Tefla & Jaleel Was macht eigentlich ... Jaleel?
Chemnitz kann nicht nur Kraftklub. Schon vor gut 15 Jahren regulierten Tefla & Jaleel von Karl-Marx-Stadt aus den deutschen HipHop. Zeit für eine kleine Retrospektive.
»Interview«, das Debüt von Tefla & Jaleel, war eines der erfolgreichsten deutschen Rapalben 2001. Die perfekte Startrampe für eine 1-A-Bilderbuch-Deutschrapkarriere mit zwei weiteren Alben, unzählige Kollaborationen und einem sehr guten Standing in der Szene. Irgendwann war trotzdem Schluss. Im Interview erinnert sich Jaleel an die damalige Zeit und erzählt, was er heute so treibt.
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Wie schaust du auf die Zeit mit Tefla & Jaleel zurück?
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Es war definitiv eine tolle Zeit. Ich hatte damals die Option, bei Universal oder Def Jam zu arbeiten und Karriere bei einem Label zu machen, aber habe mich fürs Musikmachen entschieden und das auch nie bereut. Aber die Musikkarriere ist in dem Sinne auch abgeschlossen. Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte. Dementsprechend gibt es diese Hätte-wäre-könnte-Gedanken auch nicht.
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Würdest du also alles wieder so wie damals machen?
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Hm, klar denkt man manchmal nach. Vielleicht hätten wir uns bei der zweiten Platte nicht so beeinflussen lassen sollen, dann wäre es erfolgreicher geworden. Wir haben uns halt auch reinquatschen lassen. Aber wir waren eben noch jung und hatten keine Infrastruktur. In Chemnitz gab es niemanden, der zu der Zeit ähnlich erfolgreich war. Wir standen da sehr allein auf weiter Flur im Gegensatz zu den Leuten in Hamburg oder Berlin, die einfach einen größeren Erfahrungsschatz hatten und sich dementsprechend auch gegenseitig vor Fehlern bewahrt haben. Wir haben einfach immer gemacht, aber können damit leben. Alles okay.
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Aber ihr wart mit Songs wie »Bounce mit uns« oder auch dem »Nichts ist umsonst«-Album ja immer ein wenig eurer Zeit voraus.
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Das stimmt schon. Und lustigerweise sprechen mich da heute noch Leute darauf an, dass sie zum Beispiel »Helden weinen nicht« unglaublich gefeiert haben und es ihnen Kraft gegeben hat.
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»Nichts ist umsonst« war ja dann auch – wenn man mal von dem DJ Ron & DJ Shusta-Mixtape »Weißt du noch?« absieht – ganz bewusst euer letztes Album.
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Die Entscheidung, dass »Nichts ist umsonst« unser letztes Album sein wird, ist schon vor der Veröffentlichung gefallen. Ich glaube, wir waren einfach realistisch genug, um das so einzuschätzen. Man neigt natürlich dazu, zu sagen, dass es geil ist, Musik zu machen und dass es immer vorwärts geht. Aber so war ich nie gestrickt. Ich hab immer gewusst, dass wir nur eine beschränkte Möglichkeit haben, erfolgreich zu sein. Und so gern man auch sein Hobby zum Beruf machen wollte, musste man natürlich auch an seine Zukunft denken. Und da war eigentlich klar, dass wir dann vielleicht doch mal etwas machen, wovon man auch längerfristig leben kann.
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Eine Zeit lang wart ihr aber doch auch sehr erfolgreich mit Musik.
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Klar, von der Musik konnten wir eine Zeit lang auch sehr gut leben. Aber damit das mit Mitte 30 auch noch so ist, hätten wir den Sprung in den Mainstream schaffen müssen. So wie es zum Beispiel Sido jetzt geschafft hat. Also Pop-Rap im positiven Sinne. Nur das schafft eben nicht jeder. Dazu ist auch das Charisma eines Künstlers ein wichtiger Faktor, und ob man polarisiert. Das haben wir bei uns nicht gesehen. Also haben wir gesagt, wir machen jetzt das Album und schlagen dann andere Wege ein.
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Und wohin bist du dann gegangen?
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Ich war eh schon länger im Modebereich tätig. Das habe ich immer gerne gemacht. Ich habe unter anderem für Miskeen gearbeitet und für New Era den Vertrieb im Osten mit aufgebaut. Das habe ich schon während den Aufnahmen zum Album gemacht und wusste, dass ich da einfach einsteigen und mir etwas aufbauen kann.
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Und dann hast du Merchstore gegründet?
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Schon bei Tefla & Jaleel habe ich mich um das Merchandise gekümmert. Da habe ich gemerkt, was das für eine Arbeit ist, damit alles passt und stimmt. Und ich hatte das Gefühl, dass das bei anderen auch so ist. Man will sich eigentlich um Musik kümmern und muss sich dann mit solchen Sachen rumschlagen. Daraus ist dann eher durch Zufall das Konzept für den Merchstore entstanden. Bands und Künstlern einen full service in Sachen Merchandise anbieten – vom Stoff über den Druck bis hin zum Vertrieb und Online-Marketing.
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Wer waren eure ersten Kunden?
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Wir haben erst mal klein-klein mit lokalen Artists angefangen. Die erste größere Kiste war dann Sentino mit 5 vor 12 Records. Da haben wir das Online-Shop-Handling komplett übernommen. Außerdem haben wir rechtzeitig für das Splash!-Festival gearbeitet, damals noch inklusive dem Ticketversand.
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Und dann kamen Firmen auf euch zu?
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Nö, wir sind dann auf die Künstler zugegangen. Und haben die peu à peu betreut. Wir haben mit Labels zusammengearbeitet und zum Beispiel für Sony Music das komplette Merch exklusiv abgewickelt und vertrieben. Das erste größere Ding waren dann die Sachen von Freundeskreis, für die wir auch eine offizielle New-Era-Koop eingefädelt und vertrieben haben. Joy Denalane und Chimperator waren ebenfalls recht früh bei uns und sind es immer noch. Insbesondere das war am Anfang ja eher eine kleine Kiste, die dann doch größer geworden ist. Wir haben nie groß Werbung gemacht. Und durch Mundpropaganda hat sich das dann weiter verbreitet. Wir haben einfach einen guten Service geboten und gute Arbeit gemacht. Und 2009 wurde es so groß, dass ich den Rest hingeworfen und mich voll auf den Merchstore konzentriert habe. Und mittlerweile sind wir der größte unabhängige Merchandiser Deutschlands und arbeiten im urbanen Entertainment für die wichtigsten Player wie zum Beispiel Cro, Die Fantastischen Vier, Peter Fox, Marteria/Marsimoto, Max Herre und ganz viele mehr. Deshalb lieben wir unsere Arbeit und ärgern uns über Wochenenden und Feiertage.
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Was läuft denn besonders gut?
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Gute Frage. Man kann auf jeden Fall keine Parallelen zwischen Plattenverkäufen und dem Absatz des Merchandise herstellen. Generell kann man sagen: Künstler, die polarisieren und ein junges Publikum haben, verkaufen auch ganz gut Fanartikel.