Das Track-by-Track zu »Alltimers« von V.Raeter
Gemeinsam mit ALL GOOD blickt V.Raeter auf die Entstehungsgeschichte der 14 Beats und Instrumentals seines ersten eigenen Releases »Alltimers« zurück – von rückwärts geflippten Samples in Zweitverwertung bis zur Currywurst ohne Darm.

-
»Check Out my Melody« (2007)
Das Original findet sich auf »Hasenfuss« von Sir Serch und heißt »Melodie«. Ich mag den Beat immer noch total gerne und alle meine Freunde finden das es ein Hit ist, weshalb ich ihm mit dem ersten Platz in der Tracklist noch mal ein Spotlight geben wollte. Und zudem klingt das Rakim-Zitat »Check out my Melody« als Intro auch ganz cool.
-
»Manchmal« (2003)
Die erste Version habe ich vermutlich 2003 produziert. Zu der Zeit war RJD2 ein großer Einfluss für mich. Auf seinem ersten Album waren viele Songs, die sich ganz eigen und besonders mit Samples auseinandergesetzt haben. Ich wollte das auch tun – nur eben mit meiner eigenen Sprache. Ein gutes Jahr später habe ich mich dem Freund der Cousine meiner damaligen Freundin zusammengesetzt und noch mal daran weitergearbeitet. Der Typ war eigentlich ein Metal-Dude, aber kam ein paar Nachmittage mit seiner Gitarre und einem Bass vorbei und wir haben uns zusammen an ein paar Songs von mir gesetzt, um sie ein bisschen lebendiger zu machen. »Manchmal« war einer davon.
-
»Doppelte Curry to Go» (2009)
Joa, einfach ein Beat, wa? (lacht) Eigentlich hieß der anders aber Beatskizzen haben meistens sehr dumme Namen. Um die Wurst-Referenz reinzubringen habe ich ihn nochmal umbenannt. Jetzt ist der Titel sehr schlau. Und ob to go oder am Imbiss: Currywurst immer ohne Darm. Berlin-Style.
-
»I Love It« (2011)
Der Bass stammt von Dexter. Ich habe ihm den damals geschickt, weil Twit One zu der Zeit die »Beat Power«-Compilation zusammengestellt hat und ich von Dexy wissen wollte, wie er ihn findet. Kurz danach kam der Beat mit einem von ihm eingespielten Bass als Premaster zurück. »I Love It« ist mit über einer Million Streams mein Spotify-Hit und der Beweis, dass ich meiner Zeit wie immer voraus war. (lacht) Nein, das ist für mich eine krasse Überraschung und einfach passiert, weil der Song glücklicherweise in einer wichtigen Playlist gelandet ist und von dort gleich in die nächste gerutscht ist. Das hat dann einen Schneeballeffekt ausgelöst, an dessen Ende ich jetzt beim Feind gelandet bin. (lacht) Aber ernsthaft: Hinter diesem Lo-Fi Movement steht einfach auch eine krasse Community aus teilweise echt guten Leuten, die aber meiner Meinung nach schon sehr auf so Sachen wie die »Hi-Hat-Club«-Compilations auf MPM zurückgeht, die ja wirklich so ein bisschen die Väter von diesem ganzen Ding sind. Ich für meinen Teil weiß auch gar nicht wie Hi-Fi geht. (lacht)
-
»Pssst« (2012)
Der Beat zu meinem Remix für die »The Notorious H.A.F.T.«-Compilation, auf den ich bis heute noch oft angesprochen werde. Julian Gupta, der damals beim »splash! Mag« war, hat das Projekt initiiert und seinem gesamten Dunstkreis aus befreundeten Produzenten dafür versammelt. Ich hatte sofort Bock drauf, weil Breaque und ich Haftbefehl seit dem Song »Unter Tatverdacht« mit Criz und Jonesmann auf dem Schirm hatten. Breaque hat damals sogar das »RATATAT«-Mixtape mit allen verfügbaren Hafti-Parts gemacht, bevor überhaupt das erste Album rauskam. Deshalb war das eine große Ehre.
-
»Jäffchen to Go« (???)
Der Song hieß im Original »Jäffchen«. Der Titel basierte damals wie heute auf einem Uraltgimmick: Dem Fake-Kölschen Wort für Käffchen. Das »to Go« habe ich drangehangen, weil ich ja schon seit langer Zeit gerne Kaffeebecher mit kleinen Zeichnungen versehe.
