo gelesen habe (Quelle: Facebook). Demnach müsse »Slogan-Rap«, da die Inhalte ja egal seien, schon besonders gut umgesetzt sein, um klar zu gehen. Das fand ich auf erstaunlich vielen Ebenen falsch. Kann sein, dass das alles nichts zu bedeuten hat. Aber ich hatte dennoch das starke Bedürfnis, mich wem anzuvertrauen. Und da sind mir spontan nur zwei Optionen eingefallen: du und das Internet.

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 25. Mai 2016
    • 16:06 Uhr

    Mein Vormittag war auch eher belastend von RAP her. Ich war nämlich bei der Zahnreinigung und habe der Dame, die ungefähr in meinem Alter ist, davon erzählt, dass ich ab und an Rapper interviewe. Während sie mir dann da mit diversen Geräten im Mund herumgefuhrwerkt hat, wurde lang und breit darüber aufgeklärt, dass sie 187 Strassenbande und Ali Bumaye total feiert, während ihr Freund viel lieber Kaisaschnitt hört. Abgesehen davon finde ich die Behauptung auch komplett unsinnig. Was soll das überhaupt sein: Slogan-Rap?

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 25. Mai 2016
    • 22:21 Uhr

    LEL @ Zahnreinigung. Hast du einfach mal so beiläufig gedroppt, ja? 

    Aber was mit Slogan-Rap gemeint ist, weißt du doch: Das Meme zur Hook machen. Klar, wir Klugscheißer wissen, dass das im Rap immer schon und so weiter und so fort. Aber du wirst doch wohl zugeben, dass sich da in den letzten Stunden und Tagen ein eindeutig identifizierbarer Trend herausgebildet hat. »WKM$N$HG« von Fruchtmax & Hugo Nameless, »Das hat nichts zu bedeuten« von Juicy Gay und Haiyti, »Gänsehaut« von MoTrip und Mark Forster… Wiiiiitz!

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 26. Mai 2016
    • 09:14 Uhr

    Klar, ich bin da total bei dir. Das war schon immer so und hat mal mehr (Fünf Sterne Deluxe »Ja, ja…Deine Mudder«), mal weniger gut (Kool Savas & Eko Fresh – »Dunne«) funktioniert. Im Hinblick auf die ständige, Social-Media-induzierte Sprachmutation hat diese Art von Rap derzeit aber wirklich beispiellose Hochkonjunktur – und ich finde, sie braucht überhaupt keinen besonders hohen Qualitätsanspruch, sondern lebt doch gerade von dieser allumfassenden Nonchalance, oder?

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 26. Mai 2016
    • 10:43 Uhr

    Geändert haben sich halt zwei Dinge: Die Geschwindigkeit, mit der sich Sprache verändert, zumindest gefühlt (#twisterblase). Und die Möglichkeiten, die daraus resultierenden Songs auch direkt zu veröffentlichen. Ich denke mal, Fünf Sterne haben für das Grundgerüst von »Ja, ja…Deine Mudder« nicht viel länger gebraucht als Max und Hugo für »WKM$N$HG« – und wenn doch, dann haben sie es zumindest sehr kunstvoll kaschiert. Da stellt sich halt die Frage, was das überhaupt heißt, »gut umgesetzt«. Der Qualitätsbegriff scheint mir hier gefährlich ambig und tendenziös verwendet. »Das hat nichts zu bedeuten« ist ja genau deswegen so dope, weil es so hingeschissen ist. Wohingegen der allermeiste Kram aus dem Premiumboxenuniversum genau deswegen so scheiße ist, weil er so hingeschissen ist. 

    (Nebenbemerkung: Einfach-nur-Rap-Songs für den Moment altern in Wahrheit meist viel besser als das, was Rappers in ihren Interviews immer »Ich will zeitlose Musik machen« nennen. Nichts ist so antiquiert wie das zeitlos von gestern.)

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 26. Mai 2016
    • 15:37 Uhr

    Auch auf die Gefahr hin, jetzt hier den Fler zu machen: Das liegt doch daran, dass es im deutschen Rap von Anfang an Definitionen und Dogmen gehagelt hat. Das ging schon mit »10 Rap Gesetze« von Curse los und anschließend damit weiter, dass einem von seinem Lieblings-MC ständig erzählt wurde, welche Musik man gut und welche man scheiße zu finden hatte. Die nächste Stufe: am Reißbrett entworfenen Konzeptalben mit den obligatorischen Songs für den Club, die Kumpels oder die gescheiterte Beziehung. Daraus erwuchsen dann erst dieser streberhafte Silbenzählfetisch sowie die Legende vom sauberen Reim und zuletzt der Drang, zeitlose, möglichst aufwendig ausproduzierte und bis in die letzte Höhe durchgemasterte Musik zu machen. Als man das perfekte Produkt hatte, wurde kurzerhand ein perfekt durchdesigntes Deluxe-Box-Happening samt multimedialer Marktschreiermarketingkampagne drumherumgebaut. Für so etwas wie ein Auto mag das vielleicht der richtige Ansatz sein, aber dieses perfektionistische Ingenieursdenken ist doch Gift für Musik. Es hieß auch immer, dass FL-Studio-Beats kacke wären, dann kam 9th Wonder und heute drückt Madlib ein bisschen auf seinem iPad rum und macht mal eben den »No More Parties in L.A.«-Beat für Kanye klar. 

