Die 15 Lieblings-Gangsta-Leads von Brenk Sinatra

Auch der zweite Teil von Brenk Sinatras »Midnite Ride« ist voller Querverweise in die Plattenkiste des Wiener Ausnahme-Produzenten. Für ALL GOOD stellte Brenk seine Lieblings-Gangsta-Leads zusammen – 15 Melodien aus Cali, Texas und Tennessee.

Brenk Sinatra
Seine Beats werden geschätzt von Köln bis Compton. Von seiner Homebase Kaisermühlen aus versorgt der Wiener Brenk Sinatra die Welt mit seinem unvergleichlichen Gumbo aus Down South, Deep West und Wien Ost. Mit »Midnite Ride II« veröffentlichte Brenk gerade den zweiten Teil seiner Soundtrack-Reihe für die Stadtrundfahrt durch die Nacht. Brenk Sinatra macht Film-Musik. Es ist dabei sein ganz eigener Film – unvergleichlich und voller Musikverständnis und Liebe für die Mucke selbst. Für ALL GOOD öffnete Brenk seine Plattenkiste und sprach über seine Inspirationen aus Kalifornien, Texas und Tennessee. Zitat Brenk: »Wenn man die Sachen hört, dann versteht man auch mein ganzes musikalisches Fundament viel besser. Diese Songs habe ich wirklich gefressen. Das ist alles in mich geflossen, noch lange bevor ich überhaupt selbst Musik gemacht habe.« Voilà, die 15 Lieblings-Gangsta-Leads von Brenk Sinatra. Am Ende kam noch eine kurze Nachfrage: »Ich weiß jetzt nicht, ob das zu nerdig ist…« Nein, Brenk, keine Sorge. Film ab!

Liste starten

  • Tha Dogg Pound »Big Pimpin'« (1994)

    »Prinzipiell muss man zwischen zwei Leads unterscheiden. Es gibt die waveigen Lead-Sounds, die im Hintergrund laufen. Die klingen eher nach Palmen und Urlaub. Und dann gibt es noch die harten Leads – die klingen nach Beton, Chaos und der anderen Seite von L.A. ›Big Pimpin‹ gehört zur ersten Kategorie. Der ist super wavy. Die Melodie ist perfekt. Der ›Above The Rim‹-Soundtrack ist von 1994, aber ich habe halt schon sehr früh damit angefangen, den Kram zu hören. ›Big Pimpin‹ ist nach wie vor für mich ein Maßstab. Allein wie die Bongos da reinkommen. Das klingt einfach genau so, wie man sich Long Beach vorstellt.«

  • Crime Boss »Please Stop« (1997)

    »Crime Boss von Suave House Records war damals mit Rap-A-Lot und den ganzen Labels im Süden die größte Macht. Das ist ein klassisches Beispiel für einen Beat, der eigentlich total hart ist, besonders die Drums, aber der Lead-Sound ist eher auf der wavigen Seite sitzt. Eine supergeile Kombi. So ein richtiges Heiß-Kalt-Wechselbad.«

  • Bone Thugs-N-Harmony »Thuggish Ruggish Bone« (1994)

    »Da brauchen wir nicht viel reden. (lacht) Das war eine der ersten CDs, die ich gekauft habe. Da ist der Lead-Sound auch eher vorne und höher gespielt, aber die Melodie ist super gangsta. Man muss diese Leads einfach lesen können. Für einen Keyboardspieler sind die natürlich alle super easy, ganz simple Lines auf vier, fünf Tasten. Aber die Typen hatten einfach das Gespür genau das richtige auf den Beat zu machen. Das können nicht viele. Einen normalen Lead-Sound kann jeder spielen, aber meistens klingt es nicht so wie es klingen soll. Hier ist es perfekt. Der Lead sitzt perfekt auf dem Beat.«

  • Tela »Sho Nuff« (1996)

