9 Songs aus dem neuen Supreme-Video »cherry.«

Cro und Tyler, The Creator mögen Supreme. Alle mögen Supreme. Gerade veröffentlichte die Kult-Skateboard-Marke nach 19 Jahren ihr zweites Video: »cherry.« ALL GOOD hat den Soundtrack ein wenig unter die Lupe genommen.

Supreme_cherry
Letzte Woche erschien das zweite offizielle Supreme-Video »cherry.« 19 Jahre ist es hier, dass der Kurzfilm »A Love Supreme« von Thomas Campbell als erstes Skatevideo der ikonischen Shopmarke veröffentlicht wurde. Welchen Einfluss die Marke Supreme mittlerweile Subkultur-übergreifend auf eine ganze Generation hat, wissen Cro und Tyler, The Creator gleichermaßen – Tylers Kumpel Earl hat sogar einen kurzen Cameo-Auftritt im Film. Außerdem trifft man in »cherry.«, gedreht von Bill Strobeck, auf Legenden von Mark Gonzales über Jason Dill bis Chloe Sevigny, aber auch auf eine neue Styler-Generation, repräsentiert etwa durch Nakel Smith aus dem Odd-Future-Umfeld. Der Soundtrack reicht von klassischem New Yorker HipHop über progressiven Rock bis hin zu perkussiver Indie-Elektronik. Hier sind neun Tracks aus »cherry.«.

Liste starten

  • Cypress Hill »I Wanna Get High«

    Die nasalen Mörder-Raps von B-Real und der stumpfe Machine Gun Funk von DJ Muggs verändern 1991 das Spiel. Zwei Jahre später folgt auf das selbstbetitelte Debüt endlich das noch ausgereiftere »Black Sunday«, bis heute eine der erfolgreichsten Rap-Platten aller Zeiten und mit Dreifachplatin ausgezeichnet. Für den schleppenden Opener »I Wanna Get High« verquirlte Muggs mehrere Samples von The New Apocalypse, Junior Parker und Rita Marley zu einem Bass-Cocktail deutlich unterhalb der damals vorherrschenden 90-BPM-Marke (82, um genau zu sein). Ein Evergreen des Sativa-Rap.

  • Jane's Addiction »Stop«

    Noch ein Opener, und zwar vom zweiten und vorerst letzten Album der ikonischen Alternative-Rock-Formation Jane’s Addiction aus Los Angeles. Sänger Perry Farrell verdient einen Preis für einen der besten Song-Einstiege dank der tätowierfähigen Zeile: »Save the complaints for a party conversation.« 1990 erschienen, geriet »Ritual De Lo Habitual« leider im Hype um Grunge aus Seattle sowie wegen einer Kontroverse um das Covermotiv unter die kommerziellen Räder, gilt heute jedoch längst als klassisches Material. In Skater-Kreisen kennt man Jane’s Addiction dank permanenter Erwähnung durch die 90s-Ikone Ed Templeton, außerdem tauchte exakt dieser Song bereits in dem Powell-Video »Play« von 1993 auf.

  • The Cure »Cold«

    1982 veröffentlichten The Cure mit »Pornography« das düsterste Album ihres umfangreichen Bandkatalogs, ja sogar eine der beklemmendsten Platten der Popgeschichte. Acht Songs voller Drogenparanoia und Lebensmüdigkeit. »Cold« gilt heute als einer der zentralen Momente für die Erweckung des Gothic Rock. Sänger Robert Smith, selbst unter extremen Depressionen leidend, heulte: »Everything as cold as life / can no one save you?« Die Band zerfiel nach den Aufnahmen zu dieser Platte, die unter dem permanenten Einfluss von Alkohol und LSD standen, und löste sich während der dazugehörigen Tour endgültig auf, um schließlich mit neuem Image und neuem Sound wiedergeboren zu werden. »Pornography« wird heute gleichzeitig als musikalischer Höhe- und zwischenmenschlicher Tiefpunkt der Band gesehen.

  • Chief Keef »I Don't Know Dem«

    Chief Keef kennt dich nicht. Und er will dich ganz eindeutig auch nicht kennenlernen: »This nigga looking at me like he want something / pistol to his face if he owe something.« Ein frühes Juwel des damals 16-jährigen Rappers-slash-Gangbangers aus Chicago, erschienen im Januar 2012. Produziert von Young Chop, definierte dieser Song zusammen mit einer Handvoll weiterer Hymnen seiner GBE–Gang den charakteristischen Drill-Sound aus druckvollen Trap-Beats, simpel-ignoranten Lyrics und Adlibs aus Absurdistan. Bang Bang.

