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  • Stephan Kunze

Braucht Deutschrap ein neues Cro-Album?

Am 6. Juni erscheint »Melodie«, das zweite Album von Cro. Und natürlich ist überhaupt nichts easy! Fakt ist: Cro hat das Deutschrap-Spiel in den letzten zwei Jahren auf links gedreht – den einen hat’s gefallen, den anderen eher nicht. Zum Start der Cro-Kampagne fragen sich Alex Engelen und Stephan Szillus, ob Deutschrap ein neues Cro-Album braucht.

Cro
  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 5. April 2014
    • 18:20 Uhr

    Mal unter uns: Braucht Deutschrap ein neues Cro-Album?

  • Stephan Kunze
    • Stephan Kunze
    • 5. April 2014
    • 18:29 Uhr

    Kurz gesagt: ja. Cro ist einer der kreativsten jungen Künstler, die diese Szene gerade zu bieten hat. Der Bursche ist total Pop, der geborene Star und gleichzeitig total HipHop. Das verkennen viele. Aber mit dieser latent dünkelhaften subkulturellen Abkanzelung eines Teenie-Phänomens macht man es sich meines Erachtens zu leicht. Der hat jedenfalls Souls of Mischief genau so gefressen wie Lil Wayne. Heute hat er Taktlo$$-Lines getwittert.

  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 5. April 2014
    • 18:40 Uhr

    Echt jetzt? Taktlo$$-Lines twittern? So zwischen McDonalds-Werbung, »Red October«-Yeezys instagrammen und die zwölf Versionen des neuen Albums ankündigen? Ich will ihm jetzt nicht unterstellen, dass die Takti-Line im groß angelegten Masterplan steht, aber irgendwie passt das doch hinten und vorne nicht zusammen … (Aber der eine Beat in einem der neuen Red Bull-Clips ist super!)

  • Stephan Kunze
    • Stephan Kunze
    • 5. April 2014
    • 18:46 Uhr

    Dieser Beat aus dem vierten Clip mit dem Titel »Nacht«, der ja gerüchteweise von Shuko stammen soll, beweist mal wieder, was Cro für ein gutes Ohr hat. Der schreibt halt zum Frühstück bessere Songs als der Großteil der Deutschrap-Restwelt. Und zum Thema »zusammenpassen«: Na ja, eine James-Blake-Referenz, Odd-Future-Symbolik und Boombap-Soulsample-Beats passen ja auch nicht zusammen. Cro macht eben, dass es zusammenpasst. Nenn es Masterplan, nenn es Gespür. Gut: Die McDonalds-Werbung fand ich auch falsch. Aber so grundsätzlich muss man ihn feiern. Auch auf die Gefahr hin, hier wie der »bisschen zu begeisterte Onkel mit der Lederjacke« (©Davide Bortot) rüberzukommen.

  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 5. April 2014
    • 18:53 Uhr

    Ein Wolf in der Schaf-Gang ist er ja auf jeden Fall. Nennt das neue Album »Melodie«, aber sagt sogleich, dass es auf jeden Fall Rap-lastiger wird. (Oder hab ich das geträumt?) Die Gegensätze sind – ob all der Gefälligkeiten – also dann doch schon Teil des Cro-Konzepts™. 

    Liege ich eigentlich falsch oder gibt es tatsächlich weit weniger Cro-Klone in der Post-»Raop«-Deutschrap-Ära, als man sich das vorgestellt hat?

  • Stephan Kunze
    • Stephan Kunze
    • 5. April 2014
    • 20:26 Uhr

    Ja, es gibt kaum echte Kopien. Aber sein Einfluss ist jetzt schon nachhaltig spürbar. Alle Straßenrapper wollten nach »Raop« auf einmal richtige Songs mit guten Hooks schreiben. Weil sie selbst alle nur noch »Raop« pumpten anstatt den frankophilen Depri-Rap, der die Jahre davor beherrscht hatte. Haftbefehl hat das ja auch offen zugegeben. Aber auch bei anderen jungen Rappern hört man Cro-Anleihen. Und sei es nur darin, dass sie sehr mehr trauen, was Melodie und Eingängigkeit angeht.

    Von dem Einfluss, den Cros eigentlich ja sehr zusammengeklaubte Ästhetik auf die komplette visuelle Ebene im Deutschrap hatte, müssen wir gar nicht erst anfangen. Momentan bringt er ja den guten alten Air Force One zurück, der zwischen all den Vans und Blazers beinahe in Vergessenheit geraten war — allerdings jetzt in Kombination mit hellen Skinnyjeans und Pinroll. Was sagt der Style-Nazi dazu?