    »Das ist eher so ein End-Neunziger-Strip Club-Anthem. Ich glaube, Tela war aus Memphis. Hier ist dieser Wah-Wah-Synthesizer sehr präsent und der gibt eigentlich die ganze Wave von dem Song an. Aber der Lead-Sound spielt perfekt zu dem Wah-Wah-Sound im Hintergrund. Das ist ein perfektes Beispiel für den richtigen Einsatz. Der Sound spielt nicht durchgehend, sondern kommt erst ab der Hälfte vom Takt rein. Mega.«

  • MC Eiht »Endoness« (1996)

    »Diese Platte haben viele Leute gar nicht so auf dem Schirm. Lustigerweise ist das meine Lieblingsplatte von MC Eiht. ›Death Threatz‹ heißt das Ding und kam 1996 raus. Für mich ist ›Endoness‹ eigentlich der erste ›Midnight Ride‹-Beat. Das klingt einfach nach Nacht. Diese Bongos und die Streicher klingen, als ob man um zwei Uhr in der Früh mit dem Auto herumfährt. Damals war ich natürlich noch viel zu jung für irgendein Auto, aber ich weiß noch genau, wie ich damit mit dem Rad herumgefahren bin. Das habe ich unglaublich gefühlt. Diese DJ Slip-Beats waren ganz eigen. Seine Streicher-Sounds sind nicht die coolsten und nicht die besten, aber die waren einfach sein Trademark. Hier kommt er dann auch noch mit der Westcoast-Königsklasse: dem live eingespielten Bass, der Wah-Wah-Gitarre und dem Lead-Sound im Hintergrund. Da hast du fast schon ein Live-Band-Feeling, obwohl die Drums natürlich gesampled sind. Der Lead-Sound ist hier sogar nur ganz dezent in der Hook, aber für jeden, der ihn hört, ist es ein echtes Schmankerl. Wenn du ihn ein mal gehört hast, dann bekommst du ihn nicht mehr aus dem Kopf.«

  • Dom Kennedy »Grind'n« (2011)

    »Cardo ist von den jüngeren Produzenten auf jeden Fall einer meiner favorites. ›Grind’n‹ musst du nur aufdrehen und du bist sofort in Stimmung. Der Lead-Sound ist perfekt – eher nur kurz gespielt, mit einem langen Ton, der schnell wiederholt wird. Mega. Der Mix ist auch perfekt. Cardo halt.«

  • Twinz »Sorry I Kept You« (1996)

    »Wenn man von G-Funk spricht, dann hört man nie den Namen Twinz. Twinz haben damals ihr Album ›Conversation‹ bei Def Jam West veröffentlicht. Das hat mir, das muss so 1996 gewesen sein, ein Kollege aus San Francisco mitgebracht. Das war unfassbar. Die CD war für mich von vorne bis hinten perfekt. Das war mein Soundtrack für zwei Sommer. Ich finde es immer noch mega schade, dass nicht mal Westcoast-Fans das Album auf dem Schirm haben. ›Sorry I Kept You‹ ist auch wieder absolute Perfektion. Das war Warren G in seiner Prime. Da ist ihm einfach alles gelungen. Dieses Sprach-Sample am Anfang hat damals immer gepasst, weil das unsere Sauf- und Rauch-Platte war. Und wenn du halt mal zu viel erwischt hast, dann dreht sich alles – ›everything is moving‹. Den Song hatten wir dann für 20 Minuten auf Loop.«

  • Eazy-E »Real Muthaphuckkin G's« (1993)

    »Das ist bis heute einer der härtesten Lead-Sounds überhaupt. Das, was Jimi Hendrix fürs Gitarrespielen ist, ist Eazy-E für Gangstarap. Auf den ersten Blick ist der Beat noch entspannt, aber eigentlich ist er sowas von hart. Die Gitarre, die Drums und der Gangsta-Lead, der hier ganz weit vorne ist, weil er super laut gemischt ist und fast schon aus den Boxen springt, ist unerreicht. Ich bin immer vorsichtig, wenn solche Sachen neu aufgelegt oder gesampled werden. Solche Legacy-Sachen muss man wirklich mit Samthandschuhen anfassen. Viele checken ja auch gar nicht, wie man sowas in die Neuzeit bringen kann. Viele machen das viel zu hektisch und verderben das dann. Ich habe deswegen bis jetzt die Finger davon gelassen. Ich habe es noch nie nachgespielt, obwohl ich das schon gerne mal machen möchte.«

