Die 10 Lieblings-Rhein-Main-Songs von Tobias Wilhelm
»Weißer Asphalt« heißt der Roman von ALL GOOD-Autor Tobias Wilhelm. Hier sind seine zehn Lieblings-Rhein-Main-Songs.

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MC Basstard feat. Frauenarzt und Viagra Bob »Wenn die Bullen kommen«
»Erst mal schön die Erwartungshaltung unterlaufen… Mein erstes prägendes Raperlebnis hatte ich mit MC Basstard. Ich war damals dreizehn, oder vierzehn, saß bei einem Freund auf dem Sofa und rauchte Bong, als jemand ›Rapdämon‹ anmachte. Das Gerappte war zwar (nicht nur geografisch) fern meiner Lebensrealität, doch eines verstand ich sofort: Dieser Junge war genauso wütend und verzweifelt wie ich in meiner Teenage-Depression.«
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Separate »S.E.P.A.R.A.T.E«
»Dass auch bei uns in Mainz und nicht nur in Großstädten wie Hamburg, Stuttgart und Berlin gerappt wurde, erfuhr ich erst nach meinem Schulwechsel an ein Oberstufengymnasium. Einer meiner neuen Klassenkameraden war nämlich mit Leuten aus dem Buckwheats-Umfeld befreundet. Er zeigte mir das ›Die Jagd auf den König‹-Mixtape. Auf irgendwelchen Filesharing-Börsen lud ich mir dann alles runter, was ich von Separate finden konnte. ›S.E.P.A.R.A.T.E‹ ist einer meiner Lieblingstracks von ihm.«
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Charon »Charon brigante«
»Charon aus dem Buckwheats-Camp machte damals schon, was Haftbefehl später perfektionierte: Slangausdrücke und Wörter aus anderen Sprachen verwenden, Wörter aufeinander reimen, die sich eigentlich nicht reimen. Was er sagen wollte, transportierte er nicht durch ausgefeilte Technik oder endloses Storytelling, sondern durch kurze, prägnante Aussagen. Nachdem es mit Buckwheats zu Ende ging, sind nie wieder neue Tracks von ihm aufgetaucht.«
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Üba3ba »Move bitch«
»Apropos Haftbefehl: Cherno aka Üba3ba (ebenfalls bei Buckwheats gesignt) soll Hafti angeblich beim Schreiben seiner ersten Texte geholfen haben. Mit den 55Alkis releaste er später die ›Code Alk‹-LP, auf der es ausschließlich ums Saufen, Kiffen, krumme Dinger Drehen und Ficken geht. Für mich bis heute eines der besten und realsten Straßenrapalben auf Deutsch.«
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Kinder des Zorns »Wieder ans Licht«
»Buckwheats-Supergroup bestehend aus Casper, Separate, Abroo und dem Produzenten Fadee. Hatten sich auf feinsten Emo-Rap spezialisiert, bevor er so genannt wurde. Für mich das ehrlichste und emotionalste Buckwheats-Release.«
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Gypsy Mafia »Sar amenge nasti te oven«
»Tiefster Mainzer Untergrund. Die Rapper heißen Razor, Gypsy (den Namen des dreizehnjährigen am Anfang weiß ich leider nicht) und Ilhan ist für den Gesang zuständig. Auch wenn alles roher als roh ist, mag ich die Energie und das selbstbewusste Bekenntnis zum Gypsy-Sein. Einer der Akteure hat mir übrigens mal einen iPod Shuffle abgezogen.«
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Razor »Sportwettenflava«
»Razor war es jedenfalls nicht. (Spoiler-Ende) Dem drückte ich eine Zeitlang ganz freiwillig die Scheine in die Hand. Gottseidank habe ich die Wettsucht aber schnell hinter mir gelassen. Das Wettbüro, in dem er arbeitete, lag in einem schäbigen Viertel unterhalb des Hauptbahnhofs. Neben ihm jobbte dort übrigens noch ein anderer (Ex-Buckwheats-) Rapper…«
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Geeno »Straßenhighsociety«
»…der inzwischen lieber auf Malle als am Mainzer Hauptbahnhof chillt. Gute Wahl, Bruder!«
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Haftbefehl »Wie die Tränen meiner Mutter«
»Zu Hafti muss ich nicht viel sagen. Schlug bei mir (und ganz Deutschrap) ein wie eine Atombombe. Hier einer seiner unbekannteren (und wohl ersten) Tracks.«
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Celo & Abdi »Franzaforte«
»So richtig warm bin ich mit Azad, Tone, Jonesmann, Vega, Jeyz und all den anderen Pre-Azzlack-Rappern aus Frankfurt nie geworden. Zu viel Pathos, zu humorlos. Celo & Abdi haben mich hingegen sofort angefixt. Realer als ›Franzaforte‹ kann deutscher Straßenrap nicht sein!«
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Mero »OLABILIR«
»Als Zugabe noch ein kleiner Seitenhieb gegen die neue Generation an Realkeppern, die irgendwie meinen, dass Mero als erster deutscher Rapper überhaupt Sellout und Mainstream ist. ›OLABILIR‹ ist für mich sein (bisher) stärkster Track. Grüße gehen raus nach Rüsselsheim!«