Die 20 normalsten Deutschrap-Alben

»Normaler Samt« in dein Mund drin, du Schmutz! Audio88 & Yassin haben ihre #promophase eingeläutet. Das nahmen wir zum Anlass, uns von den beiden Strategen ihre normalsten Deutschrap-Highlights aufdiktieren zu lassen.

Audio88_Yassin
Über Chartplatzierungen sprechen, Dissen für Promo, Triple-Reime ohne Sinn, Nahrungsergänzungsmittel-Rap, Realkeeperei der Realkeeperei wegen, Masken tragen, Masken dissen – all das ist ja fast schon normal geworden im Deutschrap. Aber was ist denn heute noch normal? Eben. Deswegen erklären das die derzeit normalsten Rapper im Game, Audio88 & Yassin, anhand einer Liste ihrer 20 ganz persönlichen »normalsten Deutschrap-Alben«.

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  • Stieber Twins »Fenster zum Hof« (1996)

    Audio88: »Muss man vermutlich nicht so viel zu sagen. Einer der wenigen Klassiker, bei dem sich wohl alle einig sind. Auf den Instrumentals des Albums habe ich übrigens meine ersten Freistile im Jugendclub neben den Takt gespuckt. Danke für alles, Stieber Twins! Und danke, dass ihr euer Erbe nie mit Schmutz beschmutzt habt!«

  • Rödelheim Hartreim Projekt »Zurück nach Rödelheim« (1996)

    Yassin: »Rödelheim Hartreim Projekt war für mich der Auslöser, meinen ersten Text zu schreiben. Dass das ein Rap-Text war, hab ich damals, mit zwölf oder so, nicht gerafft. Ich habe einfach was geschrieben und das dann über deren Song ›gesprochen‹. Beide RHP-Alben haben mich auf jeden Fall sehr beeinflusst, allerdings ist ›Zurück nach Rödelheim‹ das Album, das ich auch heute noch ab und zu höre.«

  • Westberlin Maskulin »Hoes, Flows, Moneytoes« (1997)

    Audio88: »Mein größtes Aha-Erlebnis im deutschsprachigen Rap überhaupt. Ich mochte damals schon die ganzen Sachen aus Hamburg und Stuttgart nicht – und dann kam das. Konnte zwar inhaltlich nicht weiter von meinem minderjährigen Ich entfernt sein, aber das war einfach anders, anti alles und sehr eigen. Diese rumpelnden Beat-Loops, das Grundrauschen der Vierspur und zwei Flows, die über alles bisher Dagewesene erhaben waren und immer noch sind. Mir ist klar, dass nicht alles, was auf dem Album gesagt wird – beziehungsweise, wie es gesagt wird – in Ordnung ist. Das war ja nicht politisch inkorrekt, sondern schlichtweg teilweise hart daneben. Ist aber nun mal eins der wichtigsten Alben meiner musikalischen Sozialisation und aus mir ist ja auch irgendwie was geworden.«

  • Feinkost Paranoia »Dorn im dritten Auge« (1998)

    Audio88: »Das Album ist halt echt richtig normal! Wer das nicht kennt, ist doof. True Story.«

  • RAG »Unter Tage« (1998)

    Audio88: »Ich bin zwar der Einzige, der ›Westwinde‹ nicht gefeiert hat, weil ich Rap übers Kiffen schon immer eher uncool fand, aber der Rest vom Album war für mich ein unfassbar großer Einfluss. Vor allem Aphroe, bei dem man die Begeisterung für Sprache und für all das, was man mit ihr machen kann, am schönsten raushört. Schön, dass der noch Musik macht und schade, dass es in dieser Konstellation nichts Neues mehr geben kann. Sehr viel Respekt für RAG!«

  • Manges »Dickflüssig Tape« (1998)

