Zehn Jazz-Alben, die Kamasi Washington auf Instagram empfiehlt

Nicht nur Flying Lotus ist großer Fan des Jazz-Saxophonisten Kamasi Washington. Sein Debüt »The Epic« sorgte für Lobeshymnen allerorten. Hier eine Liste von zehn Jazz-Alben, die der Virtuose aus Los Angeles empfiehlt.

Kamasi Washington
In den Monaten seit dem letzten Flying-Lotus-Album, spätestens aber seit Kamasi Washingtons epochalem Debüt auf Brainfeeder, sind jeder und seine Mutter plötzlich zu Jazz-Experten geworden. Wer jetzt im Crashkurs »Kind of Blue« und »My Favorite Things« nachholt, muss sich natürlich nicht schämen. Doch wer wirklich tiefer gehen möchte, für den empfiehlt Kamasi Washington via Instagram regelmäßig echte Schätze aus seiner Vinylsammlung. Hier sind zehn Highlights aus verschiedensten Epochen, allesamt mit großem Einfluss auf Kamasi Washington und »The Epic«.

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  • Nat King Cole »The Very Thought Of You« (1958)

    Ein Album, das den Fokus ganz auf Coles einzigartige Stimme legt: Primär aus Balladen bestehend, ganz ohne Klavier und dafür mit aufwendigen Streichorchester-Arrangements, die Kamasi Washington offensichtlich dazu inspirierten, selbst welche zu schreiben.

  • Eric Dolphy »Far Cry« (1961)

    Am selben Tag, an dem er »Far Cry« aufnahm, war Dolphy noch zusammen mit Ornette Coleman für dessen Meilenstein »Free Jazz« im Studio gewesen. Dolphy, ein avantgardistischer Saxophonist, Klarinettist und Flötist, konzipierte die komplette erste Seite des Albums als Tribut an die 1955 an den Folgen von Alkohol- und Drogenmissbrauch verstorbene Jazz-Ikone Charlie Parker.

  • John Coltrane »Africa/Brass« (1961)

    Ganz offensichtlich der größte Einfluss für Washingtons Saxophonspiel. Zwischen Meisterwerken wie »Giant Steps«, »My Favorite Things« oder »A Love Supreme« veröffentlichte Trane dieses seltsame, gespenstische Big-Band-Album, das einzigartig in seiner Diskografie blieb. Eric Dolphy und McCoy Tyner halfen bei den Arrangements, ungewöhnliche Instrumente wie Waldhorn und Euphonium tauchten auf – Coltrane von seiner spirituellsten Seite.

  • Herbie Hancock »Fat Albert Rotunda« (1969)

    Ein Wendepunkt in der Karriere des großen Pianisten und Keyboarders. Hancock hatte gerade das Blue-Note-Label verlassen und beim Major Warner gesignt. Für sein dortiges Debüt änderte er seinen Stil und ließ den modalen Jazz und Hardbop der letzten Jahre hinter sich. Stattdessen baute er auf Einflüsse aus instrumentalem Soul und Funk. Die Platte, ursprünglich als Musik für die TV-Show »Hey, Hey, Hey, It’s Fat Albert« gedacht, wies Hancock den Weg zu einer der treibenden Kräfte in der Jazz-Fusion der Siebziger.

  • Freddie Hubbard »The Black Angel« (1970)

    Der Trompeter Hubbard hatte in den sechziger Jahren bei Ornette Coleman, Art Blakey, John Coltrane und Herbie Hancock gespielt und war auf beiden frühen Meilensteinen des Free Jazz dabei (»Free Jazz« und »Ascension«). »The Black Angel« ist seine Antwort auf Miles Davis stilprägendes »Bitches Brew«-Album, das im selben Jahr erschienen war und als Manifest des Fusion-Jazz gilt. Steht schön zwischen den Stühlen – zwischen dem Festhalten an der Jazz-Tradition und dem Reiz neuer Experimente in der Verbindng mit Funk und Rock.

  • Joe Henderson »In Pursuit Of Blackness« (1971)

    Saxophonist Joe Henderson gehört zu den großen Playern der Jazz-Geschichte: Über 40 Jahre währte seine Schaffensperiode als Bandleader und Solist bis zu seinem Tod im Jahr 2001. In den Sechzigern nahm Henderson einige Alben für das ikonische Blue-Note-Label auf. Nachdem er auf Herbie Hancocks »Fat Albert Rotunda« gespielt hatte, begann er, sich mit Jazz-Fusion auseinanderzusetzen. »In Pursuit Of Blackness« verbindet Studio- mit Live-Aufnahmen, Jazz mit Funk, elektronische Effekte und Overdubs mit den Ideologien der Bürgerrechtsbewegung.

  • Harold Land »Damisi« (1972)

    Der ursprünglich aus Houston stammende Saxophonist Land zog 1955 nach Los Angeles und spielte dort in den Sechzigern sehr klassischen, modalen Jazz. In den Siebzigern, als sich die meisten in Richtung Fusion und Jazzrock bewegten, orientierte er sich weiterhin an Coltrane und nahm nur zaghaft neue Einflüsse auf. »Damisi« zeigt zwar schon deutliche Elemente von Fusion und Funk, ist aber strukturell immer noch modal. Bringt somit gleich zwei Perioden der Jazz-Geschichte zusammen, die Washington liebt.

  • Mahavishnu Orchestra »Visions Of The Emerald Beyond« (1975)

    Aufgenommen in den Electric Lady Studios im Greenwich Village von Manhattan ist »Visions Of The Emerald Beyond« zwar insgesamt weniger beachtet als seine berühmten Vorgänger wie »Birds of Fire« und »Apocalypse«, aber musikalisch kaum weniger spannend: Ein elektrisierender Sturm aus E-Geige, Keyboards und der charakteristischen Gitarre von John McLaughlin, einer der ganz großen Stimmen des Fusion-Jazz zu seinem kreativen Höhepunkt.

  • The Crusaders »Those Southern Knights« (1976)

    Stark vom Funk geprägtes, in Hollywood aufgenommenes Jazz-Fusion-Album dieser Band, die schon in den Sechzigern als »The Jazz Crusaders« einige Platten veröffentlichte. »Those Southern Knights« ist eines von insgesamt acht Studioalben, die die zu The Crusaders verkürzte Band zwischen 1972 und 1978 auf Blue Thumb Records veröffentlichte. Diese Zeit gilt gemeinhin als kreativer Höhepunkt der sechsköpfigen Formation.

  • George Benson »In Flight« (1977)

    Der Gitarrist Benson, der in den Sechzigern kurz in der Band von Miles Davis spielte, gewann in der erste Hälfte der Siebziger ein neues Publikum dazu, jenseits vom Jazz. Er arbeitete mit Minnie Riperton und mit Stevie Wonder zusammen, bekam sogar einen Grammy und wurde später von Quincy Jones gesignt. »In Flight«, ein Album mit Coverversionen von Nat King Cole, War und Donny Hathaway, ging Platin. Mit vielen Gesangsstücken und der Funk-geprägten Rhythmusgruppe brachte es ordentlich Pop-Appeal mit sich und wies bereits darauf hin, dass Benson der Popstar des Smooth Jazz werden sollte. Ein Trojaner, genau wie »To Pimp A Butterfly«.