Country-Rap und Dirty South – 15+1 Essentials von und mit Pimp C

Am 8. Todestag von Pimp C erschien mit »Long Live The Pimp« das dritte posthume Album von Chad Butler. Ralf Theil hat sich anlässlich dessen durch den umfangreichen Backkatalog von Chad Butler gehört und die besten Pimp-C- und UGK-Tracks zusammengestellt.

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Acht Jahre ist es jetzt her, dass Chad Butler aus Port Arthur, Texas – besser bekannt als Pimp C – verstorben ist. Das posthume Album »Long Live The Pimp«, schon das dritte seiner Art, soll aktuell das Schaffen einer der schillerndsten Figuren der Rap-Historie in die Jetztzeit transportieren. Völlig berechtigt, war Pimp C doch mit seinem Partner Bun B als UGK und auch im Alleingang als Produzent einer der einflussreichsten Akteure des Südstaaten-Rap, lange bevor Begriffe wie »Crunk« und »Dirty South« in aller Munde waren.

Noch viel mehr als auf diesem neuen Album erfährt man über Chad Butler aber auf den 726 eng bedruckten Seiten des opulenten Buches »Sweet Jones – Pimp C’s Trill Life Story«, das die Journalistin Julia Beverly in diesem Jahr veröffentlicht hat und das in jedes ordentliche Rapnerd-Bücherregal gehört. Zu diesem Anlass laden wir zu einer kleinen Rundreise durch den Süden ein. Und da wir zumindest »Ridin‘ Dirty«, das dieses Jahr erstmals offiziell auf Vinyl gepresste UGK-Meisterwerk aus dem Jahr 1996, einfach mal als Grundwissen voraussetzen, haben wir drei Handvoll obskurer, früher Perlen aus dem reichhaltigen Katalog von Pimp C und UGK zusammengestellt. Lang lebe der Pimp.

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  • UGK »Something Good« (Southern Way Version) (1992)

    Das offizielle Debüt von UGK ist 1992 das Tape »The Southern Way«, das über das winzige Indie-Label Big Tyme erscheint. »Something Good« kursiert zwar schon seit 1989 als Urversion mit dem Titel »Tell Me Something Good«, zum lokalen Hit in Port Arthur wird der Song aber erst Anfang der Neunziger. In dieser Version sind noch alle von Pimp C verwendeten Samples erhalten, für das Jive-Debütalbum »Too Hard To Swallow« wird »Something Good« wie viele andere Songs halbherzig von externen Produzenten überarbeitet, um das Sampleclearing zu vereinfachen. C distanziert sich deshalb vom Ergebnis und auch wir hören lieber das verrauschte Original.

  • UGK »Texas« feat. Ron C, Ganksta C & DJ Bird (1992)

    Eines der frühen Beispiele für die Soundästhetik, die Pimp C in dieser Zeit entwickelt und erst auf dem zweiten Album »Super Tight« (1994) richtig zur Schau stellen kann – nur echt mit dicker Hammond-Orgel. »Texas« ist ein lokalpatriotischer Possecut mit Dallas-Legende Ron C, dessen Bruder Ganksta C und sogar mit einer Strophe von DJ Bird, dem langjährigen DJ von UGK.

  • UGK »Pocket Full Of Stones« (Pimp C RMX) (1992)

    Der Standout-Track des ansonsten recht durchwachsenen ersten Albums ist die Crackdealer-Story »Pocket Full Of Stones«. Der Song wird auch überregional vereinzelt wahrgenommen und begeistert schon den jungen Jay Z, lange bevor der sich seinerseits UGK als Featuregäste ranholt. Hier als zurückgelehnter Non-Album-Remix vom Pimp höchstselbst.

  • UGK »Pregnant Pussy« (1992)

    Der Horrorcore-inspirierte, sexistische Schocker-Humor der frühen UGK erscheint nur ohne Beteiligung von Jive auf dem Quasi-Bootleg »Banned EP«. »Pregnant Pussy« ist dabei noch deutlich verträglicher als das ebenfalls dort enthaltene »Muthafucka Ain’t Mine« und schafft es immerhin zum spätpubertären Mini-Untergrund-Hit in Port Arthur.

  • Point Blank »Cut U N 1/2« feat. UGK (1992)

    Point Blank ist Teil der South Park Coalition aus Houston und schafft es auch dank des gemeinsamen lokalen Labels Big Tyme, sich einen UGK-Track für sein Album »Prone To Bad Dreams« zu sichern. »Cut U N 1/2« ist einer der letzten Pimp-C-Tracks, der noch so konventionell funky nach New Yorker Sample-Produktionen klingt.

  • UGK »93 Mac« (1993)

    Unveröffentlichtes aus den »Super Tight«-Sessions, in denen C seinen Trademark-Sound (mitsamt Themenwelt) hörbar ausarbeitet.

