Die zehn Lieblings-Rap 45s von DJ Format
Sieben Zoll Durchmesser, ein großes Mittelloch und nur zwei Songs – man könnte meinen, es gebe praktischere und effektivere Wege, Musik zu sammeln und aufzulegen als Seven-Inch-Singles. Aber wen scheren schon derart banale Gründe, wenn es um Cratedigging und Leidenschaft geht?
DJ Format: »Das hier sind meine zehn liebsten Rap-Singles, ohne besondere Reihenfolge. Ich besitze ziemlich viele wirklich rare Rap-45s, mit denen ich wahrscheinlich viel besser angeben könnte, aber ich spreche lieber über diejenigen, die mir am meisten am Herzen liegen.«
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Ultramagnetic MCs »Give The Drummer Some/Moe Luv's Theme«
(FFRR, 1989)
»Mitte der Neunziger war ich zu Besuch bei der Familie einer Freundin in einem kleinen Ort im Norden Englands. Bei der Gelegenheit habe alle Trödelläden in der Gegend durchstöbert und diese großartige Single in Topzustand gefunden, inmitten von schrecklichen Achtziger-Jahre-Popsingles. Hat mich nur 20 Pence gekostet!«
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MC EZ & Troup »Just Rhymin'/Get Retarded«
(Sleeping Bag, 1988)
»In meiner Heimatstadt Southampton habe ich an einem Tag in den Neunzigern richtig viele Charity Shops abgeklappert, ohne etwas Interessantes zu finden. Nach vielen Stunden harter, fruchtloser Arbeit fand ich schließlich diese Single für nur 10 Pence. Mir war bis dahin nicht klar, dass sie überhaupt existiert. Verrückt, dass das Label sich die Mühe gemacht hatte, eine Single davon zu pressen!«
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Lord Finesse & DJ Mike Smooth »Baby, You Nasty/Keep It Flowing«
(Bellaphon, 1990)
»Die hier habe ich nicht selber entdeckt, sondern irgendwann online für extrem viel Geld gesehen. Zu viel Geld, wie ich fand. Dann konnte ich aber die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich an diese Single denken musste. (lacht) Am nächsten Tag habe ich den Verkäufer kontaktiert und wir haben uns in London verabredet. Letztendlich wurden wir gute Freunde und haben in den Jahren seither viele Platten miteinander getauscht. Shoutout an meinen Mann Beattrooper! Für mich persönlich ist das hier die beste Rap-45 aller Zeiten, volle Punktzahl für beide Seiten. Ich weiß, dass sogar Lord Finesse dieses seltene Stück noch für seine Sammlung sucht.«
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Mikey D & The L.A. Posse »My Telephone/Bust A…«
(10 Records, 1987)
»Hier geht es nur um die B-Seite. Ich liebe den Track schon seit den Achtzigern, und ich habe lange vermutet, dass es davon auch eine Seven-Inch geben könnte, weil das UK-Label oft welche gepresst hat. Nach langer Zeit habe ich sie dann tatsächlich gefunden, das ist etwa fünf Jahre her. Diese Platte ist auch interessant, weil sie Rahzels allererster Auftritt auf Vinyl ist.«
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2 Live Crew »Yakety Yak/Mega Mixx 2« (1988)
(WTG Records, 1988)
»Vergesst die grässliche A-Seite. Die B-Seite ist ein DJ-Track von Mr. Mixx, der ein ‚Apache‘-Sample als Hook verwendet und viele andere klassische Breaks und Beats aufcuttet. Diese Platte findet man ziemlich einfach für ein paar Dollar, und sie wird ständig übersehen, weil niemand merkt, wie unglaublich die B-Seite ist.«
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Biz Markie »Let Me Turn You On«
(Cold Chillin. 1993)
»Es gibt keine spannende Geschichte, wie ich zu dieser Platte gekommen bin. Ich habe sie einfach für ein paar Pfund in einem Plattenladen gefunden. Allerdings kenne ich sonst niemanden, der diese Platte als Seven-Inch besitzt, sie dürfte also ziemlich selten sein, und sie hat das gleiche verrückte Picture-Cover wie die 12“. Ob Biz Markie die wohl selber überhaupt hat?«