    Yassin: »Ich kann nicht mehr genau sagen, wann, aber ich muss so 15 oder 16 gewesen sein, als ich das Tape damals in die Hand bekam. In Darmstadt war zu der Zeit schon verhältnismäßig viel los, was Rap angeht und das auch in vielen Facetten. Aber Manges war in der Stadt allen anderen immer einen Schritt voraus. Was den Sound anging, die Texte und den Flow. Im Zuge dieser Liste habe ich mir das Tape seit langem mal wieder angehört – und auch ohne Nostalgie finde ich es immer noch großartig! Ich kann mich noch bildlich daran erinnern, wie ich zu Hause saß und versucht habe, diesen Vibe zu reproduzieren, den Manges auf dem Tape rüberbrachte. Ich glaube, ich würde auch heute noch daran scheitern. Das Tape gibt es vermutlich nur noch auf wenigen Festplatten. Aber auch alles andere, was von Manges heute noch zu hören ist, ist absolut hörenswert!«

  • Westberlin Maskulin »Battlekingz« (1999)

    Yassin: »Normales Punchline-Gewitter mit normalem Humor auf sehr normalen Beats.«
    Audio88: »Würdiger Nachfolger. Schafft auch nicht jeder.«

  • Creutzfeld & Jakob »Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag« (2000)

    Audio88: »Lakmann ist vermutlich der Einzige, der heute noch besser rappt als damals. Scheinen sich die anderen aus der Generation sehr schwer mit zu tun. Die Beats sind alles Bretter – und wie die sich da durchgehäckselt haben … Ganz normal!«

  • Der Klan »Flashpunks« (2000)

    Audio88: »Die ganzen ausgelutschten Filmzitat-Samples aus den üblichen Videotheken-Klassikern von Terry Gilliam und Cronenberg, die sich jeder Kiffer tausendmal gegeben hat, nerven mich heute – was aber eher daran liegt, dass es nach ihnen noch tausende andere gemacht haben. An den damaligen Beats von Lord Scan kann sich auch heute noch kaum jemand messen. Insgesamt wirklich ein sehr normales Album und der Soundtrack meiner Jugend. Wenn ich das heute höre, riecht es immer gleich nach Belton.«

  • D.a.K.s. »Nahostkonflikte« (2001)

    Audio88: »D.a.K.s sind aus dem schönen Cottbus, wo auch ich meine Jugend verleben durfte. Ich schätze, das kam vor ca. zwölf bis 14 Jahren raus. Das Tape lief damals rauf und runter und ist auch aus heutiger Sicht immer noch dope. Schade, dass da nie mehr was kam. ›Ich hab Munition, du hast Munition/Ostdeutschland ist militant, mein Sohn!‹ Normal! Grüße!«

  • Azad »Leben« (2001)

    Yassin: »Die normale Ein-Mann-Armee. Man kann von allem, was in den Jahren nach ›Leben‹ kam, halten, was man will, aber mit diesem Album hat der Bozz damals einfach mal die Latte ordentlich höher gelegt. Was er da an allen Geräten geliefert hat, war und ist einfach dope! Da ich gerade mit Scratchen und Fruity Loops angefangen hatte, war das zwar irgendwie ein Vorbild, aber auch eine krasse Einschüchterung. Beides war hilfreich. Danke dafür, Azad!«

  • M.O.R. »NLP« (2001)

    Yassin: »Bis heute ist es mir unerklärlich, wie dieses Album so dope sein kann. Da sind so viele Parts und Lines, die gar nicht gehen. Aber trotzdem ist es bis heute eines der normalsten Deutschrap-Alben und das wird wohl auch immer so bleiben. Wir sollten uns alle glücklich schätzen, dass diese Jungs damals nichts Besseres zu tun hatten.«
    Audio88: »›Du schreibst Texte über dein Leben, ich schreibe Texte über deinen Tod.‹ Ronald Mack Donald hat auf dem Album mit dieser Zeile mal eben Battle-Rap definiert. Und Justus Jonas bleibt für mich einer der besten ›Lyricists‹ (richtiges Pfui-Wort!). Auch als Splidtterchrist und vor allem als The Underground! Danke dafür!«

  • El Ray »Meine Welt EP« (2004)