  • UGK »Weed, Weed« feat. 3-2, Big Mitch (1993)

    Auch »Weed, Weed« entsteht während der Arbeit an »Super Tight« und ist fast eine Art Reunion: Big Mitch ist vor noch Bun B Teil der Urbesetzung der Band, und auch Mr. 3-2 von den Convicts ist ein alter Weggefährte. Ach ja, es geht um Weed.

  • Big Mike »Havin’ Thangs« feat. Pimp C (1994)

    Auch wenn der »Dangerous Minds«-Soundtrack mit »Gangsta’s Paradise« einen größeren Hit hatte: »Havin‘ Thangs« ist ein Riesenklassiker aus dem Homestudio von Pimp C. Big Mike aus New Orleans, ebenfalls Teil der Convicts, staubt Beat mitsamt Hook für sein Album »Somethin‘ Serious« auf Rap-A-Lot Records ab. Das zugehörige Video ist der bis dato größte Auftritt von C, nachdem ein frühes UGK-Musikvideo ungesendet in der Mottenkiste landete.

  • 5th Ward Boyz »Swing Wide« feat. UGK (1995)

    UGK und vor allem Pimp C nähern sich über Jahre hinweg vorsichtig an den kontroversen Halbwelt-Player J. Prince, Chef von Rap-A-Lot Records, an. Dort erscheint auch »Rated G« von den 5th Ward Boyz aus Houston, zu dem UGK ein wenig düsteren Texas-G-Funk beitragen.

  • Master P »Playas From The South« feat. UGK & Silkk The Shocker (1995)

    Da war noch alles okay zwischen UGK und dem gerade von der Westküste nach New Orleans zurückkehrenden Master P. Pimp C produziert (mit Mo B. Dick, einem Cousin von Master P) einen der besten Tracks der Compilation »Down South Hustlers – Bouncin‘ And Swingin’«, bevor nach einigen Jahren der sporadischen Zusammenarbeit ein Streit zwischen C und der No-Limit-Posse völlig eskaliert. (Lest das Buch! Es wird gepistolwhipt!)

  • X-Mob & Pimp C »Watcha Gone Do« (1995)

    Auch der X-Mob aus Louisiana bekommt eine stattliche Scheibe Orgel-Funk vom Pimp serviert.

  • UGK »You Don’t Know Me« (1996)

    Hat es leider nicht auf das unbestrittene Meisterwerk »Ridin‘ Dirty« geschafft, aber man hört »You Don’t Know Me« an, dass es aus der wohl besten Schaffensphase von Bun B und Pimp stammt. Damals nur auf der Tape-Version und auf den raren Vinyl-Promos veröffentlicht.

  • UGK »Live Wires Connect« feat. Keith Murray, Lord Jamar (1996)

    Ausnahmsweise keine Produktion von Pimp C, aber um so wichtiger, weil sich mit Keith Murray und Lord Jamar (von dem auch der Beat stammt) erstmals prominente New Yorker Rapper dazu bekennen, den dreckigen Süden zu diggen. Ausgerechnet auf dem Soundtrack der HipHop-Film-Parodie »Don’t Be A Menace To South Central While Drinking Your Juice In The Hood«, zu Deutsch »Hip Hop Hood – Im Viertel ist die Hölle los«. Jop.

  • Sleepy's Theme »Can't Let Go« (1998)

    Sträflicherweise ist dieses Projekt von Sleepy Brown aus der Dungeon Family seinerzeit komplett unterhalb des Radars geblieben. Nicht nur für Freunde von Produktions-Powerhouse Organized Noize lohnt sich das seltene Stück Soul, sondern auch dank der drei Stücke von und mit Pimp C an den Geräten.

  • E-40, B-Legit & UGK »The Corruptor's Execution« (1999)

    Mit einem schön bluesigen Rückgriff auf den Above-The-Law-Klassiker »Another Execution« verewigen sich UGK und ihre Kumpels aus der Bay, die Cousins E-40 und B-Legit, auf dem Soundtrack des mittelmäßigen Thrillers »The Corruptor«. Leider bringt das Ende des 20. Jahrhunderts für UGK letztendlich fast nur Ärger und Komplikationen – zu diesem Zeitpunkt ist ein Nachfolger für »Ridin‘ Dirty« zwar schon überfällig, aber noch längst nicht absehbar.

  • Bonus: DJ Screw »Chapter 182: Ridin' Dirty« (1996)

    Legendärer, hustensaftinduzierter, schwer verkiffter Freestyle-Wahnsinn aus dem Wohnzimmer von DJ Screw. Was Cloud-Rap? Texas konnte das schon vor 20 Jahren.