  • MC Eiht feat. Kurupt »Gangsta Gangsta« (2017)

    »Ein Beat von mir musste auch mit dabei sein. Als ich den Beat gemacht habe, wollte ich eigentlich so eine Bass-Lead-Sound-Kombi machen. Die Bassline sollte was vorspielen und danach der Lead-Sound eine ähnliche Melodie nachspielen, als ob es gedoppelt wäre. Ich habe die Bassline einfach nur um ein paar Oktaven hochgesetzt und den Sound geswitcht. Der Lead-Sound spielt also einfach nur die Bassline nach. Das habe ich in meiner Ende-90er-Schule gelernt. Ich feiere das bis heute, auch weil man das auch gut bei trapigeren Beats machen kann.«

  • Snoop Dogg feat. Tray Dee »21 Jumpstreet« (1994)

    »Das ist auf jeden Fall Top 3 der wavigen Lead-Sounds. Das ist vom ›Murder Was The Case‹-Soundtrack. Das Feature hier, Tray Dee, ist wahrscheinlich sowieso der coolste OG-Rapper, den es in Amerika gibt. Der spielt immer noch nach gewissen Regeln, die vielleicht längst nicht mehr in Mode sind, aber er zieht es immer noch durch. Ein richtiger Ehrenmann. Hier ist die Lead wieder im Hintergrund, aber super melodisch. Außerdem sind dazu noch diese Fender Rhodes leise dahinter gemischt. Das ist ein match made in heaven. Das passt perfekt zusammen.«

  • Payroll Giovanni »Good Day To Get Money« (2018)

    »Erstmal muss man sagen, dass Payroll Giovanni wahrscheinlich der beste Rapper-Name überhaupt ist. Das ist schwer zu toppen. Dieses Album kam 2018, das habe ich letztes Jahr den ganzen Sommer gehört. Das ganze Album hat Cardo produziert, bei dem man hört, dass er durch die gleiche Schule wie ich gegangen ist. Er weiß einfach, wie die Bausteine zusammengeflickt gehören. Das ist ein Instant-Westcoast-Feeling, ohne dass du hängengeblieben klingst. Keiner will wie was klingen, das 30 Jahre alt ist. Cardo adaptiert das in die Neuzeit. Du hast ein totales 90er-Westcoast-Feeling, aber es klingt trotzdem modern. Das können wirklich wenige.«

  • Celly Cell »It's Going Down« (1996)

    »Das ist ein Ultra-Wave-Classic. Smoke-Music von früher. Celly Cell war damals bei E-40 auf Sick Wid It gesignt. Sein Album ›Killa Kali‹ hab ich auch auf und ab gehört. ›It’s Going Down‹ ist sein ›Gin And Juice‹. Das kennen immerhin auch einige. Das Standbild-Video hat bei YouTube 20 Millionen Views. Eigentlich schon crazy für so einen Underground-Rapper. Auch wieder ein perfekter Beat. Ich glaube, das ist sogar eine Babyface-Bassline. Die müsste von ›How Deep Is Your Love‹ sein. Richtig geil tief gespielte, extrem melodiöse Bassline. Und dann macht da der Lead ein ziemlich cooles Ding und doppelt den Gesangs-Part. Der Beat war wahrscheinlich schon fertig und dann hat die Sängerin den Lead mit ihrer Stimme gedoppelt. Und so klebt das dann halt. Den Trick haben früher Sänger immer wieder gemacht. Sie haben den Sound vom Beat in der Hook drei- oder vierstimmig nachgesungen. Dadurch wird alles ziemlich voll und klingt gleich sehr melodisch. Der Track ist dann eben auch ein Hardcore-mit-dem-Auto-durch-die-Nacht-fahren-Sound. Dazu bin ich dann schon nachts durch Wien gefahren und habe gedacht, ich fahr durch Oakland. Bei diesem Songs geht bei mir sofort das Kopf-Kino an. Und das ist auch genau das, was meine Platten auslösen sollen. Den Leuten soll durch meine Tracks sofort eine coole Erinnerung hochkommen.«

