Lord Scan »Ich versuche schon eine gefühlte Ewigkeit vergeblich, das Musikmachen wieder in meinen Alltag zu integrieren.«
Eigenbrötler, Freigeist und immer Original: Lord Scan ist auf jeden Fall einer der besten Produzenten und vielleicht auch einer der besten Rapper dieses Landes. Mit Der Klan und Curse hat er zwar nur kurz, aber dennoch Deutschrap-Geschichte geschrieben. Philipp Killmann hat mit dem Mindener gesprochen – sehr lange und sehr ausführlich.
Das musikalische Schaffenswerk von Lord Scan ist überschaubar. Die Bilanz nach 18 Jahren: eine EP und ein Album mit Der Klan, ein paar Beats für zuallererst Curse, einige Remixe und ein Soloalbum. Mehr brauchte der Mindener nicht, um sich ein Denkmal zu setzen. Gelungen ist ihm das mit einem eigenwilligen Sound aus unkonventionellen, funk-inspirierten und vor Elektronik nur so strotzenden Beats, die bis heute ihresgleichen suchen. Curse bezeichnete Lord Scan mal als »verrückten Tüftler und Multitalent«, der sich doch bitte treu bleiben möge. Lord Scan ist sich treu geblieben. Der heute 36-jährige Mattias Voß lebt so, wie es der 20-jährige Lord Scan einst prophezeite: »Ich werde, wie ich werden will, und bleibe, was ich bin«.
Er wohnt abgeschieden in Mindens Nachbarstadt Porta Westfalica in einem kleinen Haus, das er selbst als »Hexenhäuschen« oder schlicht als »Bruchbude« bezeichnet. Das Grundstück ist recht verwachsen, das Haus von der Straße aus kaum zu sehen. Im Garten hat man zur Linken das mächtige Kaiser-Wilhelm-Denkmal im Blick, zur Rechten den imposanten Fernsehturm. Es sieht nach Arbeit aus im Heim des Lords. Aber auch nach einer Bleibe, in der jemand seiner Kreativität freien Lauf lässt. Leinwände, Farben, Werkzeuge sowie Computer- und Musikequipment prägen das Bild. Sein täglich Brot verdient sich der Scanner mit Graffiti- und Illustrationsaufträgen sowie Graffiti-Workshops.
An diesem Tag im Mai entpuppt sich Lord Scan als freundlicher Gastgeber ohne jegliche Allüren. Allerdings ist seine Zeit knapp bemessen. Das 2009 von Lord Scan ins Leben gerufene Non-Profit-Graffiti-Festival »Hack & Lack« will organisiert werden. Daher folgen auf diesen ersten Besuch weitere Treffen, etliche E-Mails und Telefonate für das Interview mit ALL GOOD. Auch die Fototermine verschieben sich immer wieder. Bis Lord Scan erklärt, er baue eigens für das Foto eine Kulisse. Entstanden sind dabei nicht weniger als ein Kunstwerk und am Ende ein Gespräch epischen Ausmaßes, das von Lord Scans musikalischer Sozialisation über den Klan und Curse bis in die Gegenwart reicht. Die jahrelange Funkstille hat ihren Tribut gefordert.
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Auf deinem Soloalbum »Ich bins«, aber auch an anderer Stelle, hast du deine tiefe Enttäuschung über das Ende des Klans im Jahr 2000 zum Ausdruck gebracht und ausführlich geschildert, was aus deiner Sicht damals alles schiefgelaufen ist. Seitdem sind schon wieder fast zehn Jahre vergangen. Wie siehst du das Ende des Klans mit noch größerem Abstand heute?
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Da hat sich eigentlich nicht viel geändert. Als »Ich bins« rausgekommen ist, waren die betreffenden Texte schon ein paar Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich die schlimmste Zeit der Enttäuschung schon hinter mir. Es ist richtig, dass diese Zeit Narben hinterlassen hat. Aber ich habe sehr wesentliche Schlüsse daraus gezogen und vor allem meinen Frieden mit dem Thema finden können. Egal, was damals passiert ist, bin ich heute froh, diese Möglichkeiten gesehen und genutzt zu haben und auch dankbar für das Zugehörigkeitsgefühl in dieser Clique.
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Was waren das für Schlüsse, die du daraus gezogen hast?
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Die Erwartungshaltung anderen gegenüber nicht zu hoch anzusetzen beispielsweise. Außerdem habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass ich das, was ich tue, mit anderen teilen möchte. Ich habe auch gelernt, mich selbst für ein zu erreichendes Ziel zurückstellen zu können und anderen in einem Team den nötigen Raum zu lassen.
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Scope sagte im Interview mit ALL GOOD, dass du beim Klan rausgekickt worden seist.
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Also erst mal bin ich nicht gekickt worden. Ich bin ja von Anfang an die treibende Kraft gewesen, ohne die es den Klan gar nicht gegeben hätte. Es kann sein, dass Scope »gekickt« gesagt hat, weil Reno und Germany nach der Auflösung des Klans ja weiter aufgetreten sind und ich eben von der Bildfläche verschwunden bin. Das könnte damals die Wahrnehmung von außen gewesen sein. Tatsache ist, dass ich quasi schon in der »Flashpunks«-Produktion gemieden wurde. Reno und Germany haben da nur noch bei Curse rumgehangen. Das war dann irgendwann zu viel Frust für mich, sodass ich die Auflösung des Klans bekanntgegeben habe.
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Wieso wurdest du gemieden?
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Dafür muss ich etwas weiter ausholen. Curse und ich haben ja ab 1994 ein paar Jahre dauernd miteinander rumgehangen, Musik gehört, Texte geschrieben und rumphilosophiert. Es stand aber nie zur Diskussion, zusammen eine Gruppe zu gründen. Aber seit wir uns kannten, gab es zwischen uns auch immer ein unterschwelliges Konkurrenzdenken. Curse war in seinem Auftreten damals schon viel selbstsicherer als ich, der sowieso so gut wie immer ein Blatt Papier zum Zeichnen zwischen sich und der Welt hatte. Aber der Klan und die Leute drumherum waren meine natürliche Clique, in der ich mich sauwohl gefühlt habe. Ich war glücklich, Teil dieser Gruppe sein zu dürfen, und habe nicht im Mittelpunkt stehen müssen. Ich habe mich vor allen Dingen nicht als Klan-Chef verstanden oder aufgeführt. Ich glaube, Curse war jemand, der das nicht verstanden hat. Zumindest musste er in so einer Runde meistens den Mittelpunkt darstellen, sonst wurde es kompliziert. Es gab immer mal wieder Situationen, die ich komisch fand. Ich bin nun mal niemand, der Spielchen spielt – und Machtspielchen schon mal gar nicht. Bei der Produktion der »Flashpunks«-LP haben Curse und ich dann aus unterschiedlichen Gründen schon weniger Kontakt gehabt. Und Reno und Germany waren zu dem Zeitpunkt schon nur noch selten bei mir und dafür ständig bei Curse. Aber ich hab damals halt genau gewusst, was wir als Klan hätten erreichen können, und das habe ich vorangetrieben. Reno und Germany gegenüber war das vermutlich zu fordernd. Nur wären wir niemals so weit gekommen, wenn wir einfach irgendwas irgendwie und nur, wenn es sich ergibt, gemacht hätten.