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 26. Mai 2016
    • 15:40 Uhr

    Ja.

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 26. Mai 2016
    • 15:52 Uhr

    Sorry, musste mal gesagt werden. Andere Frage: Ist das, was diese ganzen Dudes und Mädels da gerade machen wirklich so belanglos, was den Inhalt angeht?

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 27. Mai 2016
    • 12:38 Uhr

    Ich finde null. Klar, Staiger sähe das anders und aus seiner Sicht auch zurecht anders. Es ist eben in aller Regel nicht dezidiert politisch wie bei, sagen wir, Waving The Guns oder Zugezogen Maskulin. Das ist ein anderer Anspruch, ein anderer Ansatz. Aber wenn man sagt, Yung Hurn oder Juicy Gay hätten keine Inhalte, ist das einfach nur ein ein ziemlich enger Begriff von »Inhalt« – zumal bei Juicy! Es gibt halt diesen HipHop-Reflex, wonach Leute, die übers Koksen rappen, automatisch ignorant und oberflächlich sind, wohingegen Kiffern immer eine gewisse Tiefe unterstellt wird. Nun finde ich als alter Sack diese überdeutliche Nase-Glorifizierung auch irgendwie befremdlich. Aber in diesem Fall hat wirklich nichts mit nichts zu tun. Meiner Meinung nach hat jeder Juicy-Gay-Tweet mehr Inhalt als das Lebenswerk der allermeisten Befindlichkeits- und Kopfhochrapper.

    Interessant finde ich vor allem diese freie Neudeutung der üblichen HipHop-Topoi. Dass man reichfürimmer sein kann, ohne reich zu sein, weißt du? Dieses »Wir kommen im Lamborghini Gallardo« und »Ich kaufe die Bar leer«, obwohl man sich gerade ein Bier vom Späti geholt hat, um die Wartezeit auf den Nachtbus zu verkürzen. Oder wenn Juicy sagt: »Brudi, ich schieß mit der Uzi«. Das bedeutet halt nicht, dass er gerade mit der Uzi schießt. Und es bedeutet auch nicht, dass er behauptet, gerade mit der Uzi zu schießen. Das hat so viele Ebenen!

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 28. Mai 2016
    • 09:54 Uhr

    Eben. Wenn LGoony jetzt erzählt, dass er Geschmeide im Wert von 100.000 Euro, Yen oder Dollar am Handgelenk hat oder alle seine Goons hinter ihm strapped sind, dann geschieht das ja nicht aus einen Kredibilitätsanspruch und weil dem wirklich so ist, sondern aus einem Gefühl heraus. Das ist wie, wenn ich gerade das Honorar für einen Job überwiesen bekommen habe und mir für 7,50 Euro einen Cranberry-Açaí-Smoothie beim Bio-Imbiss hole und den Avocado-Quinoa-Salat auch noch einpacke, weil G halt. Diese Beschreibungen (»Mit der Uzi schießen«, »120 Jahre nicht aus dem Club kommen«, »mit Sophia Thomalla Koka ballern« oder »den Kolben reinbuttern«) sind in ihrer Übertreibung und Absurdität ja nur als Metapher für ein Gefühl zu verstehen. Und Künstler schaffen sich doch seit jeher eine Realität, um der eigentlichen Wirklichkeit zu entfliehen oder eine Alternative zu ihr zu bieten. Wieso sollte das Rap – bloß weil er unter anderem eine Funktion als authentisches Sprachrohr hat – nicht auch dürfen?

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 28. Mai 2016
    • 11:41 Uhr

    Hab mir jetzt kurz überlegt, für welches Gefühl das Ballern von Koka mit Sophia Thomalla wohl eine Metapher sein könnte (und das auch mal zum Anlass genommen, Sophia Thomalla zu googlen), den Gedanken aber ganz schnell wieder verworfen, LEL. Aber klar, ich bin da komplett bei dir. Legitim ist es sowieso. Alles legitim, alles prinzipiell ahnbar. Ich merke halt, wie es für mich immer wieder auf die Frage hinausläuft, wie dope das alles ist. Die Dopeness-Frage. Ich will hier bestimmt keine Ausschussverfahren (sic!) einfordern. Aber mir das Fruchtmax & Hugo Nameless-Mixtape am Stück anhören, will ich halt auch nicht.

