Breeze Brewin Zum Jubiläum von Prince Pauls »A Prince Among Thieves«

Vor ziemlich genau 15 Jahren erschien das vielleicht beste Rap-Konzeptalbum aller Zeiten: »A Prince Among Thieves« von Prince Paul. Mit dabei war auch der Juggaknots-MC Breeze Brewin. Hier eines seiner raren Interviews.

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Prince Pauls Konterfei gehört auf den Mount Rushmore des HipHop. Wie kein Zweiter versteht der Superproducer, Spaßvogel und Strippenzieher hinter Alben von Stetsasonic, Gravediggaz, Handsome Boy Modeling School und De La Soul das Spiel mit postmodernem Trickstertum und sorgsam gefertigter Parodie. Seinen vielleicht größten Coup landete Paul vor ziemlich genau 15 Jahren mit der Umsetzung der ersten und einzigen HipHop-Oper »A Prince Among Thieves« – einem Konzeptalbum, das trashiger Blaxploitation-Soundtrack und erstklassig produziertes Golden-Era-Hörspiel zugleich war. Trotz einer mit Kool Keith, Xzibit, RZA, Biz Markie oder Big Daddy Kane erstklassig besetzten Gästeliste, reservierte Paul die Hauptrollen für zwei wenig bekannte MCs: Breeze Brewin von den Juggaknots und Big Sha von Amityvilles Horror City Clique. Wie es dazu kam, wie die sehr spezielle Zusammenarbeit mit Paul ablief und wieso er sich plötzlich in Unterwäsche in den Straßen Brooklyns wieder fand, erfuhr ALL GOOD im Gespräch mit dem ewigen Juggaknots-Talent und Vollzeit-Lehrer Breeze Brewin.

  • Super, dass Du doch noch die Zeit gefunden hast. Ich verstehe, dass du derzeit andere Dinge als Musik und Interviews über 15 Jahre alte Alben auf der Pfanne hast.

  • Nein, nein. Ich wünschte auch, ich könnte mich mehr mit Musik beschäftigen, als es der Fall ist. Alles gut.

  • Es scheint aber wieder mehr zu werden – zuletzt geisterte dein Name wieder öfter durchs Netz…

  • Stimmt, ich habe versucht, ein paar Sachen raus zu bringen. Ich habe einen Track mit Marco Polo und einen mit Parallel Thought namens »Ice Cold« gemacht, außerdem ein Video zu »Road Rage«, produziert von einem meiner Lieblingsproducer, SEBB Music Factory aka Smoke Signals. Er ist aus der Schweiz und hat schon mit Alchemist und Tony Yayo gearbeitet. Ich kenne ihn noch von meiner Zeit bei Fat Beats.

  • Was genau war deine Funktion bei Fat Beats?

  • Zunächst habe ich als ganz normaler Dude hinter der Ladentheke gejobbt, später wurde ich so was wie ein Assistant Manager. Ich hatte den Schlüssel zu Fat Beats, aber: Ich habe meine Situation nie ausgenutzt. (lacht) Keine Afterhour-Partys mit Mädchen, die sich vom Fat Beats-Schlüsselbund hätten beeindrucken lassen. Ich war damals auch schon Familienvater und wollte lieber schnell nach Hause. Zu meiner Zeit waren einige talentierte Leute bei Fat Beats. SEBB, wie gesagt, außerdem mein Kumpel B Money – er hat später Tracks für 50 Cent und Jay Z gemacht. Ich glaube, er lebt heute in Japan. Dann gab es noch DJ Eli, er ist vor allem als Club-DJ unterweise Und natürlich unseren Juggaknots DJ Boo. Eclipse (langjähriger Fat Beats Chef, Anm. d. Verf.) war ein großartiger Boss, er hat seine Leute richtig angelernt und wenn du dann die Schlüssel bekommen hast, hat es wirklich etwas bedeutet. Das waren so die Jahre von 23 bis 29, eine fantastische Zeit.

  • Wie alt warst du, als es mit den Juggaknots los ging?