Es gibt übrigens ein Interview aus der Zeit kurz nach der Trennung, in dem Reno sagt, dass sie auch mal über normale Beats rappen wollen. Die Weitsicht, die ich da hatte, wurde halt nicht erkannt, und die Vorstellungen von Musik und Sound gingen wohl auch auseinander. Die Tatsache, dass wir keinen einzigen Track auf der LP zusammen geschrieben haben, sagt eigentlich alles. Reno und Germany haben irgendwo gemeinsam ihre Texte geschrieben, und ich meinen Teil alleine in der WG. Jedenfalls war es so, dass die beiden nur noch für die nötigsten Absprachen oder zum Partymachen in der WG waren und sonst nur noch bei Curse rumhingen. Als wir dann »Flashpunks« recordet haben, waren das ein paar Tage zusammen bei Busy im Studio. Danach habe ich dann wochenlang alleine Tag für Tag bei Busy gehockt, geschnitten und gemixt. Also er hat gemixt und ich hab meinen Senf dazu gegeben.
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In »Bleib am Ball« rappst du, dass es damals sogar zu Auseinandersetzungen mit Messern gekommen ist.
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Das ist eine Geschichte für sich. Wir haben uns zur Gründungszeit des Klans fast immer in ein und derselben Wohnung getroffen: bei Ole, einem sehr entspannten und korrekten Kumpel. Darauf begründet sich auch der Cliquen-Charakter und der »Mob«, den wir bei Gigs dabei hatten. Wir sind mit Sicherheit ziemlich wild rübergekommen – das war ja auch ein erwünschter Show-Effekt. Aber alle, die offiziell zum Klan gehörten, waren entspannte Menschen. Ein paar von diesen Leuten hatten aber auch ab und zu Kontakt zu weniger entspannten Typen. Und wie das so ist, wenn die einen unkomplizierten Ort zum Abhängen und Kiffen finden, nisten die sich auch gerne mal dauerhaft ein und schleppen wieder andere Leute mit an. Das war ein schleichender Prozess. Irgendwann hat sich der Treffpunkt dann in die damalige Klan-WG in der Hahler Straße verlagert, in der ich mit Jan und zwischendurch mit zwei Sprühern vom Klan, Mores und Faul, gewohnt habe. Jan ist immer noch ein guter Freund von mir. Er war damals maßgeblich für den Zusammenhalt und die Organisation des Klans verantwortlich. Jedenfalls waren in der WG dann schon Leute dabei, die man definitiv nicht in seiner Wohnung haben möchte. Das hat dann dazu geführt, dass wir die Scheiben der Tür abgeklebt, einen Türspion benutzt und ein Klingelzeichen eingeführt haben – was leider nur eingeschränkt geholfen hat.
Irgendwann kam es dann zu einer unangenehmen Auseinandersetzung zwischen mir und einem dieser Typen an unserer Wohnungstür. Passiert ist zum Glück nichts, weil ich im letzten Moment geistesgegenwärtig die Tür ins Schloss geworfen habe. In der Zeit habe ich, um das »Flashpunks«-Album überhaupt fertig produzieren zu können, ungesund viel gekifft. Und diese Situation hat mir dann schlimme Paranoia und eine Psychose beschert.
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Hat diese Psychose eine psychiatrische Behandlung nach sich gezogen?
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Leider nicht. Das mit der Psychose ist meine hobbypsychologische Diagnose. Aber wenn man Dinge sieht, die nicht vorhanden sind, dann dürfte das in die Richtung gehen. Außerdem habe ich mich darüber auch mit einem befreundeten Psychologen unterhalten, und das passt wohl ins Schema. Das mit dem damit verbundenen Jo-Jo-Effekt in den Griff zu kriegen, hat ein paar Jahre gedauert. Aber ich habe den Absprung vom Kiffen aus eigener Kraft geschafft. Das Schlimme an dieser Abhängigkeit ist ja, dass man nüchtern denkt: Jetzt würde mir ein Joint bestimmt gut tun. Aber sobald man ihn geraucht hat, kommt man verheerend unklar und verflucht sich dafür. Doch am nächsten Tag ist die Tragweite des Unklarkommens einfach nicht mehr nachvollziehbar und schon tappt man wieder in die Falle. Das Ritual des Bauens, die Gewohnheit und das Nikotin sind eine gefährliche Kombi. Dazu kommt die Potenz von Cannabis, die zu der Zeit exorbitant gestiegen ist. Ein wichtiger Punkt in Bezug auf die Genesung war übrigens, dass ich die Schuld nicht bequem auf andere abgewälzt habe. Ich habe irgendwann angefangen, jeden zweiten Tag mindestens eine Stunde joggen zu gehen, weil ich halb wahnsinnig geworden bin. Dieses Auspowern hat viel gebracht.
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Du sagtest vorhin, du und Curse hättet ab 1994 dauernd zusammen abgehangen. Wie hast du Curse eigentlich kennengelernt?
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Ein Kumpel, der ab und zu neue Rap-Tapes hatte, kam irgendwann mal mit einer Aufnahme von Curse und seiner damaligen Hardcoreband Phat Kicks an. Der Track hieß »Zweimal in den Kopf« und war auf Deutsch. Das war unglaublich für die Zeit und hat mich förmlich umgehauen – vor allem, weil wir in der gleichen Stadt gewohnt haben. Zu der Zeit gab es HipHop in kleineren Städten quasi noch nicht. Curse und ich gehörten zu den allerersten in Minden, die man mit weiten Hosen rumlaufen sah. Curse ging damals aufs Gymnasium, das direkt um die Ecke von der Gesamtschule lag, auf die ich ging. Zu der Zeit habe ich mir schon regelmäßig die Nächte in Mindens Innenstadt um die Ohren geschlagen und in diesem Zusammenhang auch mal dem Schulhof des Gymnasiums einen Besuch abgestattet und Curse dort unbekannterweise gegrüßt. Das hat sich dann schnell rumgesprochen, und irgendwann haben wir uns in einer der großen Pausen kennengelernt. Ich war grade erst dabei, mich aus der Bedeutungslosigkeit zu kämpfen, während Curse schon in den Staaten war, auf Englisch freestylen konnte und bereits eine Band hatte.