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 28. Mai 2016
    • 12:06 Uhr

    Nee, klar. Da sind »Benza« und »Der Pain wird betäubt« schon beste. Ähnlich bei Hustensaft Jüngling, dessen Twittergrind zwar durchaus ahnbar ist, aber die »Hustensaft World/Villa/House«-Mixtapes suchte ich jetzt definitiv nicht so stark wie zum Beispiel derzeit »Coloring Book« von Chance The Rapper. Da gibt’s schon auch viel Müll. Wichtiger als die Dopeness-Frage finde ich aber noch etwas anderes: Ich führe Gespräche wie dieses hier in letzter Zeit ziemlich oft. Eine Sache, die dabei immer wieder zur Sprache kommt, ist die ausbleibende Ernsthaftigkeit. Ich meine damit vielleicht auch weniger die Musik als diese multimediale Metaebene aus Memes und Meta-Memes. Deutscher Rap – also der schlechte – wird ja von den oben erwähnten Künstlern, aber auch ihren Fans und deren Avataren, in einer Tour durch den Kakao (egal ob Kaba oder Nesquik, s/o MC Smook!) gezogen. Und wenn das mal jemand für bare Münze nimmt, heißt es gleich: »War nur Wiiitz :D I han 1 Joke gemaked!«

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 28. Mai 2016
    • 12:53 Uhr

    Du meinst, es müsste mal wieder jemand was sagen? Also so ohne hundert eingebaute Meta-Ironie-Ebenen und ohne sich darauf zu verlassen, dass der eingeweihte Kreis von siebzehneinhalb Twitter-Kumpels eh weiß, was Sache ist?

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 28. Mai 2016
    • 13:08 Uhr

    Müssen muss ja sowieso keiner was. Im Endeffekt juqqt eh. Aber das Problem der Hände-über-dem-Kopf-Zusammenschlager ist ja vermutlich: Was kommt nach »Gänsehaut«-Bildchen, »Bruder, muss los…«-Dialogen und durchironisierten Twister-Slang? Ist zwar dieser belastende Alman-Shit jest, aber: So ein LEL-oversum wirkt sich so etwas langfristig gesehen aus? Oder treibt die RapUpdate-Armee jetzt alle etablierten Rapper und deren Fans in den Wahnsinn, bis wir wieder bei 0 (sprich: Null) sind?

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 28. Mai 2016
    • 20:33 Uhr

    Das glaube ich nicht. Die Zeiten dieser Art von Kater nach der Party sind vorbei. Dass man Deutschrap derart linear als Reihe von Wechselwirkungen erklären kann, hat mit Aggro Berlin, spätestens mit dieser vagen Alternativrap-Welle von 2006/2007 aufgehört. Die Marteria/Casper-Ära, K.I.Z., Kollegah. Das Azzlackz/AON-Ding. Das, worüber wir hier reden. Das waren doch alles keine Reaktionen auf herrschende Zustände, sondern eigenständige Phänomene mit vielschichtigen Entstehungsgeschichten. Deswegen kann umgekehrt meines Erachtens kein Trend mehr etwas dauerhaft beschädigen, und sei er noch so präsent. Es existiert so viel nebeneinander mittlerweile! Ich meine, die Leute, die sich ein Kontra-K-Album kaufen; die Leute, die auf ein Konzert von Max Herre gehen; die Leute, die Ali Bumaye auf Samson Galaxy pumpen – die haben doch nicht den blassesten Schimmer, dass es die RU-Armee überhaupt gibt! 

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 29. Mai 2016
    • 10:05 Uhr

    War gestern übrigens beim ersten der beiden letzten Taktlo$$-Konzerte. Wenn man so will, dann hat der ja um 2000 herum schon genau jenen unkonventionellen Dada-Shit gemacht, für den Lil B und Young Thug Jahre später weltweit abgefeiert worden sind. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Bei mir is jop, sehe ich genau so wie du. Das Spannende finde ich ja, dass Leute wie LGoony oder Crack Ignaz so etwas wie die Galionsfiguren dieses überpräsenten Trends sind, das Dingen jetzt vielleicht noch eine Weile grinden, aber danach vielleicht etwas ganz anderes machen – oder schon gemacht haben. Nimm doch zum Beispiel die verkitschte »Kirsch«-Platte von Crack Ignaz von 2015 und das eher skizzenhaft-boombappige »Geld Leben«-Projekt mit Wandl aus diesem Frühjahr. Das ist so ein ganz natürlicher Shapeshifter-Swinag, der »XYZ macht jetzt Trap«–Vorwürfe gar nicht erst aufkommen lässt.