  • Hm, mal sehen… Es gab ein Tape vor unserem ersten Album »Clear Blue Skies«. Ich war so 18, 19, als wir das Demo aufgenommen haben. Für unser Album haben wir uns ein Management besorgt. Die haben unser Material rumgeschickt, so dass wir ein paar Leute erreichten und kleinere Shows spielen konnten. Als Bobbito (»The Barber« Garcia, legendärer DJ/Radio Host und Gründer von Fondle ’Em Records, Anm. d. Verf.) »Clear Blue Skies« für Fondle ’Em gesignt hat, war ich 21. Unsere Demos haben wir an alle möglichen Leute geschickt. Es gab eine Wunschliste mit einer handvoll Producern drauf, unter anderem Prince Paul. Commons Team – No I.D. und seine Leute – haben auch eines bekommen, daraus wurde aber leider nichts. Das Gleiche gilt für Large Professor. Wir hätten auf jeden Fall gerne einen gewissen Native Tongue-Vibe drauf gehabt, das hat uns damals maßgeblich beeinflusst. Dass Paul unser Tape zu hören bekam und wir später doch noch miteinander arbeiten konnten, war also eine ziemlich schicksalshafte Fügung.

  • Inwiefern?

  • Nun, zu der Zeit, als Bobbito »Clear Blue Skies« über Fondle ‚Em rausbrachte, waren wir technisch gesehen noch bei East/West unter Vertrag. Als wir dort gedroppt wurden, gab es keine wirkliche Anlaufstelle mehr für Leute, die mit uns arbeiten wollten. Wir hatten keinen Kontakt zu unserem A&R.  Ich glaube, die haben unseren A&R sogar ausgetauscht, ohne dass wir davon wussten. (lacht) Wir waren ziemlich orientierungslos. Dass Paul also zu diesem Zeitpunkt mit mir arbeiten wollte, war wie im Traum. Ich meine, Stetsasonic, De La Souls »Three Feet High And Rising«, all diese Sachen. »De La Soul Is Dead« ist nach wie vor eines meiner Lieblingsalben aller Zeiten, egal in welchem Genre. Prince Pauls Gesicht gehört auf den HipHop-Mount Rushmore. Er hatte sich also auf die Suche nach mir gemacht… Ich weiß nicht, hat Paul dir die ganze Geschichte erzählt?

  • Nein. Die Idee war, deine spezielle Perspektive auf die Albumproduktion zu hören…

  • Es war abgefahren, wirklich. Nachdem wir gedroppt wurden, wusste ich nicht, ob es mit der Musik weitergehen könnte. Und wenn ja, wie? Ich begann Nachtschichten in einer Notunterkunft für, sagen wir mal, schwererziehbare Jugendliche zu arbeiten. Ein harter Job, aber es hat Spaß gemacht. Eines Morgens kam ich übernächtigt nach Hause und die Mutter meiner Kinder, mit der ich einen Großteil meines Lebens verbracht habe, meinte: »Da hat wer angerufen.« Und ich so: »Ah ja? Was wollte der?« »Prince Paul hat angerufen.« »Alles klar, ich geh pennen.« Und sie: »Nah, Prince Paul hat angerufen! Hier ist seine Nummer.« Sie weiß um Pauls Status, sie war selbst immer ein Fan von ihm. Ich dachte, es wäre ein Freund gewesen, der mich ärgern wollte. Also wählte ich die 506-Nummer ohne große Hoffnungen. Dann ging Paul ran und sagte: »Ich habe dich gesucht!« (lacht)

  • Wo hat er nach dir gesucht?

  • Er meinte: »Ich wusste, dass du ein Kumpel von Bobbito bist und bei Fat Beats arbeitest. Also bin ich da rein und habe mit Stretch geredet.« Ich dachte mir nur: »Stretch Armstrong (Radio-Partner von Bobbito, »Stretch & Bobbito«, Anm. d. Verf.) arbeitet nicht bei Fat Beats…?!« Er hatte Eclipse mit Stretch Armstrong verwechselt! (lacht) Egal, jedenfalls hat Eclipse meine Nummer rausgerückt. Er hat aber auch wirklich jede Nummer, er verbindet uns alle. Eclipse ist der Mörtel in dieser HipHop-Sache. Die Leute wissen es vielleicht, oder auch nicht, aber hiermit bestätige ich: Eclipse hält uns alle zusammen. (lacht) Paul erzählte mir also von seinem Vorhaben und ich war sofort begeistert.

  • Hast du deinen Job geschmissen?

