Ali As & Eli Track-by-Track zu »Amnesia«

»Amnesia«, das neue Album von Ali As ist da – und es betoniert ordentlich weg. Verantwortlich dafür ist, neben dem MC, auch der Produzent. Und genau diesem haben wir zu jedem einzelnen Track ein paar Infos entlockt.

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Nachdem sich Rapper in den letzten Jahren ihre Alben oft mit allerlei Auftragsproduktionen vollluden, verlässt man sich mittlerweile vielerorts wieder auf den guten alten 1-Rapper-1-Producer-Gedanken. Drake und Noah »40« Shebib haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen. Auch Ali As‚ vergangenen Freitag erschienenes Album »Amnesia« wurde – bis auf eine Handvoll Beats von David Ruoff – klanglich von nur einem einzigen Produzenten gestaltet.

Eli, ehemals Elias, war Teil der Goofiesmackerz und blickt mittlerweile auf eine beachtliche Diskographie mit Beats für Sido, das gesamte Aggro-Camp sowie Jan Delay zurück. Nebenher produziert er seit jeher auch für Ali As. Für ALL GOOD hat er zu jedem der dreizehn Tracks auf »Amnesia« eine kleine Anekdote erzählt.

  • 1. »Amnesia«

  • Gleich zu Beginn hört man den Trademark-Sound, den wir schon auf der »EMWIMO«-EP in den Tracks »Ich treffe dich dort« und »Jagd / Flucht« verwendet haben. Der Sound stammt aus einem alten iPhone-Video und es gibt auch eine Story hinter diesem Sound – aber die wird für immer ein Geheimnis bleiben. Es ist auf jeden Fall nicht gesamplet oder heruntergeladen, sondern ganz authentisch. Zur Zeit hört man ja oft Vocaldrops in Arrangements – das hat uns immer sehr getaugt. Weil es nicht zu sehr nach vorne geht, sondern den Songs einfach ein bisschen Feeling gibt. Der Song selbst ist relativ spät entstanden, weil wir gar nicht vorhatten, einen Titeltrack für das Album zu machen. Dann war er aber da und bot sich einfach als Opener an.

  • 2. »Flugmodus an« feat. Megaloh

  • Ursprünglich war »Flugmodus« als erster Track auf dem Album geplant. Wir fanden, dass es eine gute Ansage war, Megaloh als Einpeitscher hinzustellen – und es funktioniert immer noch sehr gut. Das Album geht ja erst nach »Amnesia« richtig los. Und auf dem zweiten Song direkt einen Featuregast zu haben finde ich immer noch arrogant genug. Im hinteren Drittel variiert der Beat noch mal stark. Das haben wir ganz bewusst gemacht. Wenn man den Flow von Ali an dieser Stelle checkt, könnte man den vielleicht von »EMWIMO« kennen. Und auch der Beat erinnert ein bisschen an die EP, ehe es dann auf dem Album in eine ganz andere Richtung geht.

  • 3. »Hoodie x Chucks«

  • Das Sample dafür habe ich wirklich durch stures Diggen gefunden und zuerst auch in einem anderen Beat verbaut – da war es noch etwas länger und deutlich weniger präsent. Als dann das Drumgerüst für »Hoodie x Chucks« stand, haben wir gemerkt, dass der Song sehr nach vorne geht und dann ewig nach einem Sample gesucht, das diese Stimmung einfängt. Und dann ist mir der andere Song wieder eingefallen und es war sofort allen klar, dass das genau da hingehört.

  • 4. »Wenn Heino stirbt«

  • Der Beat ist zusammen mit David Ruoff entstanden, der auch das Sample ausgegraben hat. Das haben wir einfach herumgechoppt, bis es irgendwann cool klang – leider gibt es da gar keine spannende Hintergrundgeschichte dazu. Das ist also kein verdrehter Celine-Dion-Song oder so. Ali musste mich tatsächlich auch erst etwas an das Thema des Songs heranführen und mich schon ein wenig länger therapieren, bis ich gecheckt habe, worauf er hinauswill.

  • 5. »Ballern«

  • Wie der Titel schon sagt, ist das ein klassischer Banger. Wir hatten das Album vorher ja schon mal in einer anderen Version fertig. Und Ali fehlten darauf einfach die Banger. Also sind wir ins Studio gegangen und haben nur Banger recordet – unter anderem eben »Ballern«. Ein klassischer Nach-vorne-Geh-Song, der auch live gut funktionieren wird. Das ist Ali immer sehr wichtig. Er will mit seinen Songs eben auch live überzeugen – und da kannst du nicht mit den deepen Tracks kommen.