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 29. Mai 2016
    • 21:39 Uhr

    Uff, für den Taktlo$$/Thugger-Vergleich muss ich gerade schon ganz schön viel guten Willen aufbringen. Willst du hier heimlich einen Nebenrealtalk herausschinden, weil dir das alles zu muggelig wird?

    Den Trap-Begriff finde ich in dem Kontext eh maximal so mittel. Was soll das überhaupt sein, »Trap«? So was wie T.I. und Young Jeezy? Oder eher so was wie Sonny Digital und Metro Boomin? »Messer Raus *Positivität*«? Trettmann? Diese Prolltanzmucke aus dem Fitnessstudio, die immer dann herhalten muss, wenn es »Tropical House« nicht mehr tut? Wer all das in einen Topf wirft, der muss schon eine bemerkenswert eindimensionale Weltsicht haben.

    Wenn man sich also mal kurz von dieser Deutschrap-Logik löst, wonach es exakt zwei Arten von Musik gibt, »Trap« und »BoomBap«, dann erkennt man plötzlich, dass es um viel mehr geht, als um die möglichst akkurate Adaption eines »neuen« »Trends« aus »Amerika«. Das scheint mir übrigens auch der Hauptunterschied zu der ganzen Feuer-über-Deutschland-Vogelgeräusch-Ära zu sein, die ja häufig als Vergleich zu dem herangezogen wird, was gerade passiert. Damals ging es wirklich darum, einem Vorbild möglichst nah zu kommen und nach exakt diesen Kriterien »gut« zu sein. Das ist heute überhaupt nicht mehr so. Klar gibt es wiederkehrende Elemente: das 70/140bpm-Tempo, die 808-Drums, Auto-Tune. Aber, meine Güte, das ist doch alles längst selbstverständlich. Das ist halt HipHop. Wieso sollte sich jemand, der Anfang 20 ist, da überhaupt noch Gedanken drüber machen?

    Was ich viel bemerkenswerter finde, ist, wie die neue Generation es geschafft hat, da eine Form von Lockerheit und Humor reinzubringen, die nicht automatisch darin mündet, dass man »sich selbst auf die Schippe nimmt«, wie Alt-Feuilletonisten und Stadtmagazinschreiber in früher immer triumphierend gephrasenschweint haben, wenn es zum Beispiel um Deichkind (Prä »Remmidemmi«) oder Blumentopf ging. Das erinnert mich erstaunlicherweise sehr an den frühen Savas, an M.O.R. und Westberlin Maskulin. Womit wir wieder bei Taktlo$$ wären. Vielleicht ist ein Kurt-Prödel-Movie also zumindest die Schnittmenge aus Taktlo$$ und Young Thug?

  • Jan_Wehn_c_William_Minke_2019 (1)
    • Jan Wehn
    • 30. Mai 2016
    • 15:51 Uhr

    Guck, jetzt bist du direkt voll auf das Trap-Ding eingestiegen – so war’s gedacht! Ja, diese neue Lockerheit ist das eine. Das andere ist in meinen Augen aber eben auch ein Bewusstsein für alles, was vorher passiert ist und gerade geschieht. Diese »Ich hör nur Musik aus meiner Crew und sonst eh gar keinen Rap«-Ignoranz der Nullerjahre ist endlich passé. Du kannst diese jungen Typen alle alles über Rap fragen. Die können das Bogy-Interview von der »Berlin City Vol.1«-DVD auswendig, stellen sich Spotify-Playlisten mit dem Frühwerk von Kingpin Skinny Pimp, C-Murder oder Silkk The Shocker zusammen, wissen aber auch in welchem »Hood Report« der Boy das erste Mal den Hawk rausgeholt hat. Traditionsbewusstsein haben, trotzdem drauf scheißen und es komplett anders machen – das ist doch das Geile. Genau aus dem Grund war doch auch die »Jetzt kommen wir auf die Sachen«-EP von Eko so gut. Weil er die Westberliner Battle-Kultur und deren Punchlines um Big-L-Reimketten, Samys damaligen Swag und Rap-Knowledge zwischen »Complex« und »Bravo« ergänzt hat.

  • allgood_davidebortot
    • Davide Bortot
    • 31. Mai 2016
    • 10:49 Uhr

    Jan »Steile Thesen« Wehn LEL. Ich sehe schon das nächste viereinhalbstündige Fler-Interview vor mir, in dem er sich – einfach mal ganz offen – gegen die Überintellektualisierung der HipHop-Kultur ausspricht. Aber klar, das trifft es sehr gut. Nerdrap für Rapnerds, der sich nicht nerdig anfühlt. Ist doch tiptop.