  • Nein, zunächst nicht. Wie gesagt, es waren Nachtschichten, was sogar ganz nützlich war. Damals hatten wir noch keine Laptops, also habe ich einen Brother Word Processor zur Arbeit geschleppt und jede Nacht von 22.30 Uhr abends bis morgens um halb sieben Texte geschrieben. So bin ich wach geblieben. Also, ich habe mich schon um meinen Job gekümmert und ab und zu eine Pause gemacht, um ein paar Kinder davon abzuhalten, sich die Köpfe einzuschlagen. (lacht)

  • »Damn, ich muss das Level von diesem Everlast-Song und dem Big Daddy Kane-Verse halten.«Auf Twitter teilen
  • Ich habe mich gefragt, wie eng deine Zusammenarbeit mit Paul an »A Prince Among Thieves« schlußendlich ausfiel. Man weiß von anderen Feature-Gästen, dass Paul niemandem die ganze Story erzählt, sondern lediglich ein Rollenprofil und inhaltliche Vorgaben gegeben hat. Wie war das bei dir?

  • Ähnlich. Er hat niemandem das vollständige Script gegeben. Immer nur genügend Kontext, damit du deinen Part vernünftig vorbereiten konntest. Ich denke, Sha und ich haben etwas mehr gewusst. Wir mussten ja recht oft miteinander interagieren. Ansonsten ging es: »Boom, jetzt bist du ein Drogendealer. Der Song heißt ›Put The Next Man On‹ und darum wird es gehen.« Er hatte das Drehbuch fertig geschrieben, bevor wir ins Studio gegangen sind. Für ihn machte also alles schon Sinn. Sein Mantra für uns war: »Vertrau mir, mach dir keine Sorgen.« Ernsthaft, es ist Prince Paul. Warum sollte man ihm in künstlerischer Hinsicht misstrauen? Nach und nach zeigte er mir immer mehr fertige Songs der anderen. Einerseits ergab sich so ein genaueres Bild für Sha und mir, andererseits entfachte er so einen positiven Wettstreit: »Damn, ich muss das Level von diesem Everlast-Song und dem Big Daddy Kane-Verse halten.« In dieser Hinsicht war Paul mehr Regisseur als Produzent. Die Einzelteile zusammen zu fügen war eine unglaubliche Leistung. Wir reden hier von einer Ära lange vor Pro-Tools. Sogar den Zeitplan hat er perfekt eingehalten. 

  • Wo du schon die Konkurrenz unter den Features ansprichst: Die Gästeliste des Albums ist mit Leuten wie Kool Keith, RZA, Big Daddy Kane, Xzibit, De La Soul und anderen hochrangig besetzt. Versteh das bitte nicht falsch, aber hat es dich überrascht, dass die zwei Hauptrollen mit Underground MCs wie Sha und dir versehen wurden?

  • Klar, ich verstehe, was du meinst. Ganz ehrlich: Ich weiß bis heute nicht, warum Paul mich genommen hat. Er hätte das nicht tun müssen, aber ich bin so froh, dass er es getan hat. Für mich war es eine große Herausforderung, mich neben diesen klassischen MCs behaupten zu müssen. Paul muss irgendetwas in mir gesehen haben. In der Musikindustrie gibt es manchmal diese Leute mit dem sechsten Sinn für ungeschliffenes Talent. Paul ist einer von ihnen. Insgesamt waren wir für »A Prince Among Thieves« nur etwa zehn bis zwölf Mal gemeinsam im Studio. Aber diese Zeit hat uns bis heute zusammengeschweißt Wir sind immer noch eng befreundet. Das kann ich nur von wenigen Leuten aus dem Musikgeschäft behaupten.

  • Ursprünglich wollte Paul Chino XL als deinen Gegenpart einsetzen. Wusstest du davon?

  • What?! (lacht) Nein, das ist ein klassischer Paul-Move. Ich bin ein Fan von Chino XL, das wäre zu krass gewesen! Aber ob mit oder ohne ihn, Sha hat seine Rolle perfekt gemacht. Shas tiefe, grummelige Stimme war einfach die perfekte Ergänzung. Ich stelle es mir so vor, dass Sha gesetzt war und Paul für mich sicher ein, zwei Alternativen im Kopf hatte. Aber Chino XL, Alter… Davon habe ich noch nie gehört. Abgefahren.

  • Es ist unheimlich schwer, Sha ausfindig zu machen, irgendwie scheint niemand mehr mit ihm in Kontakt zu stehen.

  • Ich weiß. Ich hoffe sehr, dass es ihm gut geht. Das tue ich wirklich. Wenn ich eine Sache im Nachhinein bereue, dann, dass ich mit niemandem außer Paul Kontakt gehalten habe. Einerseits hätte ich mehr, du weißt schon, networken sollen, so funktioniert das Geschäft nunmal. Aber in Shas Fall finde ich es einfach menschlich schade. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, im Studio, beim Videodreh… einfach ein richtig netter Kerl.