    Yassin: »Das war das erste Mal, dass ich für Vinyl ›gemastert‹ habe. Also normal ›gemastert‹. Mit Betonung auf den Gänsefüßchen. Ich war 20, hatte einen halbwegs passablen PC und HiFi-Boxen. Das hat uns aber wohl gereicht. Ich war stolz wie Bolle, vor allem, weil ich von Beginn an ein großer Fan von El Ray war und bis heute bin. Außerdem das erste Mal, dass mein Name auf einer Vinyl stand. Ist bis heute eine der normalsten Veröffentlichungen, an denen ich mitarbeiten durfte. Und El Ray einer der normalsten Rapper, die ich kenne, weshalb ich mich freue, dass er auch auf ›Normaler Samt‹ wieder vertreten ist.«

  • Huss und Hodn »Jetzt schämst du dich« (2007)

    Audio88: »Viele Menschen sollten sich immer noch schämen! Kurt und Hodn haben mit dem Album etwas wirklich Großes geschaffen. Mit dem Rest des Kataloges natürlich auch, aber dieses Album steht jetzt hier einfach stellvertretend für die Blaupause, an der sich nach wie vor jeder messen muss, der meint, realen Rap zu machen und noch nicht 100 ist. Isso. Grüße! 24.3. in Köln!«

  • K.I.Z. »Hahnenkampf« (2007)

    Yassin: »K.I.Z. sind einfach normale Dudes, ähnlich wie wir. Und ›Hahnenkampf‹ war einfach ihr persönliches ›Hahnenkampf‹.«
    Audio88: »Sehr oft kopiert und wirklich noch nie auch nur ansatzweise erreicht!«

  • Celo & Abdi »Hinterhofjargon« (2012)

    Yassin: »Zu der Zeit, als dieses Album kam, sind wir häufig zu viert mit Breaque und unserem Fahrer zu irgendwelchen Auftritten in ganz Deutschland gegurkt. Die Mucke, die wir dabei gepumpt und bis zur Heiserkeit mitgegröhlt haben, hat von Fahrt zu Fahrt variiert. Aber ›Hinterhofjargon‹ war locker easy ein Jahr lang Stanni. ›Hektiks‹ in Endlosschleife auf der Autobahn ist bis heute unsere normale Empfehlung zur Vorbereitung auf eine gute Show.«

  • Döll »Weit entfernt EP« (2014)

    Audio88: »Sehr normaler Move von Döll, es mit einer Free-Download-Solo-Debüt-EP in unsere Liste der 20 normalsten Alben geschafft zu haben. Alle, die sagen, dass er das nächste große Ding sei, haben ausnahmsweise mal Recht!«

  • Hiob & Morlockk Dilemma »Apokalypse Jetzt« (2014)

    Audio88: »Fiel uns sehr schwer, uns auf ein Album festzulegen, weil alles, was die beiden machen, einfach sehr, sehr dope ist. Mir fällt kaum jemand ein, der inhaltlich so tief geht und das dann trotzdem noch auf einem so extrem hohen technischen Level aufarbeiten kann. Nichts als Liebe und Respekt! Bei kaum jemandem hat man so große Angst, bei gemeinsamen Liedern abzukacken. Grüße!«

  • Haftbefehl »Russisch Roulette« (2014)

    Yassin: »Wahnsinns-Album. Die normalsten Beats 2014 auf einem Deutschrap-Major-Release.«
    Audio88: »Und die normalsten Flows. Sein bestes Album bisher. Sehr viele Alben in dieser Liste sind ja Debüt-Alben und Haftbefehl wird halt einfach immer besser. Das vierte Album ist ja normalerweise das, was man sich nicht mal mehr anhören mag und er hat halt sein bestes Album abgeliefert. Schon allein deshalb sehr normales Album!«

    (»Russisch Roulette«-Review bei ALL GOOD)

  • Mädness »Maggo EP« (2014)

    Yassin: »Obwohl wir aus der gleichen Stadt kommen, hatten wir das erste Mal vor etwa fünf Jahren persönlich miteinander zu tun. Dann aber auch gleich voll mit Freundschaft und Features und so. Ich bin sehr froh darüber! Auch darüber, dass er back im Biz und gleich mehrfach auf ›Normaler Samt‹ zu Gast ist. Mädness is ned nur de Gude – is de Besde!«