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Worin bestand damals eure gemeinsame Wellenlänge?
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Aus dem Feuer, das HipHop in uns entfacht hat, denke ich. Es gab damals eben noch kein Internet. Jemanden in der eigenen kleinen Stadt zu finden, der talentiert ist und dazu noch den Biss hat, etwas damit zu erreichen, war aus meiner Perspektive ein kleines Wunder.
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Die Band Phat Kicks, aus der später die Gruppe Treadmill hervorging, veröffentlichte 1994 das Album »Straight Outta Broketown«, auf dem du bereits einen Gastauftritt als Beatboxer hast. Wie kam es dazu?
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Das kam natürlich über Curse zustande. Die Band hatte er ja schon, als wir uns kennenlernten. Zu der Zeit waren wir häufig unterwegs auf Jams. Meistens sind wir dann zum Bahnhof, rein in den Zug und dann durch die Abteile getingelt, bis wir jemanden gefunden haben, der für uns noch Platz auf seinem Wochenendticket hatte. Auf dem Weg haben wir uns dann häufig die Zeit vertrieben, indem ich beatboxte und Curse auf Englisch freestylte. Irgendwann standen dann die Recordings für besagtes Album an, und ich war mit im Studio und habe die Beatbox aufgenommen, die auf der LP zu hören ist. Dazu hatte mich Curse gefragt, ob ich das Album-Cover gestalten würde. Das war für mich damals eine große Sache und natürlich eine Riesenbestätigung. Allerdings waren die anderen Bandmitglieder wohl nicht so glücklich mit dem Ergebnis. (lacht)
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Später hast du zu Curse‘ Album »Feuerwasser« vier Beats und einen Rap beigetragen. Wie direkt warst du in die Albumproduktion eingebunden?
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Zu der Zeit hab ich regelmäßig neue Beats gebaut und auf Tape aufgenommen. Da hatte Curse schon so seine Favoriten. Für »Feuerwasser« hat er sich dann speziell welche gepickt. Damals hab ich noch mit dem Atari und Cubase als Sequenzer gearbeitet. Busy hatte damals, wenn ich mich richtig erinnere, Logic auf dem PC, in Verbindung mit Protools. Wir haben dann die Midi-Daten vom Atari in den PC übertragen, und einen Akai-Sampler hatte Busy ja auch. Die Vocals für »Feuerwasser« wurden komplett bei Busy im Keller-Studio aufgenommen, also haben wir unsere Vocals für »Leaving Las Vegas« auch da recordet. Die Arrangements für die Tracks hab ich dann bei Busy am Rechner und am Akai gemacht.
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Wie erinnerst du diese Zeit?
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Das ist alles ziemlich lange her. Das ist schwer, mich aus dem Stegreif zu erinnern. Da muss ich 18 gewesen sein. Seitdem ist eine Menge passiert. Es lag in der Zeit auf jeden Fall Aufbruchstimmung in der Luft, so viel steht fest.
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Wieso warst du auf dem Track »Kaspaklatsche« nicht als Rapper vertreten, obwohl es in der Tracklist hieß »featuring Der Klan«?
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Den genauen Grund weiß ich nicht mehr. Ich bin zu der Zeit ja ziemlich umtriebig gewesen. Ich glaube, das hat sich dann einfach nicht ergeben.
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Gibt es einen von dir produzierten Beat auf »Feuerwasser«, der dir immer noch besonders gefällt?
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»Leaving Las Vegas« auf jeden Fall. Dieses torkelnde Piano-Sample feier’ ich immer noch ab. Mit dem Beat sind wir vorher auch schon eine Weile bei Klan-Gigs aufgetreten. Damals hatte der Track auch noch einen anderen Chorus, der so ging: »Alkohol ist die Rettungsinsel in der Not / Alkohol ist die Rettungsinsel in der Not / Alkohol ist die Rettungsinsel in der Not / Alkohol, Alkohol, Alkohol«. Die Version hat es dann nicht auf »Feuerwasser« geschafft, weil die Befürchtung geäußert wurde, dass es da rechtlich Probleme geben könnte. Ich fand das schade, denn das war live immer der Bringer.
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Auch auf der »Essenz«-EP, die »Feuerwasser« vorausging, warst du mit drei Beats vertreten. Die anderen zwei Beats waren von Busy. Stand damit grob die Marschrichtung für »Feuerwasser« fest?
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Marschrichtung, weiß ich nicht. Aber allgemein war es so, dass Curse und Busy tendenziell versucht haben, sozusagen massentaugliche Tracks zu produzieren. Das hört man auf der »Essenz«-EP ja auch. Bei mir gab es zwar auch zwischendurch Beats, die in diese Kategorie gepasst haben, aber im Allgemeinen war ich ja eher für den durchgeknallteren Kram zuständig – siehe »Risiko« auf der »Essenz«-EP.
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Als Curse mit der »Juice«-CD »20Feuerwasser10« seinen vorläufigen Abschied aus dem Rap-Geschäft verkündete, sagte er im Interview in Bezug auf sein bevorstehendes Schlusskonzert in Köln, dass »wenn wir alle ganz lieb sind und Lord Scan gut zureden, wird er ein letztes Mal auf der Bühne performen«. Daraus ist meines Wissens nichts geworden.
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Ja. Ich bin in der Zeit vollkommen ausgebrannt gewesen durch einen Job bei einer Agentur in Bremen. Das war wirklich kurz vorm Kippen. Ich habe am Ende dann das Richtige getan und mir den Druck genommen, irgendeine Erwartung erfüllen zu wollen.
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Auf dem Track »Spucksprüche« sagt Curse, es habe zwischen dir und Busy immer eine gewisse Konkurrenz gegeben. Wie kann man sich das vorstellen?
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Stell dir mal den 15-jährigen Jungen vor, der da ein Brett durcher als das nächste auspackt. Ich habe ja 1994 schon Beats gemacht, die zwar aus einem Amiga kamen, aber abgesehen von dem 12-Bit-Sound mit Beats aus den Staaten mithalten konnten. Obwohl… die SP-12 war ja auch eine reine 12-Bit-Maschine. Das war jedenfalls zu einer Zeit, in der deutsche Beats immer noch irgendwie abgehackt oder wie scheiße quantisiert klangen. Busy hatte damals technisch schon viel Erfahrung und was Mixen und Mastern angeht, unglaubliches Können entwickelt. Aber Beats geschraubt hat er im Vergleich zu mir eher selten.
