Ryan Hemsworth Just Another Bedroom Producer

Ryan Hemsworth ist einer von den  Jungs, die mit dem MIDI-Controller ihr Faible für Rap, Trap, R&B, Käse-Pop, 9GAG und 4CHAN ausleben. Ein Gespräch darüber, warum man in der sechsten Klasse einen Ständer von der Musik der Backstreet Boys bekommen kann, den Vorteil von Ashanti-Acapellas und Humor beim Musikmachen.

Ryan Hemsworth
  • Wenn ich deine Beats und Remixe höre, denke ich immer sofort: Geil, endlich noch so eine Pophure wie ich. Hand aufs Herz: Was sind deine guilty pleasures?

  • Definitiv richtiger cheesiger und poppiger Kram von Sugar Ray oder den Spice Girls. Aber um ehrlich zu sein gibt es meiner Meinung nach keine guilty pleasures mehr. In der heutigen Musik ist alles akzeptabel.

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  • Neben eigenen Produktionen remixt du auch Lana del Rey oder – was ich besonders schön fand, weil sie eine deutsche Band sind – The Notwist.

  • Ich mag es einfach total, mit dem Zeug anderer Leute herumzuspielen. Das fühlt sich an, als würde man ein Puzzle zusammensetzen und noch ein paar Extrateilchen einbauen. Alles kann ja ein Sample sein. Und ich sample eben am liebsten Emo-Rock. Vielleicht, weil die Leute in den letzten Jahren immer wieder die gleichen Rap- und R’n’B-Acapellas gesamplet haben. Ich bin ein weißer Junge, der mit Rockmusik und Emo-Kram aufgewachsen ist, aber auch Dance- und Rapmusik mag – und auf irgendeine wirre Art verschmilzt das alles in meiner Musik.

  • Musik, in der auch die Backstreet Boys einen Platz haben. Wie kam es zum Remix von »Show Me The Meaning Of Being Lonely«?

  • (lacht) Wenn ich Tracks wie diesen mache, dann will ich einfach schauen, wie weit ich gehen kann. Aber eben nicht auf eine coole, avantgardistisch-experimentelle Weise. Es geht mehr darum zu sagen: »Hey, erinnerst du dich noch, wie du in der sechsten Klasse zu diesem Song beim Prom-Ball einen Ständer bekommen hast?« Ich nehme das Ding jetzt mal auseinander und lasse dich dann dazu tanzen.

  • Warum gehen denn alle gerade so auf R&B-Vocals ab?

  • Ich glaube, da gibt es mehrere Gründe. Als erstes die Nostalgie. Die meisten Produzenten die damit herumspielen sind 90s-Babys. Außerdem sind die Acapellas frei verfügbar. Google mal nach »Ashanti acapella« und du findest direkt eine ganze Menge. Es ist also ein einfaches Tool für Produzenten. Aber ähnlich wie die Snare-Rolls wird es ein bisschen viel des Guten.

  • Was ist denn dein liebster R&B-Song?

  • »Angel Of Mine« von Monica – da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut.

  • Was braucht ein Acapella denn, damit du damit herumspielst?

  • Die Beschaffenheit des Sounds ist das wichtigste Qualitätsmerkmal. Man kann Melodien und Rhythmen aus allem machen. Aber es muss auf eine wirre Art und Weise aufgenommen oder die Soundqualität richtig scheiße sein, weil es von einem Album aus den 80ern kommt oder so. Das kann man nicht herstellen, das muss schon da sein.

  • Blöde Frage, aber warum ist jeder gerade so verrückt nach Snare-Rolls?

  • Ich glaube das liegt daran, dass gerade wirklich jeder Rap hört. Wir alle mögen doch Songs mit superschnellen Hi-Hats und 808-Snares. Das ist der Sound, der Trap ausmacht, jeder hört gerade Trap und es ist dementsprechend schwer, diesem Sound aus dem Weg zu gehen. Aber ich bin mir auch sicher, dass Produzenten und Hörer der Sache irgendwann überdrüssig werden und sich irgendetwas Neues suchen, das sie exzessiv betreiben können.

  • »Ich glaube, jeder DJ und Produzent hat heutzutage einen guten Sinn für Humor.«Auf Twitter teilen
  • Würdest du eigentlich sagen, dass die Musik von Leuten wie Giraffage, Cashmere Cat oder dir kitschig ist?

  • (lacht) Ich weiß nicht. Von denen, die du eben genannt hast, würde ich allerhöchstens mich als kitschig bezeichnen. Weil ich es irgendwie mag. Es macht Spaß, Sounds zu verwenden, von denen andere Leute sich wegdrehen oder bei denen sie sich weigern, sie zu hören. Gerade ist das für mich Mainstream-Pop, Vocals aus dem J-Pop und Upbeat-Stuff, der ganz anders als das klingt, was man als Nordamerikaner so den ganzen Tag hört. Corny can be cool! 

  • Letzte Frage: Wie wichtig ist Humor für das Musikmachen?

  • Ich glaube, jeder DJ und Produzent hat heutzutage einen guten Sinn für Humor. Ich habe mich schon oft gefragt, warum das so ist. Typen wie Shlohmo oder Groundislava sind einige der schrägsten Typen, die ich kenne, aber sie machen wahnsinnig intensive und emotionale Musik. Das ist eine seltsame Mischung.