  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 6. April 2014
    • 01:04 Uhr

    Ich gehöre ja zu der Handvoll HipHop-Menschen, die behaupten können, noch nie in ihrem Leben einen AF1 getragen zu haben. Liegt vielleicht auch an meiner Skateboard-Vergangenheit – mit der dicken Air Force One-Sohle skaten, geht gar nicht. Deswegen habe ich übrigens auch immer diese Cro/Skateboard-Connection eher skeptisch beobachtet. Immerhin hat Cro sein Board nie an der Achse getragen. (No #hipsterhass) 

    Apropos Hass: Wenn Straßenrapper nur noch »Raop« pumpen, dann frage ich mich, was daran gut ist. Ich möchte keinen Straßenrap, der »Raop« pumpt! Dass die ganzen harten Jungs Respekt vor dem Erfolg von Cro und Chimperator haben, finde ich super, aber die sollen doch lieber Depri-Rap hören. Auch wenn das auf Kosten von »richtigen Songs mit guten Hooks« geht. Der Dreck, der Rap sehr oft außergewöhnlich gemacht hat, ist halt durch einen Instagram-Filter eher schwer zu sehen … 

    Die Frage ist ja sowieso: Hat der ganze, noch nie dagewesene Hype um »Raop« dem deutschen Rap jetzt wirklich so gut getan, wie alle sagen? 

  • Stephan Kunze
    • Stephan Kunze
    • 6. April 2014
    • 01:40 Uhr

    Cro hat durchaus einige Türen eingerannt, zu denen nicht mal Marteria oder Casper vorgedrungen waren. Von seinem Erfolg profitieren durchaus auch andere Künstler, weil die Entscheider in den Medien und im Booking wieder offener gegenüber deutschem Rap werden. Der durchschnittliche Gangsta-Rapper profitiert sicherlich nicht so sehr davon, höchstens mittelbar über solche Signale wie den Song mit Haftbefehl auf dem Dino-Album. Cro hat das ja mehr oder weniger gegen den Willen seiner eigenen Fans durchgezogen. Das fand ich als Geste stärker als den eigentlichen Song.

    Ich bin jedenfalls der Meinung, dass Cro mit seinem zweiten Album versuchen sollte, alle ein wenig zu verstören und zu überraschen. Kommerziell wird er »Raop« nur schwer toppen können. Die Fans aus dem Sommer 2012 sind nun zwei Jahre älter und teilweise weitergezogen. In dem Alter ist man sprunghaft. Cro muss die Kids (Ndilyo voice) neu begeistern und gleichzeitig neue Zielgruppen erschließen. Da ich ihn nicht für ganz so naiv halte, wie er sich gerne gibt, wird er sich dieser Aufgabenstellung bewusst sein.

    Bleibt abzuwarten, welche musikalische Richtung er einschlägt. Dieser sonnige Garagen-Retro-Rap ist noch nicht zu Ende gedacht. Cro könnte härter werden, rotziger, und trotzdem seine Melodien behalten. Er könnte quasi die Wavves des Deutschrap werden. Oder sich halt den richtigen Neunziger-Film fahren. Joey Bada$$ im Pandagewand. Dann müsste er raptechnisch aber auch noch mal einen ordentlichen Sprung machen. Ich hab irgendwie im Gefühl, der will und wird es uns allen zeigen.

    Was erwartest du von »Melodie«?

  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 6. April 2014
    • 02:08 Uhr

    Shuko-Beat klingt ja schonmal ziemlich gut für »Melodie«. Melodie dazu natürlich auch! Das »Sunny«-Mixtape war ja stellenweise richtig vielversprechend. Inhalte wären mal cool. Vielleicht hat ihm seine alte Jugendliebe so richtig das Herz gebrochen für ein »AF1s & Heartbreak« oder er war mit Dexter, Dendemann und Marteria für ein paar Wochen auf Hawaii und hat sein »Beautiful Dark Twisted Fantasy« gemacht. Er ist auf jeden Fall ein »Wie ist das denn möglich?«-Feature schuldig – aber unter 2Pac wird es da halt auch schwer. 