  • 6. »Deutscher / Ausländer« feat. Pretty Mo

  • Der Beat nimmt sich absichtlich zurück und sagt nicht »Ich bin so krass und außergewöhnlich!«, sondern eher »Ich bin etwas, das du vielleicht schon mal gehört hast. Aber achte nicht mehr auf mich, sondern höre auf den Text.« Einfach ein klassisches HipHop-Brett, das dem Thema genug Platz lässt. 

  • 7. »Gästeliste +0« feat. Muso

  • Der Beat kommt zu 95 Prozent von David Ruoff. Ich habe lediglich noch ein bisschen was an den Drums gemacht. David und ich produzieren zur Zeit sehr viel zusammen und ich feiere ihn einfach extrem. Das erste Mal ist er mir bei seinen Produktionen für Felix Krull aufgefallen. »Urbane Eleganz« ist immer noch ein wahnsinniger Beat. Ein wahnsinnig talentierter Boy. Der Beat könnte so auch total gut in der Klangwelt von The Weeknd oder A$AP Rocky funktionieren – ohne, dass er dabei zu ekelhaft abgekupfert wirkt. Der Beat zeichnet einfach unfassbare Bilder von grauen Wolken und passt perfekt zum Thema. Muso ist in meinen Augen zudem ein versteckter Edelstein in der deutschen Raplandschaft, der irgendwann mal noch richtig zum Scheinen kommen wird.

  • 8. »Nebelpalast«

  • Der Beat kommt zu 100 Prozent von David. Natürlich habe ich als Executive Producer des Albums noch mal drübergeschaut – aber der Beat war von Anfang an perfekt. David ist jemand, der ganz krass Wert auf Sound legt. Wenn du da nur ein kleines Bisschen veränderst, stürzt manchmal ein ganzes Kartenhaus zusammen. Und davor habe ich einen Heidenrespekt. 

  • 9. »Coconut Grove«

  • Hier kommt wieder das Vocalsample vom Anfang vor. Die Idee war, es hier als Hauptelement durchzuziehen und das hat sehr gut geklappt. Und es passt auch hier wieder perfekt, weil das Original des Samples in einer Situation entstanden ist, die auch den Vibe des Songs widerspiegelt. Manchmal nimmt Ali seine Texte nur auf Drumloops auf. So war es auch in diesem Fall. Und davon ausgehend haben wir den Song hier und da sogar zusammen produziert.

  • 10. »Geigenkästen«

  • Auch wieder ein Banger. Als wir den aufgenommen haben, sind wir im Studio übelst ausgerastet. Das war zu einer Zeit, in der Ali krass Hass auf einige Leute hatte – also keine speziellen, sondern eher generell. Aus diesen Sessions stammen »Geigenkästen« und auch »Ballern«.

  • 11. »Ingrid«

  • Ich probiere mich generell gerne aus. Deshalb habe ich bei der Nummer hier den oldschooligen Drumloop einfach durchlaufen lassen und das Ganze mit einem alten Pianosample versehen. Es sollte eben auch zu der angestaubten Aura von Ingrid passen, ohne gleichzeitig zu gewollt zu klingen. Ich kannte Ingrid Steeger auch nur aus den Erzählungen von Ali, aber habe die Idee, einen Song daraus zu machen, total gefeiert. So einen Song hat es im deutschen Rap bis dato einfach noch nicht gegeben, weil es echtes Storytelling ist. Das ist so passiert, das ist ihr Leben.

  • 12. »Richtung Lichtung« feat. MoTrip

  • Vom Sound her ist der Song wieder sehr nah an »EMWIMO« dran. Deshalb wollte MoTrip auch sofort mit einem Feature-Part darauf vertreten sein. Er mag diesen Vibe einfach sehr gerne. Und wir haben natürlich nicht Nein gesagt. Die Leute hätten vielleicht eher einen Banger von den beiden erwartet.

  • 13. »Sonnenmaschine«

  • Der Song zeigt noch mal schön eine andere Seite von Ali: hier drückt er seinen Frust eben nicht mit einem alles zerberstenden Banger aus, sondern wandelt ihn in pure Positivität um, ohne nur von Blümchen, Sonne und schönen Bergen zu rappen. Es ist einfach ein positiver Song, der aber auch die schlechten Seiten nicht aus den Augen verliert. Das ist ein Song, der in meinen Augen total zeitlos ist. Den kannst du einem Kind genauso wie einem Erwachsenen vorspielen. Und jeder zieht sich da etwas für sich raus.