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Die Tage erst war zu lesen, dass Curse im November eine große »Feuerwasser«-Tour starten wird, in die auch alle möglichen Leute, die damals mit der Entstehung des Albums zu tun hatten, einbezogen werden. Sitzt du da auch mit im Boot?
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Nein, davon höre ich jetzt zum ersten Mal.
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Bist du enttäuscht, dass man dich nicht dazu geholt hat?
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Nein, bin ich ehrlich gesagt nicht. So eine Anfrage käme jetzt aus dem Nichts, und ich habe zu viele Dinge, um die ich mich kümmern muss, als das ich den Kopf dafür frei hätte.
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Hast du mit Curse überhaupt noch Kontakt?
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Seit der Sache mit dem Abschiedskonzert nicht mehr. Das hat sich aber auch einfach nicht ergeben.
- »Curse hat ja eine Stimme, mit der man ganz lässig wahlweise Beats oder MCs durchsägen kann.«Auf Twitter teilen
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Wie gefallen dir seine neuen Sachen?
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Das neue Album habe ich noch nicht gehört. Aber die Entwicklung ging nach »Feuerwasser« ja stetig hin zur Massentauglichkeit und leider auf eine eher weichgespülte Art. Sich das Ex-Freundinnen-Ding als Wiedererkennungswert zuzulegen, fand ich auch nicht besonders glücklich gewählt. Vor allem hat er ja eine Stimme, mit der man ganz lässig wahlweise Beats oder MCs durchsägen kann. Allerdings kann ich auch nicht viel zu der Entwicklung sagen, weil wir ab dem zweiten Album keinen Kontakt mehr hatten, und ich die Beweggründe für diese Entwicklung nicht mitbekommen habe.
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Das mit den Ex-Freundinnen war ein bewusst zugelegtes Gimmick?
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Das hab ich ehrlich gesagt angenommen. Ich gehe da jetzt gerade aber auch von mir aus. Meine Sachen sind immer extrem konstruiert gewesen. Ich hab da genau gewusst, was ich mache. Bei »Flashpunks« habe ich die Themen ja auch gezielt gewählt. »Gaila Sount« – Partytrack und Singleauskopplung, »Flashbacks« – alte Freunde, »Cool zu wissen« – Track über HipHop und so weiter. Das Gleiche gilt für »Ich bins«.
Natürlich gibt es Tracks, bei denen es um die Verarbeitung von Erlebtem geht, beziehungsweise fließt sowas mit ein. Von »Flashbacks Teil 2« auf »Ich bins« gibt es zwei vollständig unterschiedliche Versionen. Ich hätte die zweite Version, die übrigens gleichwertig gut ist, niemals mit aufs Album gepackt, weil das eben eine eindeutige Wiederholung gewesen wäre. Aber da bringst du mich jetzt zum Nachdenken. Wie gesagt, ich hab das mit den Ex-Freundinnen immer angenommen. Trennungsschmerz ist nun mal ein sehr massenkompatibles Thema.
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Noch mal zurück zum Klan: Wie hast du Reno und Germany kennengelernt und wie kam der Klan überhaupt zustande?
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Als ich mit 15 anfing zu sprühen, habe ich in relativ kurzer Zeit viele Leute kennengelernt. Dazu gehörten auch die Mitglieder einer Band namens Stoned Muppets, in der Reno Schlagzeug spielte. Reno und Germany wohnten in der gleichen Ecke von Minden und kannten sich schon aus Sandkasten-Tagen. Reno und ich hatten zu der Zeit schon die ersten Texte geschrieben, und Germany fing gerade damit an. Da wir so ab ’96 regelmäßig bei ein und demselben Kumpel abhingen und die gleichen Interessen hatten, wuchs das eben zusammen. Wir hatten dann erste Gigs, aber noch keinen wirklichen Namen, und sind als »Minden-Mob« aufgetreten. Es gab dann irgendwann mal die Situation, dass wir alle zusammen »Braveheart« gekuckt haben. Am Ende des Films hießen wir dann »Der Klan«.
1996 hab ich dann auch angefangen, das erste Klan-Demo zu produzieren, was wir dann ’97 aufgenommen haben. Leider ist es nicht mehr dazu gekommen, das Demo auf Tape in Umlauf zu bringen, weil wir keine Kontakte zu Presswerken hatten und die Kosten auch nicht vorstrecken konnten. Außerdem haben wir danach relativ schnell neue Tracks produziert. Ein Track von dem Demo ist dann aber doch noch erschienen: 1997 auf dem »OWL-rockt!«-Sampler. Der Track heißt »4«. Einfach deshalb, weil er eben der vierte Track auf dem Demo war. (lacht)
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Die Klan-EP »Chiefrockers« und das Album »Flashpunks« erschienen über Peter Sreckovics Label Put Da NeedleTo Da Records. Später schoss Germany an der Seite von Kool Savas in »Fuck Peter« gegen PDNTDR, während du dich in »Flashbacks Teil 2« bei PDNTDR noch mal ausdrücklich »für nichts« bedanktest. Im ALL GOOD-Interview sagte Fast Forward nun, dass vor allem die Aufnahmen und das Mastern von »Flashpunks« bei Busy sowie euer aufwändiges Booklet ins Geld gegangen seien. Ihr hättet zwar »durch den Def-Jam-Deal hohe Summen« erhalten, aber da sich das Album nicht gut verkauft habe, sei dann nichts mehr dazu gekommen.
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Fakt ist, dass wir den uns vertraglich zugesicherten Vorschuss nicht ausgezahlt bekommen haben. Recorden, Mixen und Mastern wurden von PDNTDR bezahlt. Das waren aber lediglich 20 Prozent der Gesamtsumme. Der Vertrag war außerdem noch nicht unterzeichnet, weil es Änderungen seitens des Verlags Premium Blend gab. Götz Gottschalk und Peter haben zu dem Zeitpunkt nicht mehr miteinander geredet. Die Verhandlungen liefen deswegen über mich. Ich habe da schon in Münster gewohnt und wurde von PDNTDR telefonisch immer wieder vertröstet. Für mich waren Peter und seine Freundin Nicole damals Freunde, denen ich es lange Zeit geglaubt habe, wenn sie sagten: »Das Geld ist schon überwiesen« oder »Da war ein Dreher in der Bankleitzahl«.