  • Stephan Kunze
    • Stephan Kunze
    • 6. April 2014
    • 02:21 Uhr

    Ich würde mich vorerst auch mit Taktlo$$, Olexesh oder Michi Beck (dann auf »Sie ist weg 2014«) zufrieden geben. Man kann es auch gut mit seinem offensichtlichen Bruder im Geiste Mac Miller vergleichen: Wenn »Raop« das Äquivalent vom Frat-Boy-Rap auf »Blue Slide Park« darstellt, könnte er jetzt eben sein »Watching Movies With The Sound Off« machen: Einmal klarstellen, dass er eigentlich zu den Coolen und Smarten gehört. Genau wie Earl, der plötzlich mit Can- und Billy-Cobham-Samples kommt und keine einzige Single auf »Doris« hat. Dabei natürlich Gefahr laufen, dass das erstmal keiner kauft. Aber sich vielleicht die Chance auf etwas Langfristigeres erarbeiten. Die »Paul’s Boutique«-Situation.

    Nur um das klarzustellen: Ich finde »Raop« (ganz im Gegensatz zu »Blue Slide Park«) nach wie vor großartig. Die Platte ist perfekt, so wie sie ist. Ein unantastbares Zeitdokument, das auf immer mit dieser Ära verbunden sein wird. »Melodie« sollte nicht versuchen, das noch einmal aufzugießen.

  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 6. April 2014
    • 02:45 Uhr

    Ein »Raop II« wäre sehr wahrscheinlich schlimmer als eine neue Linkin Park/Jay Z-Platte. Auch wenn es mir sehr leid tut, aber irgendwie traue ich es Cro einfach nicht zu, dass er es packt. Man möchte meinen, dass eine Neuerfindung als Typ mit Pandamaske und umgedrehtem Kreuz nicht sooooo schwer fallen sollte, aber seine neue (?) Maske, die er bei der Echo-Verleihung getragen hat, fand ich eher, ähm, eindimensional. Auf der anderen Seite hatte Cro aber halt auch einen höchstsouveränen »Wetten dass..?«-Auftritt – das muss man halt auch erstmal schaffen. 

    Den Vergleich mit Earl verstehe ich überhaupt nicht – die einzige Überschneidung ist da für mich nur das Supreme-Emblem (Cro voice). Da muss ich – bei allem Respekt – ehrlich bleiben: Cro hat noch nicht unter Beweis gestellt, dass er rappen kann! Aber: Unter allen Umständen muss ein Trippletime-Rap-Intro vermieden werden!

    Ich bleib bei meiner Heartbreak-Hoffnung und wünsche mir: »Take Care« mit einem Schuss »Bizarre Ride II To The Pharcyde« (damit er klarstellen kann, dass er eigentlich zu den Coolen und Smarten gehört). Oder aber Cro macht das Album, das ich mir von Chance The Rapper wünsche. 

  • Stephan Kunze
    • Stephan Kunze
    • 6. April 2014
    • 02:52 Uhr

    Ich glaube leider, das macht schon Vic Mensa.

  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 6. April 2014
    • 02:58 Uhr

    Huch, just in dieser Sekunde eine Mail bekommen: »Sie interessieren sich für Musik von Cro? Sichern Sie sich jetzt die Fan-Edition des neuen Albums.« Das Cover ist ein wenig beängstigend – Regenbogen-Cro macht Schwarz/Weiss. Aber Woodkid könnte von mir aus gerne alle Videos machen! 

    Oh, in der Limited Fan Box Edition liegt ein Handtuch bei. Hoffentlich wird das kein »Sommer-Album«. 

  • Stephan Kunze
    • Stephan Kunze
    • 6. April 2014
    • 03:22 Uhr

    Ich dachte, das Cover wäre nur vorläufig?!

    Zu deinem vorigen Einwand: Nein, natürlich sind Cro und Earl als Typen nicht vergleichbar. Earl ist viel nerdiger, viel übellauniger, viel tiefer in so einem alternativen Subkulturdenken verhaftet und momentan noch ein viel besserer Rapper. Cro hat aber dieses Geschenk, dass er Hooks und Zwischenhooks kann. Earl kann keine Hooks, das interessiert ihn auch nicht.

    Nur darf Cro sich auf dieser Gabe nicht ausruhen. Dann läuft er Gefahr, sehr früh zu einer Parodie seiner selbst zu werden. Der muss sich halt, so abgegriffen das auch klingt, neu erfinden jetzt. Und ich glaube, das funktioniert am Besten über die Musik, über einen Funken Avantgarde. Vielleicht sollte er sein Album ja komplett von Yung Lean produzieren lassen. #sadpanda

  • allgood_alexengelen
    • Alex Engelen
    • 6. April 2014
    • 11:26 Uhr

    Super, darauf können wir uns einigen: Wir beide wünschen uns, dass es Cro richtig beschissen geht, damit wir uns über ein gutes zweites Album von ihm freuen können …

    Macht Cro eigentlich Samstags-Headliner auf dem Splash? Ha.