  • Swoop G »20 Dollaz« (1997)

    »Das ist super underrated und kennen wirklich nur ganz wenige Leute. Dieser Track hat eigentlich grottenschlechte Drums, aber es gibt eine Story dazu. Es gab ja diesen ›Murder Was The Case‹-Kurzfilm von Snoop. Der kam damals bei ›Freestyle‹ bei Viva. Die haben wohl irgendwie die Lizenz bekommen, das zu zeigen. Sogar im gleichen Monat, in dem er in den USA kam. Ich habe mir damals die Sendung immer aufgenommen und war total baff, als ich aus der Schule heimkam und die Sendung von der Nacht davor angesehen habe. Da war halt einfach dieser Kurzfilm von Snoop. Das war unglaublich für mich damals. Das war wie ›Menace II Society‹ in kurz. Dazu gab es zehn unendlich geile, neue Songs. Einfach so. Boom. Ich habe mir dann den Soundtrack vor allem wegen ›20 Dollaz‹ von Swoop G gekauft. Das Schlimme war: Der Song war nicht auf dem Soundtrack! Darüber beschweren sich noch heute die Leute. Angeblich hatte Swoop G damals persönliche Probleme mit Suge Knight, der ihn dann einfach vom Soundtrack geschmissen hat. Der Song ist aber so unglaublich wavy. Es ist eine einzige Wave. Die Drums sind richtig schlimm, aber die Stimmung ist so stark. Der Lead-Sound ist auch eher vorne und Swoop rappt dazu mit seiner leisen Stimme da ganz unangestrengt rüber. Mega.«

  • Snoop Dogg feat. Tha Dogg Pound »Who Got Some Gangsta Shit?«

    »Das ist mittlerweile natürlich ein Classic, auch weil er so einen superbekannten Drumloop sampled. Die Bassline hier halt wieder… Eine der wenigen Basslines, die zwar simpel aber so gangsta sind. Der ist auch von Daz. Er hatte so eine Phase, in der er unglaubliche Westcoast-Classics gemacht hat. Er hat das damals wahrscheinlich gar nicht gewusst. Er hat einfach nur irgendwas im Studio zusammengeschustert und dabei gedacht, dass es geil klingt. Das ist jedenfalls wieder ein Paradebeispiel für eine richtige Westcoast-Bassline mit eher kurzen Tönen. Der Lead-Sound ist hier wieder vorne und ist mit der Bassline der wichtigste Baustein für den Beat. Das hat immer noch so eine magische Wirkung. Das ist unglaublich.«

  • Lil' C-Style »Blacc Balled« (2004)

    »Der Typ ist auch sehr underrated. Der kam auch aus dem Dogg-Pound-Umfeld und war ein wichtiger Typ in der Long Beach-Szene Anfang der Neunziger. Er sitzt aber seit Ewigkeiten im Gefängnis. ›Blacc Balled‹ hat Fredwreck produziert, der damals neben Battlecat der Über-King war. Die haben beide in den Neunzigern einfach so viele Classics gemacht. Dieser Song ist von 2004 und ist wieder ein Paradebeispiel für einen treibenden Beat mit Bongos, einer live gespielten Bassline und einem Gangsta-Lead in der Hook. In der Hook geht das dann auf und die Stimmung wird mal fünf multipliziert. Ganz großes Kino.«