Aus heutiger Sicht ist das natürlich supernaiv, denn in der Zeit hat PDNTDR schon mit der Insolvenz gekämpft. Schlimm dabei war auch, dass das alles an mir hängen blieb und ich sogar die anschließenden sinnlosen Anwaltskosten aus eigener Tasche bezahlt habe. Die »Flashpunks«-LP hat für mich zwei Jahre konzentrierte Arbeit bedeutet und den Anteil an dem Vorschuss hätte ich für meinen Lebensunterhalt gebraucht.
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Du hast schon in Münster gewohnt, als das Klan-Album noch in der Mache war?
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Nein, das Album habe ich in Minden fertiggemacht. Es gab aber besagte Änderungswünsche seitens des Verlags, was den Vertrag anging. Und für uns war es nicht oberste Priorität, den Vertrag unterzeichnet zu wissen. Die Labelkrise war noch nicht in Sicht, und wir haben PDNTDR vertraut. Ein weiterer Punkt ist außerdem, dass zum Album-Release schon klar war, dass wir getrennte Wege gehen würden. Hätte ich es besser gewusst, dann hätte ich mit der Ankündigung, den Klan aufzulösen, gewartet, bis der Vorschuss ausgezahlt wurde. Naiv von mir war auch zu denken, dass PDNTDR ein Interesse an Lord Scan als Solokünstler haben würde, denn das war nicht der Fall. Wie schon gesagt, blieb der Hickhack an mir hängen. Und das lief dann immer noch, als ich schon in Münster wohnte.
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Nach »Flashpunks« wurde es um dich absolut still, während es für Italo Reno, Germany und Curse noch eine Weile munter weiterging. Wie ging es für dich damals weiter?
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Ich bin zu meinem Bruder in die WG nach Münster gezogen und habe »Ich bins« und zeitgleich ein Uptempo-Instrumental-Album mit dem Arbeitstitel »Nablotech« produziert. Das kann man sich so vorstellen: mittags aufstehen, auf nüchternen Magen eine Kanne Kaffee trinken und währenddessen Texte schreiben. Dann gegen Abend duschen, den ersten Stick drehen und bis morgens früh an den Beats schrauben. Dann ein paar Stunden pennen und weiter. Viel mehr war da für eine ganze Weile nicht. Das »Nablotech«-Album wurde dann von Premium Blend einfach abgelehnt, mit dem Verweis, dass man das ja als Bonustracks veröffentlichen könnte, wenn ich interessantere Stücke produziert hätte. Besten Dank dafür.
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Du hast ein weiteres Album in dem Glauben produziert, dass es von Premium Blend abgenommen würde?
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Nicht abgenommen, aber vermittelt oder zumindest irgendwie gepusht. Dazu muss man sagen, dass die Veröffentlichungsstrukturen damals noch ganz andere waren. Das war leider auch kein günstiger Zeitpunkt, so kurz nach dem Crash und bevor sich das ganze Ding eindeutig in Richtung Netz verlagerte. Traurig ist es aber trotzdem, dass ich bei denen definitiv nicht mehr auf der Prioritätenliste stand. Die Reaktion auf das »Ich bins«-Album war beispielsweise: »Das hatte ich mir härter vorgestellt.«
- »Damals hing es in Bezug auf Rap gar nicht davon ab, wie groß eine Stadt war.«Auf Twitter teilen
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Apropos »nablo«. Was hat es damit eigentlich auf sich? Du hast ja schon in dem Remix von »Ultimate Chiefrockers« gerappt: »In Zeiten wie diesen wird man vollautomatisch nablo«.
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»Nablo« ist ein Begriff aus der Mindener Buttjersprache, die sich aus Gaunersprache, Rotwelsch und was weiß ich nicht noch zusammensetzt. »Nablo« bedeutet verrückt.
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Meines Wissens ist die Buttjersprache auch vom Romanes der Sinti geprägt, das ja teilweise auch in die Lyrics von Italo Reno und Germany und Curse mit einfloss. Überhaupt habt ihr, Der Klan und Curse, einen immensen Lokalpatriotismus gefeiert. Wolltet ihr Euch damit als Kleinstädter gegen die Großstädter behaupten?
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Nein, nicht direkt. Das war eben ein gemeinsamer Nenner. Was den Klan und den Freundeskreis drum herum angeht, war es eine Möglichkeit, ein Zugehörigkeitsgefühl und eine Identität zu schaffen. Außerdem hing es damals in Bezug auf Rap gar nicht davon ab, wie groß eine Stadt war – siehe Heidelberg. Berlin beispielsweise war noch gar kein Aushängeschild für deutschen Rap. Das kam ja erst mit Savas.
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Dein 2006 erschienenes Soloalbum »Ich bins« kam schließlich gewissermaßen aus dem Nichts und war in jeder Hinsicht ein totaler Alleingang. Bis auf das Mastern, das Busy übernahm, und den Vertrieb und die Promo hast du alles alleine gewuppt. In Anbetracht des für dich enttäuschenden Endes mit dem Klan wirkte das, als hättest du damit beweisen wollen, auf niemanden sonst angewiesen zu sein. War das so – oder was steckte hinter dieser Entscheidung?
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Das kann man so wohl stehen lassen. Dazu kommt aber auch, dass ich komplett isoliert gelebt habe. Die WG von meinem Bruder und das Umfeld dazu waren alles Studenten. Die fanden Rap eben scheiße. Das war natürlich kein konstruktiver Ort für mich, aber ich hatte auch einfach keine Alternative. Und durch die angekiffte Psychose und die Abhängigkeit vom Kiffen war ich gar nicht wirklich fähig, eigenständig unter Leute zu gehen und neue Kontakte zu knüpfen. Ich weiß noch, dass als ich gerade umgezogen bin, Savas einen Gig in Münster hatte, und ich es einfach nicht fertiggebracht habe, auf das Konzert zu gehen. Dazu dann das schlechte Gewissen, weil ich ja wusste, dass es das richtige gewesen wäre, hinzugehen. Ein furchtbarer Zustand, mit dem ich mir über einige Jahre sehr viel verbaut und das Leben zur Hölle gemacht habe.
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Wart ihr denn verabredet?
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Wir kannten uns eben. Und ich habe später gehört, dass er bei seiner Performance auf der Bühne wohl ins Publikum gefragt hatte, wo ich stecke.
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Die mediale Aufmerksamkeit und damit auch die vieler Heads für »Ich bins« hielt sich damals in Grenzen. Wie bewertest du selbst das Album im Rückblick?