  • Gang Gang Dance »Vacuum«

    Gang Gang Dance formierten sich 2001 im New Yorker Noise-Untergrund und können inzwischen fünf Alben und drei EPs in ihrer Diskografie vorweisen. Das 2008er Album »Saint Dymphna« markierte nach einer experimentellen Phase eine Rückkehr zu klaren Pop-Strukturen. Atmosphärische, elektronische Stücke wechseln sich ab mit Dance-Pop voller Achtziger-Referenzen, und dann rappt plötzlich Tinchy Stryder. »Vacuum« ist ein Instrumental mit einem rollenden, apokalyptischen HipHop-Beat, der tatsächlich auch von El-P stammen könnte, kombiniert ihn mit schleppender Shoegaze-Ästhetik und elektronischem Geblubber.

  • INXS »Never Tear Us Apart«

    Dylan Rieder und Alex Olson sind trotz anderslautender Gerüchte aus dem New Yorker Nachtleben unzertrennlich. Vielleicht haben sie sich deshalb diesen Kitschpop-Klassiker für die musikalische Untermalung ihres gemeinsamen Parts in »cherry.« ausgewählt. Ursprünglich 1988 veröffentlicht, sollte der Song später eigentlich in der Opening-Sequenz des Indiefilms »Donnie Darko« auftauchen, wurde aus Lizenzkostengründen jedoch gegen den Song »The Killing Moon« von Echo & The Bunnymen ausgetauscht. »Never Tear Us Apart« ist einer der größten Hits der Band von Michael Hutchence, der sich 1997 in einem Hotelzimmer in Sydney selbst mit einem Gürtel strangulierte.

  • Raekwon »Glaciers Of Ice«

    Über »Only Built 4 Cuban Linx« müssen wir an dieser Stelle hoffentlich nicht sprechen. Über den in der zweiten Hälfte von Raekwons ’95er Solodebüt versteckten Song »Glaciers Of Ice« wollen wir allerdings sprechen. Im einleitenden Monolog berichtet Ghostface Killah von seinen Plänen, seine Wallabee-Clarks partiell einzufärben und damit zu personalisieren: »Yo son, I got crazy visions!« Dann setzt ein gespenstischer Uptempo-Beat von RZA ein, auf dem Rae, Ghost und Masta Killa legendäre Verse niederlegen, während die Wu-Tang-Studiosängerin Blue Raspberry und ein Bursche von den Sunz of Man namens 62nd Assassin die Background-Vocals übernehmen. Ein frühes Meisterstück des Mafioso-Rap: »My seeds marry your seeds marry his seeds – that’s how we keep Wu-Tang money all up in the family.«

  • Group Home »Baby Pa«

    »Livin‘ Proof«, das 1995 erschienene Debütalbum von Group Home, ist eines der bestproduzierten HipHop-Alben aller Zeiten: 13 DJ-Premier-Granaten aus seiner absoluten Spitzenphase. Leider waren Lil Dap und Melachi The Nutcracker nicht wirklich die allerbesten Rapper, und trotzdem schafften sie es durch diese Platte zu einem Eintrag in die Geschichtsbücher. »Baby Pa« beginnt mit einem Instrumental-Intro, bevor der eigentliche Song loslegt — ein Bassline-Schmeichler mit entspannten Drums, auf dem Lil Dap einen raren Gute-Laune-Moment erlebt und einen durchaus amtlichen Verse droppt. Die East-New-York-Version von »It Was A Good Day«.

  • SALEM »fuckshit666«

    SALEM sind, mit Verlaub, nicht sonderlich sympathisch. Ihre Interviews sind selbstverliebte Audienzen mit viel Prätention und wenig Substanz, ihre Performances minimal peinliche Gothic-Happenings, ihr »Witch House«-Sound wurde mal ganz treffend beschrieben als der Klang eines menschlichen Körpers, der von Ratten durch einen Abwasserkanal gezogen wird. Allerdings wohnt ihrem psychedelischen Soundentwurf durchaus ein spröder Charme inne. Lil B hat darüber bereits gerappt, in ihrer Shoegaze-Soße finden sich immer wieder lustige Zitate aus Kokainrap und Screw Music. Dieser Song sollte mal auf einer 2011 geplanten EP sein, viel mehr weiß man darüber nicht, offiziell erschienen ist er offenbar nie.