  • Mit dem Video meinst du den Trailer, oder? Wie man hört, hatte Paul damals nicht wirklich Unterstützung und ein vergleichsweise kleines Budget – der Trailer sieht allerdings auch heute noch sehr ambitioniert aus. Wie war es, eure Charaktere plötzlich wirklich darstellen zu können?

  • Es war cool. Abgesehen davon, dass ich in Unterhosen durch Dumbo, Brooklyn gerannt bin. (lacht) Es war eine andere Zeit in Dumbo, um Kunst hat sich dort damals niemand gekümmert. Eine richtig miese Ecke und ich renne halbnackt durch die Gegend. (lacht) Sonderlich in Form war ich auch nicht. Sagen wir, ich habe mich richtig reingehangen. Aber es hat großen Spaß gemacht. Ich hatte nicht viel Erfahrung mit Bewegtbild und gerade bei Videodrehs gibt es unterschiedliche Auffassungen von professioneller Arbeit. Aber es fühlte sich wirklich an wie ein Spielfilm: »Hier kriegst du Make-Up, dort vorne wartest du auf deine Szene mit Xzibit und Chubb Rock« »Cool, wer sind die zwei dort vorn?« »Im Ernst? Ed Lover und Dr. Dre, Mann!« Es waren so viele Leute am Set, die mich inspiriert haben. Alleine über die Brücke zu fahren und am Stahlgerüst sind nur für uns Kameras installiert. Es war surreal.

  • »Perfektionismus mag seine Vorzüge habe, aber er ist manchmal auch eine schwere Bürde.«Auf Twitter teilen
  • Ihr habt das Album 1998 aufgenommen, 1999 kam es raus. Wenn man es negativ auslegen wollte, könnte man meinen, du hast deine exponierte Rolle im Anschluss nicht direkt genutzt. Gab es Überlegungen für ein Juggaknots-Album oder eine Solo-Platte?

  • Klar, die gab es. Wir haben auch Musik rausgebracht, allerdings vor allem Singles: Die »Generally«-12“, eine Platte mit Dynasty. Und ich hatte eine Single mit DJ Eli & Subcon. Wenig später war ich Teil der Weathermen. Dennoch, um ehrlich zu sein: Es fiel uns schwer, uns hinzusetzen und uns auf das nächste Juggaknots-Album zu fokussieren. Im Endeffekt kam unser zweites Album erst 2005/2006 raus. Zwischendurch sind einige Dinge vorgefallen, die unsere Musik negativ beeinflusst haben. Ich weiß auch nicht, irgendwie war es mit einem mal alles komplizierter. Ich wünschte, ich hätte schneller und konzentrierter arbeiten können. Perfektionismus mag seine Vorzüge habe, aber er ist manchmal auch eine schwere Bürde.

  • Vielleicht war es für etwas gut. Du hast zuletzt ein Feature auf dem letzten J-Zone-Album abgeliefert. Ihr habt eine ähnliche Fanbase, gerade weil ihr so sporadisch veröffentlicht, wird jedes Lebenszeichen frenetisch erwartet.

  • Das stimmt, und dafür bin ich dankbar. Auf längere Sicht wird es bei diesem Rhythmus bleiben müssen, außer etwas ändert sich in meinem Leben drastisch. Aber das möchte ich im Moment nicht. Ich liebe die Kunstform nach wie vor, im Moment gebe ich zum Beispiel einen Kurs übers Reimen an meiner Schule. HipHop und Erziehung müssten nicht so weit auseinander liegen. Viele der Leute, mit denen ich aufgewachsen bin, unterrichten mittlerweile auf College-Niveau. Und wir alle wurden sehr von HipHop beeinflusst. Darüber kann ich mit den Kindern reden. Ich kann ihnen die Historie und die Referenzen aufzeigen.

  • Deine Schüler wissen von deiner Musik?

  • Nicht wirklich. Ich sage ihnen, dass ich reime, aber ich gebe ihnen keinen Namen. Den meisten genügt das. Die anderen wundern sich, dass ich schwierige Wörter in meinen Texten benutze. Na und? Ich mag komplizierte Wörter. (lacht) Aber ich muss ein bisschen aufpassen. Ich meine, ich war nie sonderlich schockierend wie die Gravediggaz oder so. Aber mit 18, 19 habe ich andere Lyrics geschrieben. Ich war zu jeder Zeit sehr ehrlich. Ich habe mit J-Zone neulich darüber geredet, wie einer meiner Schüler »Trouble Man« gehört hat…

  • Hätte schlimmer kommen können, »Trouble Man« ist doch ein intelligenter Song.