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Als Monsterkraken-Baustelle und irren Lernprozess. Mit dem Schreiben habe ich 2001 angefangen, glaube ich. Doch bis ich dann eine provisorische Gesangskabine und das Recording-Know-how hatte, war es ein weiter Weg. Es war der kreischende Wahnsinn, die Kontrolle und den Überblick bei einem Album zu behalten, bei dem man Rapper, Produzent und Engineer in einem sein will. Das war definitiv nicht einfach. Gerade weil es zig Dinge gab, die ich mir beim Machen erst aneignen musste. So gab es viele Möglichkeiten, sich zu verzetteln. Dazu kam noch der gestalterische Part, also das Cover, das aufwändige Booklet sowie das Layout der damaligen Internetseite. Unvorstellbar auch, dass ich damals kein Umfeld hatte, dem ich etwas hätte vorspielen können. Die Bodenhaftung, die ein Interagieren mit der Außenwelt mit sich bringt, die war nicht gegeben.
Ich habe vor zwei Jahren übrigens mal die gesamten Zwischenschritte digitalisiert. Neben Stücken, die es nicht auf das Album geschafft haben, existiert sozusagen eine alternative Version der LP mit komplett anderen Beats und teilweise sogar komplett anderen Texten zu den gleichen Themen.
Um aber auf die Frage zurückzukommen: Zufrieden bin ich damit nicht. Das Schwierigste ist nun mal, einzusehen, dass es irgendwann auch mal fertig sein muss. Mich zu zwingen, das Album abzuschließen, obwohl ich nicht zufrieden damit war, halte ich daher für eine enorme Leistung – und zumindest darauf kann ich stolz sein.
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Damals wie heute anerkannte Rap-Größen von Curse und STF über Kool Savas und Dendemann bis erst vor Kurzem Audio88 und Olli Banjo geben dir vor allem für deine im besten Sinne eigentümlichen Beats Props und bedauern, dass du keine Musik mehr zu machen scheinst. Aber haben dich außer dieser Props auch mal konkrete Beat-Anfragen erreicht?
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Nicht wirklich. Und wenn, dann Anfragen für umme.
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Von wem zum Beispiel?
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In der Münsteraner Zeit habe ich zusätzlich zum »Ich bins«- und dem »Nablotech«-Album sogar mehrere Beat-CDs fertiggemacht, die allerdings keiner haben wollte. 2007 ungefähr gab es von Curse noch mal eine Anfrage. Da hab ich sogar Beats gemacht, aber die entsprachen dann nicht seinen Vorstellungen. Naja, dann Architekt zum Beispiel. Die Beats waren ja alle gratis. Dann gab es eine Anfrage von Patrick mit Absicht, für dessen Album ich sogar einen Beat für lau gemacht habe. Es gab noch ein paar andere, aber da war immer klar, dass es nichts dafür geben würde. Nach der Arbeit für Architekt habe ich sowas dann auch prinzipiell nicht mehr gemacht, weil das komplett einseitig und dementsprechend witzlos war.
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Weniger wohlwollende Hörer haben deine Beats als statisch, kantig und sperrig kritisiert. Zweifelsohne stehen deine Beats für sich, man erkennt sie sofort. War das eigentlich ein bewusstes Ziel, so zu klingen, oder wie ist dein Sound entstanden?
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Also was meine musikalischen Einflüsse angeht, sind bei den kindlichen Prägungen durch meinen Vater schon mal Elvis und die Beatles dabei. Außerdem habe ich eine seltene frühkindliche Erinnerung an Jean Michel Jarres’ »Oxygen«. Das Cover mit der blutig aufgerissenen Weltkugel und dem Totenkopf darin in Kombination mit dieser absolut außerirdischen Musik – das hat sich regelrecht eingebrannt. Ausschlaggebend sind dann definitiv die Carsten-Bohn-Stücke der Europa-Kassetten und die Europa-Orchestermusik, zum Beispiel bei den »Masters of the Universe«-Hörspielen. Mit sieben habe ich dann angefangen, C64-Musik vom Fernseher auf Kassette aufzunehmen. Da fallen mir direkt bahnbrechende Titel ein: Armalyte, Antiriad, Katakis, der R-Type-Titeltrack, Commando, Bionik Commando, Giana Sisters, Monty on the Run und so weiter. Wenn wir damals mit dem familieneigenen VW-Bus zur Oma gefahren sind, dann ging das bei uns vier Kindern immer reihum mit den Kassettenwünschen. Kann man sich wahrscheinlich vorstellen, wie begeistert alle waren, wenn ich an der Reihe war. (lacht)
Ansonsten habe ich quasi keine Musik gehört, weil mir das alles nicht gefallen hat. Es gab nur ganz wenige Sachen, die ich mochte, der Rest hat mich genervt. »Major Tom (völlig losgelöst)« von Peter Schilling habe ich als Kind geliebt. Irgendwann, so mit elf, habe ich dann bei einem Freund Public Enemy gehört. Das hat mich zumindest interessiert. Dann kam »Yo! MTV Raps« dazu. Da habe ich mir dann schon über den Cinch-Ausgang des Fernsehers Stücke auf Tape aufgenommen.
Mit zwölf, 13 habe ich dann die ersten Gehversuche mit dem Amiga 500 und einem Steckkarten-Sampler gemacht. Das ging weniger in Richtung Beats, sondern war eher elektronisch. Zu der Zeit hab ich das erste Album von The Prodigy rauf und runter gehört. Die ersten Beats auf dem Amiga hab ich Anfang ’94 gemacht. Was mich damals maßgeblich inspiriert hat, waren »The Sun Rises in the East« von Jeru und die »36 Chambers« von Wu-Tang. Beides Platten, die übrigens Curse angeschleppt hatte. Auf der Jeru-Platte waren diese Premo-Beats, bevor er seinen Schnipsel-Drum-Standard eingeführt hat. Das waren gechoppte Loops, die gescheppert haben wie nix Gutes. Dazu dann diese atonalen perkussiven Instrument-Samples bei einigen Stücken. Die beiden Platten haben mich vollkommen aus dem Konzept gebracht.
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Inwiefern?
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Das sind Momente, die hatte ich nicht sehr häufig in meinem Leben. Mir fällt dazu ein Vergleich aus dem Sprühen ein: Ich bin damals unfassbar geflasht gewesen von den Phos4-Pieces, beziehungsweise »Pack« hat er damals auch gemalt. Den Namen hatte er sich mit Odem geteilt. Dann hat er irgendwann angefangen, so extra verzockte Elemente einzubauen und geschwungene Balken mit Bubble-Knicken zu unterbrechen. Da war ich eine ganze Weile nicht sicher, ob ich das jetzt nicht eher scheiße finden soll – bis der Groschen dann gefallen ist. Der war seiner Zeit sowieso so unfassbar weit voraus. Der hat mich regelmäßig in den Wahnsinn getrieben, weil ich so kaputt war, mir solche Leute als Messlatte zu nehmen.