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7A3 »Goes Like Dis/Lucifer«
(Geffen Records, 1988)
»7A3 war vor Cypress Hill die erste Gruppe von DJ Muggs, und es gibt nur ein Album von ihnen: ‚Coolin‘ in Cali‘ von 1988. ‚Goes Like Dis‘ wurde zwar als 12“ veröffentlicht, aber den Remix darauf fand ich nie besonders gut. Wenn man die richtige Albumversion als ordentlich laute Pressung will, bleibt einem nur diese Single. Ich besitze zwei oder drei verschiedene Pressungen davon, die teilweise ‚Lucifer‘ als Bonus auf der B-Seite haben.«
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Eric B & Rakim »Eric B Is President/My Melody«
(4th & Broadway, 1986)
»Noch eine Single, über deren Existenz ich lange spekuliert hatte, ohne eine Spur davon zu finden. Als ich dann die Bestätigung hatte, dass es sie tatsächlich gibt, war es lange unmöglich, ein Exemplar davon zu finden, bis ich vor zwei oder drei Jahren tatsächlich eins in den Händen hatte. Inzwischen habe ich sogar eine Zweite von einem guten Freund bekommen, der sie all die Jahre zuhause hatte! Sicher auch ein Kandidat für die beste Rap-Single aller Zeiten, aber bei weitem nicht so selten wie die Lord Finesse-Single.«
(Anmerkung: Der Single-Edit ist nur 4:30 lang.)
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Sweet Tee & Jazzy Joyce »It's My Beat«
(Champion, 1987)
»Dieser Klassiker wurde in England als 12“-Maxi auf Champion Records veröffentlicht, die oft auch Seven-Inches gepresst haben, deswegen dachte ich immer, es müsste auch hiervon eine geben. Ich konnte sie aber jahrelang nicht finden. Als ich eine US-Promoversion auf Ebay entdeckte, war sie leider aus Styren statt Vinyl (ein günstigeres, extrem leicht verschleißendes Material – Anm. d. Red.), wie so oft bei Profile Records. Außerdem war sie schon ziemlich teuer, also gab ich kein Gebot ab. Das habe ich eine Zeitlang bereut, fand dann aber heraus, dass ein Freund genau diese UK-Pressung auf Champion Records hatte und sie mir gern günstig verkaufte.«
Nerdnotiz: Die UK-Pressung kommt mit dem Instrumental, das auf der US-Version fehlt.
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Jungle Brothers »I'll House You/On The Run«
(Clever House Of Music, 1988)
»Ich würde meine Liste gern mit dieser Geschichte abschließen, zumal sie noch nicht ganz zu Ende ist. ‚On The Run‘ ist mein absoluter Lieblingssong von den Jungle Brothers. Vor sechs oder sieben Jahren wurde diese Single online von einem notorisch unzuverlässigen Händler aus Frankreich angeboten, und ich dachte, es sei ein Fehler, deswegen habe ich sie nicht gekauft. Wie ich später herausfand, gibt es diesen Song aber tatsächlich auf einer Single, und zwar auf der B-Seite der französischen Pressung von ‚I’ll House You‘. Seitdem habe ich online und auf vielen Digging-Trips in Frankreich nach dieser Single gesucht, habe französische DJs, Händler und Sammler immer wieder danach gefragt, aber niemandem war diese Single jemals untergekommen. Bis vor ein paar Wochen. Ich war zum Auflegen auf einer Party in Nantes und fragte wieder alle DJs nach der Single. Keiner hatte je davon gehört, aber DJ Nutz aus Nantes suchte netterweise sehr gründlich im Netz danach, bis er einen Typen fand, der sie neben einem Haufen schlechter Pop-Singles auf einer französischen Website verkaufte, die ich nie im Leben gefunden hätte. Ich habe Nutz schon ein großes Plattenpaket geschickt, um mich dafür zu bedanken. Und jetzt warte ich gerade ganz aufgeregt auf die Post mit meinem ‚Heiligen Gral‘.«