-
»Can’t Stop« (2009)
Ein Instrumental vom Sichtbeton-Album »Zurück«, welches lustigerweise das gleiche Sample wie »Manchmal« verwendet – nur eben rückwärts abgespielt. Das zweite Sample, welches man hinten raus hört, ist auch von einer deutschen Platte gesamplet – und Beastie-Boys-A-capellas sind eh immer geil.
-
»Invention« (2011)
Den Beat habe ich damals auf Soundcloud hochgeladen und wenig später eine Nachricht von Luk & Fil bekommen, die ihn gerne für ihr erstes Album »All That Glitter Ain’t Soul« picken wollten. In Vorbereitung auf unser Gespräch habe ich die Nachricht gesucht, aber leider nicht mehr gefunden – dafür aber eine von Knowsum, in der er sich noch mal für den Beat zu »Einhorn, Laserschwert & Energieschild« bedankt hat. Ich habe mich darüber total gefreut, weil seine Karriere sich seitdem wirklich beeindruckend entwickelt hat. Einfach ein krasser Musiker.
-
»Like a Jungle« (2004)
Der Beat ist in der gleichen Zeit wie »Manchmal« und deshalb eben auch mit diesem Metal-Dude entstanden. Ich habe einen Drum-Loop gebaut und er hat eine Akustikgitarre gespielt, dabei aber wie einen Kontrabass gehalten und diese, ich sage mal, Bassline gespielt. Dann hat er noch das Ende dazugezockt und ich habe das Ganze mit Scratches abgerundet. Das war eine total schöne, in sich geschlossene Session. Leider habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm, weiß aber, dass er Zahnarzt in einem kleinen Ort bei Aschaffenburg ist. Weil ich ihm für das Release seinen Credit geben wollte, habe ich Marek Bäuerlein vom »Proseccolaune«-Podcast, der ja aus Aschaffenburg kommt, gefragt, ob das vielleicht sein Zahnarzt ist – leider nicht. (lacht)
-
»Du hast gelacht« (2008)
Ein Beat, den damals Jenz Steiner gepickt und darauf gerappt hat. Das Sample stammt von einer deutschen Schlagerplatte, weshalb ich ihn unbedingt mit raufnehmen musste.
-
»Ghostshell« feat. Anthony Drawn (2012)
Ursprünglich war der Beat ein Remix des Songs »Ghost In The Shell« von Anthony Drawn und Teknical Development. Einfach ein cooler, jazziger Instrumentaltrack. Lustigerweise sind Anthony Drawn und sein Saxophon wie schon auf »Nachts im Thälmann Park« der einzige richtige Feature-Gast. Janz liebe Grüße!
-
»Hologram« (2005)
Ein sehr alter Beat, der ursprünglich entstanden ist, weil ich damals den Release einer kleinen EP geplant hatte, die aber nie rausgekommen ist, weshalb ich ihn anschließend zusammen mit »Ghostshell« für eine »Juice«-CD verwurstet habe. Das titelgebende Vocalsample von MF Doom ist im Übrigen auch ein super Leitspruch für meine Arbeit. (lacht)
-
»Backyard« (2011)
Apropos Vocalcut: Die Hiob-Zeile stammt aus seinem »Apokalypse, jetzt«-Solotrack »M.V.H.«. Der Beat wiederum war ursprünglich auf der »Baustellen«-EP von Sichtbeton zu hören. Ich meine, dass ich diese Zusammenführung aus Vocalsample und Beat zum ersten Mal auf dem Beatfight gespielt habe, bei dem ich Dritter geworden bin. Danach habe ich aber seltsamerweise kaum noch Beats gemacht. (lacht) So richtig ging es dann erst wieder mit dem Ecke-Prenz-Album los.
-
»Living For You« (2011)
»Living For You« ist auch im Rahmen des Beatfights entstanden. Man hat im Vorhinein zwei Samples bekommen und musste daraus einen Beat machen. Eines davon war das Original zu »They Reminisce Over You (T.R.O.Y.)« von Pete Rock & C.L. Smooth. Bei solchen Battles denkt man natürlich auch strategisch und ich war der Meinung, dass es ja naheliegend wäre, das Sample so zu bearbeiten, wie man es eben von Pete Rock und C.L. Smooth kennt. Also habe ich genau das nicht gemacht – und bin weitergekommen.