  • Klar, aber der kleine Dude hat sich nur für den Chorus interessiert: »Sick ass brotha, nasty ass nigga!« Nicht unbedingt, was du als Erzieher von deinem Schüler hören willst. Vor allem nicht, wenn er vor dir angeben will, während du neben deiner weißen, weiblichen Schulrektorin stehst. (lacht) So etwas kann unangenehm werden und das wurde es dann auch. Ich konnte aber auch meinen Mund nicht halten. Ich habe mitbekommen, wie er den Song hörte. Ich bin dann natürlich hin und er meinte nur: »Dieser Song ist dope!« Ich habe dann natürlich versucht, möglichst cool rüberzukommen: »Ich weiß, das bin ich.« Er: »Niemals!« Ich: »Das. Bin. Ich.« (lacht)

  • Juggaknots is for the kids.

  • Absolut, ganz klar. (lacht)

  • »Ich habe ganz generell das Gefühl, dass wir uns – was HipHop betrifft – zu Negativjunkies entwickeln.«Auf Twitter teilen
  • Wo wir zum Abschluss schon wieder im Jetzt und Hier angekommen sind: Warum fühltest du dich berufen, auf Kendricks »Control«-Strophe zu antworten?

  • Auch das hätte ich eigentlich nicht tun müssen, er hat ja nicht über mich geredet. Aber, ich habe ganz generell das Gefühl, dass wir uns – was HipHop betrifft – zu Negativjunkies entwickeln. Mit einem mal kamen Leute, die vorher nie etwas mit Kendrick anfangen konnten aus ihren Löchern: »Yo, hast du seinen Verse gehört?« Ich dachte nur, »hast du seine 40 anderen Verses davor gehört, die wirklich killer waren?« Er disst ein paar Freunde und nennt sich den neuen Machiavelli und King of New York und alle drehen am Rad? Für mich ergibt das ein unangenehmes Déjà-vu. Wir sollten Kendrick für seine Kunst respektieren. Aber wenn wir nur Öl ins Feuer gießen, dann möchte ich der Debatte etwas hinzufügen. Ganz ehrlich, meine Kinder wollten mit mir zu Kendricks Auftritt im »Terminal 5«. Es war der Hammer, ich war und bin tief beeindruckt von seinen Fähigkeiten. Ich glaube nur, dass Bescheidenheit ihren Platz hat, auch beim MCing. Den Schock-Effekt, der die paar Trittbrettfahrer angezogen hat, hat er nicht nötig. Lyrisch hätte Kendrick jede Ära im Rap dominiert. Ich habe bei Kendrick das gleiche Gefühl wie bei Big L, Special Ed, Jay Z, Eminem oder Smooth Da Hustla. Ich hoffe jedenfalls, dass die Leute, die sich nur der Kontroverse wegen haben anlocken lassen, auch weiterhin seine Texte analysieren und ihm zuhören, so wie es seiner Kunst gerecht wird.

  • Wie geht es für Breeze Brewin weiter?

  • Ich habe einige Songs, die ich – je nach Tagesform – mal mehr, mal weniger liebe. Fünf bis sieben Stücke sind aber wirklich gut. Die sollten bald mal rauskommen. Ich will definitiv weiter Musik machen. Meine Familie macht ebenfalls weiter – mein Bruder mit Metic Entertainment und meine Schwester Queen Herawin hat ein Album fertig. Was für ein großer Bruder wäre ich, wenn ich dann nicht auch mit einer Platte um die Ecke käme? Wie sähe das denn aus? (lacht) Ich bin im Moment sehr inspiriert. Ich lebe wieder in der Bronx, arbeite an einer tollen Schule und möchte hier ein Haus kaufen. Es gibt viele Themen, die ich ansprechen möchte. Dafür war der Song mit Marco Polo cool: »Parental Discretion«. Ich spreche aus der Perspektive eines erwachsenen Mannes und stolzen Vaters. Ich denke, es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die Leute in meinem Alter interessiert, die nie thematisiert werden. Diese Perspektive will ich einnehmen. Das Leben und Lyricism – das ist alles, womit ich mich beschäftigen möchte.