STOP / LOOK / LISTEN #53

And another one: STOP / LOOK / LISTEN versammelt wieder das Beste der 80er, 90er und … gut, nicht ganz, aber zumindest gibt es zum 53. Mal die besten Tracks und Remixe der Woche zu hören. Mit dabei: Drake, Young Thug, D.R.A.M., Schote und Enaka, Plusmacher und Chefket.

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Scheint, als würde Deutschrap nach dem »Füchse«-Fickfinger von Zugezogen Maskulin und LGoony in der letzten Woche sich schon auf den Winterschlaf vorbereiten. Bis auf einige wenige Lichtblicke – darunter Schote und Enaka – steht STOP/ LOOK / LISTEN diese Woche nämlich ganz im Zeichen des US-Rap. Drakes Garderobe im »Hotline Bling«-Video ist genauso Thema wie gutes altes Soulfood von Kanye. Young Thug hat – völlig überraschend – auch wieder etwas zu sagen und D.R.A.M. wurde zwar von Drizzy gerippt, hat aber noch ein paar Hits in der Hinterhand.

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  • Drake »Hotline Bling« (prod. von Nineteen85)

    Es ist ja schon witzig mitanzusehen, wie Leute sich überteuerte Kameras und Drohnen anschaffen, dazu auf Prominenz in ihren Clips setzen, um Videos zu drehen, die dann eine halbe Stunde lang auf Twitter abgekultet und danach im völlig überladenen Social-Media-Orbit versanden. Braucht Drake nicht. Stattdessen lässt er sich lieber feuerrote Microdaunen von Moncler, die ACG-Boots von Nike und das 23/7-Jumpman-Shirt rauslegen und tanzt wie Vattern bei eurem Abschlussball durch eine regenbogenfarben illuminierende James-Turrell-Installation und das Internet dreht völlig durch.

  • Key Wane »Go Without Her« feat. Ty Dolla $ign (prod. von Key Wane)

    Und wenn wir schon bei gemütlichen Vierviertelschunklern sind, machen wir doch gleich mit Key Wane weiter. Der hat Drake zu »Nothing Was The Same«-Zeiten schon »All Me« klargemacht und bei so ziemlich allen Big-Sean-Projekten der letzten Jahre seine Finger im Spiel gehabt. »Go Without Her« featured Taylor-Gang-Member Ty Dolla $ign.

  • Young Thug »No Joke« (prod. Metro Boomin & Chopsquad)

    Halloween steht vor der Tür, weshalb Metro Boomin und die Chopsquad für »No Joke« ein paar heulende Geisterstimmchen mit dramatischem Orgelgedudel verschnitten haben – perfekte Voraussetzungen für den Thugger, mal wieder so richtig am Rad zu drehen.

  • Kanye West »When I See It« (prod. von Kanye West)

    Mein erster Gedanke nach dem Hören von The Weeknds »Tell Your Friends«: Was für eine Verschwendung! Da flippt Kanye zwischen Allmachtsfantasien und Schwangerschaftsgymnastik »Can’t Stop Loving You« von Soul Dog und klingt exakt wie vor zwölf Jahren, als er The Main Ingredient auf links drehte, damit Dinger wie »You Don’t Know My Name« für Alicia Keys aus dem Handgelenkt schüttelte und damit den Pop ein wenig revolutionierte – und dann rappt er verdammtnochmal nicht selbst! Nachdem Drake im Berliner Waldorf Astoria schon drübergerutscht ist, hat Kanye sich seine eigene Produktion dann aber glücklicherweise doch noch geschnappt. Zwar wird da kräftig via Auto-Tune geblubbert – aber die »808s & Heartbreak«-Schwermütigkeit ergänzt sich erstaunlich gut mit souligen Nostalgia-Produktion. Apropos: Wer Lust auf eine Alternativ-Version von »Say You Will« mit Caroline Shaw hat, hört am besten mal hier rein.

  • D.R.A.M. »Caretaker« feat. SZA (prod. von Peter Cottontale/The Social Experiment)

    Ob Drake sich für seine Booty-Call-Hymne bei D.R.A.M.s Timmy-Thomas-Hommage »Cha Cha« inspirieren ließ? Sehr gut möglich. D.R.A.M fand es beim letzten Toronto-Gig scheinbar eher suboptimal, dass jetzt alle denken, er hätte seinen, schon vor ein paar Monaten erschienenen, Song bei Drizzy abgekupfert. Aber: halb so wild. Auch abseits von SNES-Soundtrack-Samplefragen hat D.R.A.M. nämlich Hits am Start. Zum Beispiel »Caretaker« mit SZA.

  • Schote »Steig ein« (prod. von Enaka)

    Das hat man davon, wenn man – so wie ich – diesen VBT-Kram so konsequent ausblendet: Extrem freshe Typen wie Schote habe ich erst mit einer ordentlichen Verspätung auf dem Schirm. Aber: Besser spät als nie. Enaka, der letzte Woche schon mit seinem »Füchse«-Remake auffällig geworden ist, hat hier wieder mehr als gute Arbeit geleistet. Schote bockt spätestens ab der »Wenn nicht mit Rap, dann als Bauch-Beine-Po-Trainer«-Line und wenn der Sido-Vocalcut reinkracht, ist eh Ende Gelände. »Neue Bars Süd«, die Kollabo-EP von Schote und Enaka, kann so auf jeden Fall mehr als gerne kommen.

  • Plusmacher »Taschenrechner« (prod. von Pierre Sonality)

    Der Plusmacher iz da! Wo? Bei Xatars neuem Imprint Kopfticker Records. »Taschenrechner«, das neue Album vom Schnörressporter No. 1, kommt zwar erst im Januar, aber bis dahin macht Deutschraps Vorschaltgerät schon mal gut Welle.

  • Chefket »Rap & Soul« (Remix) feat. Xatar, Max Herre & Joy Denalane (prod. von Ganhaian Stallion & Farhot)

    Was ist da denn los? Chefket teamed mit Xatar, Max Herre lässt nach einer leisen Vorahnung auf dem letzten Genetikk-Album jetzt wieder richtig was vom Stapel und Joy veredelt den »Rap & Soul«-Remix nach hinten raus mit allerfeinstem Gesang. So muss das!

  • OK KID »Gute Menschen«

    Deutscher Rap und Kommentare zum aktuelle Zeitgeschehen sind, gelinde gesagt, eine Katastrophe. Wie man das besser macht, zeigen OK KID mit »Gute Menschen« – einem meinungsstarken Stück Musik samt mehr als gelungenem Video. Es ist ein klares Statement gegen Duckmäusertum, den Rechtsruck und Stammtischdenken setzen.

  • Sieben / Treyer »Schizophren«

    Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Mein vom Deutschrap recht abgestumpftes Herz hat neulich nämlich dann doch noch mal einen Freudensprung gemacht. Denn: Sieben / Treyer bringen im Dezember mit »The Anthology« eine LP heraus, die unreleaste, verlorengegangene und geremixte Songs aus den Jahren 2000 bis 2007 vereint. Mit Features von Schivv (DCS), Youdon und Tefla & Jaleel. Bis auf einen Roey-Marquis-II.-Beat komplett von SaschliQ und Jules produziert. Herrlich!