Zwölf 90s-Klassiker in der DNA von »Tohuwabohu«

Ende Januar veröffentlichen die Verrückten Hunde ihr 2014er-Release »Tohuwabohu« ein zweites Mal. ALL GOOD Throwback-Minister und Hunde-Fan Brandl nahm das zum Anlass, ein paar Fragen nach der musikalischen DNA des Albums zu stellen.

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Dass die Verrückten Hunde mit ihrem eisenhart nach hinten gerichteten Sound nicht die goldene Anstecknadel für Innovation im HipHop gewinnen, lässt sich meiner Review zu »Tohuwabohu« gleich im Prolog entnehmen. Der Rest des Textes beschäftigt sich damit, wieso einem das wurscht sein kann und weshalb sich die Platte bei einem HipHop-Fan mit an schlechten Tagen guter Sicht auf die 4 vor der 0 und einem Faible für House of Pain, Das EFX und die Soul-Assassins-Ästhetik eines DJ Muggs direkt beim ersten Date mit Unterhose und Chipstüte ins Bett setzen darf.

Die kostenlos erhältlichen »Remix Singles« verlassen das Album-Konzept zwar ein wenig, firmieren aber ebenfalls eindeutig unter »V« wie »Vintage«. Anders zwei neuere Songs: »Auf die Plätze, Fertig, Flow« dreht mit seinem komplett übersteuerten Sound die Uhrzeiger wieder auf Neunzehnneunzig sharp, während »Metropol« zusammen mit Lorenz formvollendet eine Grippe verschleppt.

Anlässlich des Re-Releases von »Tohuwabohu« mit diesen beiden Neuzugängen, analogem Re-Mastering für noch mehr™ Schub und Veröffentlichung u.a. auf grünem Doppel-Vinyl am kommenden Freitag, haben wir die beiden Verrückten-Hunde-MCs Foxn und Scu nach den Einflüssen und Inspirationsquellen für ihr zweites Album gefragt – und zwölf Antworten straight aus den Neunzigern erhalten.

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  • House of Pain »Back From The Dead« (1994)

    Foxns Lieblingssong vom zweiten House-of-Pain-Album. Hat alle Elemente, die ein guter Rapsong unserer Meinung nach braucht: Kontrabass, Quietschen, Rumpeln, fette Drums und ne raue Stimme, die abreißt. Der Vibe ist repräsentativ für unsere Herangehensweise und das Feeling beim »Tohuwabohu«-Album.

    (Album: »Same As It Ever Was«)

  • Lords of the Underground »Chief Rocka« (1993)

    All Time Classic! Legen unsere DJs seit fast zwei Jahrzehnten auf und der Song funktioniert immer noch. Schiebt auch die Leute aus der jüngeren Generation an. Sehr gutes Rapteam, die beiden MCs. Völlig unterschätzt.

    (Album: »Here Come The Lords«)

  • Cypress Hill »I Ain't Going Out Like That« (1993)

    Gibt für Scu keinen besseren Cypress-Hill-Song. Die Energie trotz der Minimalistik ist unerreicht! Den hat Arranger Danger mindestens zwei mal pro Tag während der Produktionsphase auf dem Weg ins Studio auf seinem Walkman gepumpt.

    (Album: »Black Sunday«)

  • Funkdoobiest »Wopbabalubop« feat. B-Real(1993)

    Die beste Zeit, als DJ Muggs so langsam fame wurde. Richtiges Scheißvideo, aber der Song ist eigentlich fast unfickbar. Die beiden dopesten Rapper der Soul-Assassins-Crew darauf vertreten. Ziemlich verrückt und funky…

    (Album: »Which Doobie U B?«)

  • Das EFX »Baknaffek« (1993)

    Eigentlich, wie wir finden, die beste Single von den Jungs. Diggidas ist das Paradebeispiel für zwei MCs, die einfach mal alle Styles auspacken, die für die Hunde relevant sind: einfach sportliche Rapmucke und Crazy Drazy hat ja mal ‚nen unfassbaren Groove. Wurde in der berühmt-berüchtigten »Schönhauser WG« vor den VH-Groove-Trainingseinheiten intensivst gepumpt.

    (Album: »Straight Up Sewaside«)

  • Wu-Tang Clan »C.R.E.A.M.« (1993)

    Der hat uns für »Ohne mich« schon ziemlich inspiriert. Sowieso ein unglaubliches Stück Musik, genau wie die gesamte »36 Chambers«-Album: Purer Rotz und Dreck. Rock’n’Roll im HipHop-Format. Da haben alle Rapper quasi um ihr Leben gerappt – und das fühlt man. Wir haben auch immer ein paar deepe Nummern auf unseren Scheiben und in der Richtung feiern wir die alten RZA-Produktionen schon sehr.

    (Album: »Enter The Wu-Tang (36 Chambers)«)

  • Cypress Hill »I Wanna Get High« (1993)

    Super Song über das beste Hobby der Welt. Dient bei VH-Auftritten als »Weedbreak« zur Hälfte der Live-Show. Sehr gechillt und so wahr. Und wenn wir zurück auf die Bühne kommen, stehen die Leute immer noch vor der Bühne. Funktioniert!

    (Album: »Black Sunday«)

  • Beastie Boys »Root Down« (1994)

    Jeder hat doch irgendwie für sich immer einen Song, den er als erstes in- und auswendig rappen konnte – und eben diese Strophen konnte einer unseren beiden DJs (Da Kid) mit neun Jahren auswendig, ohne vorher wirklich einen Satz Englisch sprechen, geschweige denn verstehen zu können. Allgemein hat uns das Album auch unglaublich in unserem musikalischen Werdegang geprägt. Beastie Boys gehören auch live zu unseren Vorbildern.

    (Album: »Ill Communication«)

  • Young Black Teenagers »Tap The Bottle« (1993)

    Bisschen hibedihidebihu hier, hibedihibedihu da… zack. Zeitlos, raues Teil. In unserer Welt so ne Art Aprés-Ski- oder Ballermann-Ausraster.

    (Album: »Dead Enz Kidz Doin‘ Lifetime Bidz«)

  • Das EFX »Hold it down« (komplettes Album, 1995)

    Das dritte und leider letzte richtig gute Album von Diggidas. Muss man irgendwie immer ganz hören. Zusammen eine Strophe zu performen und sich Zeile für Zeile die Rhymes zuzuwerfen Tag-Team-Shit der seinesgleichen sucht. Auf ewig fresh…

  • Cypress Hill »Dr. Greenthumb« (1998)

    Man könnte ihn fast eine Blaupause für »V zu dem H« nennen ;) Diese Bassline und die Art darauf zu rappen… B-Real at it’s best.

    (Album: »IV«)

  • Hoodratz »Bootlegga« (1993)

    Die beiden klingen, als hätten sie tagelang nichts gefuttert. Schön einfaches Prinzip wieder: Drumloop, Tröte, Gröhl-Hook. Nur Cuts fehlen. Ganz nach Hunde-Schema V!

    (Album: »Sneeke Muthafukaz«)