Maeckes »Ich wollte nie ein Musiker sein, aber es ist passiert.«

Maeckes hat ein neues Album gemacht. »Tilt« ist vielleicht ein letzter Wurf. Das Interview über sein kopflastiges Bauchgefühl, Kreativität und Selbstfindung gibt es in Auszügen schriftlich und zur Gänze als Stream zum Anhören.

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Orsons-Viertel, Wohnzimmergitarrist, blauäugiger Beau aus dem Ländle – Markus Winter ist vieles. Gerade hat er mit »tilt« sein neues Album veröffentlicht. 14 Songs, die auch wieder vieles sind: nachdenkliche Songwriter-Miniaturen, selbstbewusste Rap-Tracks, aber dann und wann auch schöne Stücke mit Pop-Tendenzen.

Im Interview mit Jan Wehn spricht Maeckes über das Chaos und die Ordnung, Neuanfangen und Aufhören. Das Gespräch ist in verkürzter Form nachfolgend als Fließtext zu lesen – die ganze Wahrheit brutto gibt’s zum Anhören auf dem ALL GOOD-Soundcloud-Channel.

  • Warum machst du eigentlich Musik?

  • Das frage ich mich auch, beinahe täglich. Es passiert. Es ist eine Aneinanderreihung von Situationen, die passiert sind. Ich wollte studieren, dann habe ich einen Tag studiert, abgebrochen, bin auf Tour gegangen. Ich wollte nie ein Musiker sein, aber es ist passiert. Und jetzt passiert es immer weiter. Ich stehe immer wieder vor Kreuzungen und es passiert weiter. Wahrscheinlich ist es jetzt auch schon so weit, dass ich nicht viele andere Sachen krass gut kann und ein bisschen Sicherheit in meinem Rumgetue habe. Aber vielleicht ist jetzt nach »Tilt« auch endlich mal Schluss und dann passiert es nicht mehr.

  • Und dann sitzen wir in drei oder vier Jahren wieder hier…

  • …vielleicht aber auch nicht. Ja, vielleicht sitzen wir hier. Aber weil du ein Interview mit Schreinermeistern führst, weil du einen Schreiner-Podcast hast und ich Schreinermeister bin. Und dann sitzen wir hier und du fragst mich nach einem guten Holz.

  • »Im praktischen Arbeiten bin ich sehr schlecht.«Auf Twitter teilen
  • Aber im Ernst: Ist das etwas, wofür du dich interessiert?

  • Ne, überhaupt nicht. Im praktischen Arbeiten bin ich sehr schlecht.

  • Aber hast du den Wunsch, in diese Richtung mal was zu machen?

  • Ne, absolut nicht. Weil ich nämlich sehr schlecht bin mit praktischen Dingen. (Gelächter)

  • Es gibt ja diesen Trend von Leuten, die in der Großstadt wohnen und mit ihren Berufen in der Medienbranche nicht wirklich zufrieden sind, sich nach etwas Handgemachtem sehnen. Dann fangen sie an, Tische zu schmirgeln oder haben Beete vor der Stadt.

  • Ne, Handgemachtes ist mir verhasst. Ich bin gerne in der Stadt. (lacht)

  • »Der Bauch ist der Motor.«Auf Twitter teilen
  • Du hast gerade gesagt, dass du das mit der Musik nie machen wolltest, es aber dann doch angefangen hast. Irgendwie scheint da ja schon so etwas wie ein Bedürfnis dafür in dir vorhanden zu sein. Ein Bedürfnis, dich mitzuteilen – akustisch, musikalisch, textlich.

  • Ja, irgendein Bedürfnis scheint da zu sein. Das hat es ja auch immer passieren lassen. Mir ist das jetzt auch wieder bewusst geworden, als ich »Tilt« gemacht habe. Da habe ich gemerkt, wie viele Sachen ich doch machen musste, weil sie irgendwann da waren und ich sie eigentlich gar nicht machen wollte. Ich habe nie gesagt »Ich mache jetzt so ein Album und das kommt dann raus!« Die Dinge wollten immer weg von mir. Musik war nie etwas, wo ich hinwollte, sondern etwas, das von mir wegwollte – und deshalb ist es passiert. Das Problem dabei ist nur, dass ich kein Bauchmensch bin. Wenn ich jetzt sehr gefühlvolle Musik machen würde, dann würde man das total verstehen und denken »Ah, okay, der muss mit seinen Gefühlen umgehen und deshalb macht er Musik.« Aber da bei mir alles sehr kopflastig und dadurch oft auch kompliziert ist und eher am Reißbrett entsteht, kann man das oft nicht genau nachvollziehen. Da denkt man dann: »Warum hat er denn diese Kopfgeburten?« Dennoch: Der Bauch ist trotzdem der Motor. Es ist nur ein kleiner, körperinterner Umweg, bevor ich es dann rauslasse.

  • … der Rest des Interviews ist hier als Audiostream verfügbar.