Aber zurück zum Thema: Vor allem bei der Jeru-Scheibe war ich anfangs extrem fasziniert, aber ohne zu wissen, ob ich das eigentlich mag. Ich glaube, diese Sachen haben ganz einfach meine Welt erschüttert. Sachen, wo man fassungslos davorsteht und sich fragt, was zur Hölle da los ist.
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Die Unterschiede zwischen den ersten veröffentlichten Klan-Tracks – »4« von 1997 und »Denn sie wissen nicht, was sie tun« von 1998 –, der folgenden EP »Ultimate Chiefrockers« und dem Album »Flashpunks« hin zu »Ich bins« und den späteren Produktionen für den Bielefelder Rapper Architekt sind relativ groß. Vom anfangs noch recht organischen Sound hin zum klanglich höchst elektronischen und eigenwilligen Soloalbum. Dagegen wirkt etwa Architekts »Bethelrap« aus dem Jahr 2011 deutlich clubtauglicher. Wie siehst du das?
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Also mein erstes Equipment nach dem Amiga 500 waren ein Akai S2800 und ein Atari 1040 STE mit Cubase als Sequenzer. Damit habe ich von 1996 bis etwa 1998/99 Beats gebaut. Mit dem Equipment habe ich auch die ersten Versionen von »Flashpunks« produziert. Den Akai S2800 habe ich dann nach dem ersten Gema-Vorschuss durch den Akai S6000 ersetzt und die Beats damit weiter ausproduziert. Das war zu der Zeit übrigens das sündhaft teure Flaggschiff von Akai. Wichtig war, dass der Sampler abwärtskompatibel war. Verrückt ist übrigens, dass die komplette LP von mir auf einem Atari 1040 STE mit einem 13-Zoll-Schwarz-Weiß-Monitor arrangiert wurde. Nach »Flashpunks« bin ich dann auf den PC mit Logic als Sequenzer umgestiegen. Außerdem habe ich mir einen Access-Virus-Synthesizer und einen Roland XV 5080 zugelegt. Damals habe ich noch monatlich die Fachzeitschriften »Keys« und »Keyboards« gekauft und mich mit Musikproduktion in fast allen Bereichen auseinandergesetzt. Das waren alles Lernprozesse, die mit in die Produktionen eingeflossen sind. Das gesamte »Ich bins«-Album ist mit Outboard-Equipment produziert. Um einen Track zu öffnen, musste ich das Arrangement im PC laden, den Akai, der über USB am PC hing, füttern und dann im XV 5080 und im Virus die jeweiligen Speicherplätze anwählen. Genauso musste vorm Ausschalten der Geräte jeweils abgespeichert werden. Kolossal kompliziert, wenn man bedenkt, dass das heutzutage nur noch ein Mausklick ist. Erst nach der LP habe ich angefangen, Beats komplett im Rechner zu bauen. Zurzeit schlage ich mich übrigens mit einem Macbook Pro rum, das eine fehlerhafte Grafikkarte verbaut hat, was sich erst nach einem System-Update bemerkbar gemacht hat. Diesen Fehler mit Sicherheit benennen zu können, hat mich jetzt fast ein Jahr Zeit, Nerven und kleinere Summen Geld gekostet.
Aber um auf die Frage zurückzukommen: Der Beat für »Bethelrap« ist einer der letzten Beats, die ich gemacht habe und ist komplett im Rechner entstanden. Das ist ein deutlicher Unterschied zum Produzieren mit dem Outboard-Equipment gewesen, was den Mix angeht. Innerhalb der Plugins lassen sich beispielsweise die Drums mit einem Klick komprimieren, durch den EQ schicken und aufplustern. Das meinst du wahrscheinlich mit »clubtauglicher«.
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Stichwort »clubtauglich«. Wie kamen damals eigentlich deine Produktionen für Künstler wie Brixx oder Brooke Russell zustande?
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Das lief über den Verlag Premium Blend. Der Kontakt ist über Curse zustande gekommen, der schon bei denen unter Vertrag war. Bei Vertragsunterzeichnung gab es damals einen satten Gema-Vorschuss. Die gleiche Summe gab es wieder, sobald man mit den Gema-Einnahmen den Vorschuss wieder eingespielt hatte – abzüglich der Prozente, die an den Verlag gingen. In dem Zusammenhang war mir natürlich daran gelegen, auch radiotaugliche Veröffentlichungen zu machen. Der erste Vorschuss ist dann komplett in das Equipment für die »Flashpunks«-LP geflossen. Im Anschluss an Brixx und Brooke ist im Grunde aber auch nichts mehr passiert, denn 2001/2002 gab es dann ja den großen Crash.
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Neben negativer Kritik an deinen Beats hieß es zudem oft, dass du im Gegensatz zu Italo Reno und Germany keinen Flow hättest. Tatsächlich wirkten deine Raps auf mich deutlich sicherer und durchdachter als die von Germany und Reno. Das Musikmagazin »laut.de« hat dich 2010 sogar auf Platz 12 der 20 besten deutschen MCs gesetzt. Wie bist du mit der Kritik an dir als Rapper umgegangen?
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Es gab in der »Juice« oder »Backspin« eine Rubrik mit Underground-Klassikern oder so ähnlich. Da ging es auch um die »Flashpunks«-LP und da kam auch das mit dem schlechteren Rap meinerseits vor. Hab ich damals wie heute nicht verstanden, weil bis auf die Solotracks von Reno und Germany ja auch sämtliche Hooks auf dem Album von mir waren. »Abfack« und »Hirnriss« waren außerdem die einzigen Story-Tracks – die waren ja auch beide von mir. Aber ansonsten hab ich nicht viel Feedback auf das Album im Allgemeinen und die Raps im Speziellen bekommen. Von dem »Erfolg« von »Flashpunks« habe ich sowieso erst Jahre später etwas mitbekommen. Diese Liste von »laut.de« kenne ich gar nicht, aber danke für das Kompliment, freut mich.
- »Für die Umsetzung einer LP bräuchte ich mindestens ein Jahr Ruhe – und vor allem das nötige Geld für den Unterhalt.«Auf Twitter teilen
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Stimmt es eigentlich, dass du als Rapper unter dem Namen Der Wortmutant angefangen hast?
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Ja, das stimmt. In der Zeit war ich großer Fan von Ol‘ Dirty Bastard und dem Scat-Style von Das EFX. Ist wahrscheinlich gut, dass es davon keine Aufnahmen gibt. (lacht)
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Im Booklet von »Ich bins« hattest du bereits das nächste Soloalbum angekündigt, das allerdings bis heute nicht erschienen ist. Was ist daraus geworden?
