Die 5 besten Mixtapes der neuen Grime-Welle

Großbritannien erlebt derzeit eine Renaissance von Grime als Instrumentalmusik. Eine Übersicht liefern die fünf besten Mixtapes der neuen Grime-Welle.

Wen
Wie aufregend Grime mal war: So Solid Crew, »Boy In Da Corner«, Roll Deep, Boy Better Know. Die Heydays des Genres tobten von 2002 bis 2006, dann stahl das Schwestergenre Dubstep die Show, bevor Dubstep Mainstream wurde und ehemalige Grime-MCs plötzlich auf käsigen Delfintrance-Beats rappten, die manche »EDM« schimpften. Der Rest machte weiter mit UK Funky und Post-Irgendwas. Ein paar junge Produzenten nutzten dieses Vakuum im britischen Hardcore-Kontinuum zuletzt für eine Renaissance von Grime als Instrumentalmusik, aufbauend auf den Soundpaletten der klassischen Riddims »Eskimo« und »Pulse X«. Stephan Szillus hat die fünf besten Mixtapes der »New Wave Of Grime« zusammengestellt.

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  • Slackk Alien Resurrection: The New Wave Of Grime

    Slackk ist ein DJ und Produzent aus Liverpool, der als wichtiger Antriebsmotor der neuen Grime-Bewegung gilt. Mittlerweile in London ansässig, wurde er zunächst durch einen archivarischen Tumblr für Piratensender-Mitschnitte bekannt. In den letzten zwei Jahren begleitete er die »New Wave Of Grime« durch monatliche Mixtapes, eine Radiosendung auf Rinse FM sowie die Clubnacht und Compilation-Reihe »Boxed«. Dieser programmatischenMix für Electronic Beats Radio stellt wichtige und obskure Protagonisten der jungen Szene vor, neben UK-Produzenten auch solche aus den USA und Australien. Grime wird hier neu gedacht als Garage-basierte, HipHop-infiltirierte Clubmusik aus eisigen Synthies, metallischen Sounds und klappernden Drums.

  • Logos Fact Mix 412

    Ein Londoner Producer, der von 2008 bis 2011 mit Dubstep experimentierte und erst mit dem 130-BPM-Tune »Kowloon« zu seinem eigenen Stil fand. Zusammen mit Slackk und einigen anderen DJs ist er inzwischen Resident DJ bei der stilprägenden »Boxed«-Nacht. Im letzten Jahr veröffentlichte er auf Keysound, dem Label des Autoren, DJs und Produzenten Martin »Blackdown« Clark, ein ausgezeichnetes, ultradüsteres Grime-Album namens »Cold Mission«. Auf seinem Mix für »Fact Mag« versammelt er einige der spannendsten Produzenten der neuen Welle und bringt dazwischen natürlich auch ein paar Eigenproduktionen unter. Streckenweise klingt der Mix nach dem kaputten Techno der »Yeezus«-Beats (nur mit deutlich mehr Percussions), streckenweise aber auch nach Wiley im Weltall.

  • Beneath RA.407

    Beneath gehört zusammen mit Wen, Logos und Visionist zu einem Quartett von jungen Grime-Adepten, die allesamt von Martin »Blackdown« Clark protegiert werden und alle ihre ganz eigenen Ausprägungen von düsterem Instrumental Grime produzieren. In einem ausführlichen Interview mit Blackdown bringt Beneath deutlich zum Ausdruck, wie sehr ihm die Tradition der UK-Clubmusik am Herzen liegt. Der Bursche stammt aus einer Generation, die mit dem Dubstep der DMZ-Ära und den DJ-Sets von Youngsta aufwuchs. In seinen kühlen Beats hört man jedoch auch den technoiden Jungle von Source Direct, die atmosphärischen Roller von El-B und nicht zuletzt den apokalyptischen HipHop von El-P und Company Flow. Best of all worlds, sozusagen.

  • Wen Rise Up #019

    Wen stammt aus einer Kleinstadt an der Ostküste Londons, eine Autostunde entfernt von der Hauptstadt. In seiner Jugend lebte er nach einer strikten Diät aus Pirate Radio und Grime-Internet-Foren, der heute 22-Jährige trieb sich schon mit 16 auf wegweisenden Dubstep-Parties wie FWD>> herum. Zunächst machte Wen auf der Keysound-Compilation »This Is How We Roll« auf sich aufmerksam. Seine Beats klingen ähnlich düster und minimal wie die von Beneath oder Logos, doch Wen orientiert sich weniger an der Frühphase von Grime, als Musical Mob und Wiley regierten, und vielmehr am Sound der Jahre 2006/07, der Ära der Crews und Battles. Wens Album »Signals« auf Keysound gehört schon jetzt in die Jahresendlisten — und auch seine aktuelle Tempa-Maxi »Caught«/»Collide« mit Parris reguliert.

  • Visionist FADER Mix

    Ich hätte an dieser Stelle genau so seinen großartigen Podcast für »XLR8R«, seinen exzellenten Fact Mix (#398) oder den »Only Eye«-Mix fürs DIS Magazine erwähnen können. Den Südlondoner Visionist unterscheidet von anderen Producern, dass er primär R&B- und Dance-Samples verwendet und dass er Trap und HipHop in seine Grime-Sets integriert. Da folgt auf ein Logos-Dubplate aus einem Destiny’s-Child-Sample schon mal ein Tune von Johnny Cinco oder Young Scooter. Und auch sonst macht Visionist so ziemlich alles richtig: Anstatt in der Londoner Sauce zu kochen, nimmt er mit Fatima El-Qadiri in New York auf und tourt als DJ mit Zebra Katz um die halbe Welt. Wird in zwei bis drei Jahren sicher das nächste Kanye-Album produzieren — zusammen mit dem halben Tri-Angle-Roster.