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Seit damals habe ich verschiedene Lebensentwürfe durchprobiert, um die Voraussetzungen zu schaffen, die für eine Album-Produktion nötig sind. Zurzeit wohne ich in einem Hexenhäuschen ohne Heizung, das ich in den letzten zwei Jahren nach und nach entrümpelt und renoviert habe. Die Miete ist verhältnismäßig günstig. Ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich mir rein vom Platz her problemlos eine dauerhafte Aufnahme-Ecke einrichten könnte. Leider sieht es gerade danach aus, dass die gesamte Mühe umsonst war, weil der Vermieter die Immobilie verkaufen will. Eins meiner Prinzipien ist eigentlich, dass man seines Glückes Schmied ist. In den letzten Jahren habe ich aber echt schlimm was einstecken müssen. Wenn ich hier ausziehen muss, dann rückt ein Folgealbum definitiv in weite Ferne. So ein Album zu produzieren, das wäre für mich nun mal ein Full-Time-Job. Ich habe zwar schon etliche neue Textpassagen und Konzepte geschrieben und mir ein Sample-Archiv geschaffen, mit dem man locker 20 Alben realisieren kann. Für die Umsetzung einer LP bräuchte ich allerdings mindestens ein Jahr Ruhe – und vor allem das nötige Geld für den Unterhalt.
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Würdest du wieder alles alleine machen?
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Ja, ich denke schon. Ich kenne niemanden, auf den ich wirklich Bock hätte. Außerdem habe ich in den letzten neun Jahren wirklich sehr viele neue Dinge gelebt. Ein Album zu füllen, wäre inhaltlich also gar kein Problem.
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Verfolgst du überhaupt noch das Rap-Geschehen?
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Nein, tue ich eigentlich nicht. Wenn, dann feier’ ich alte Sachen. Obwohl, Lakmanns Comeback hat mich ehrlich gefreut. Das fand ich gut.
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Bist du gar nicht neugierig, was es so an neuem Rap gibt?
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Ich befasse mich, glaube ich, nicht näher damit, weil ich schon eine gefühlte Ewigkeit vergeblich versuche, das Musikmachen wieder in meinen Alltag zu integrieren. Das Thema schmerzt im Allgemeinen. Das, was ich zwischendurch mitbekomme, haut mich aber ehrlich gesagt auch nicht vom Hocker.
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Deine Website ließ bis vor Kurzem darauf schließen, dass du nach Münster auch mal in Bremen gelebt hast. Was hat dich dorthin verschlagen?
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Das war ein weiterer Lebensentwurf von mir. Ich habe für eine Agentur in Bremen als Freelancer einige Layout- und Illustrationsjobs gemacht. Die waren dann so zufrieden, dass ich für drei Monate für ein größeres Projekt vor Ort gebucht wurde. Da habe ich dann bei einem Freund auf der Couch und aus dem Kofferraum gelebt. Danach wurde mir als erstem internen Grafiker eine Festanstellung angeboten, und ich bin nach Bremen gezogen. Dummerweise habe ich auf eine Drei-Tage-Woche gepocht. Das Ende vom Lied war dann, dass ich das Pensum von fünf Tagen in drei Tagen abgerissen habe. Dazu kamen dann noch meine eigenen Jobs an den Wochenenden.
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Was waren das für Jobs?
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Überwiegend Fassadengestaltung, also Sprühjobs. Aber auch gruseliges Zeug, rosafarbene Rehe zum Beispiel.
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Anschließend bist du wieder zurück in deine Heimatstadt Minden, wo du eine Zeit lang sogar obdachlos gewesen sein sollst. Was war passiert?
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Das Geld, das ich in der Agentur und mit anderen Jobs verdient habe, ist fast vollständig in meinen Skoda geflossen. Als ich gekündigt habe, war ich blank. In Minden bin ich dann für kurze Zeit bei einem alten Bekannten in der WG untergekommen. Aber die Zeit in Bremen hat bei mir echt eine Sicherung rausgehauen. Ich bin nicht mehr in der Lage gewesen, mich »vernünftig« um Jobs zu kümmern. Ich musste dem Wahnsinn in Bremen einen anderen Lebensentwurf entgegensetzen, und der hatte den Schwerpunkt Zeit und nicht Geld. Das Jugendzentrum, zu dem auch die seit 1996 bestehende Hall of Fame gehört, hat mir im Rahmen meines Wirkens vor Ort einen kleinen Raum am Ende des Gebäudes zur Verfügung gestellt. Da hab ich mir einen Schreibtisch und ein Sofa reingestellt. Kurz bevor wir dann mit dem Bau des »Schiefe Bahn Express« (ein Zug, den Lord Scan gemeinsam mit Freunden aus Holz im 1:1-Maßstab gebaut hat; Anm. d. Verf.) begonnen haben, musste ich aus der damaligen WG raus und dann habe ich fast ein Jahr lang ohne festen Wohnsitz auf dieser Couch gepennt. Der besagte Raum war zwar abschließbar, aber jeder Praktikant hatte einen Schlüssel. Dazu kam, dass es auch nicht offiziell war, dass ich da gepennt habe. Ich habe zu der Zeit noch allabendlich getrunken. Anders hätte ich das auch nicht ausgehalten. Fakt ist, dass ohne die Mieteinsparung und meine dauerhafte Anwesenheit vor Ort der Schiefe-Bahn-Express aber auch nicht denkbar gewesen wäre.
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Schon auf »Flashpunks« hast du in »Cool zu wissen« betont, wie wichtig es dir auch als Erwachsener ist, so etwas wie HipHop zu haben, um nicht der grauen Langeweile des Alltags anheimzufallen, aber auch, um einen Zufluchtsort vor dem Leistungsdruck der kapitalistischen Gesellschaft zu haben. Wenn man sieht, wie du hier lebst, wirkt es, als hättest du dir tatsächlich viel Freiheit und Eigenständigkeit bewahrt.
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Für einen hohen Preis, ja. Was man nicht vergessen darf, ist, dass ich meine Bedürfnisse schon in Münster Schritt für Schritt systematisch reduziert habe, um die monatlichen Fixkosten zu senken. Ich fühle mich mittlerweile wohl in der Hexenhütte hier, aber dafür waren auch anderthalb Jahre Horror auszuhalten. Das kann sich jeder mal fragen, der das hier liest, wie lange er es in einer von Ungeziefer verseuchten Bruchbude ohne Heizung aushalten würde. In den letzten zwei Jahren habe ich nicht mal eine Handvoll Pieces gemalt, weil ich verzweifelt versucht habe, die Bruchbude in den Griff zu bekommen. Vor allem, weil ich keinerlei handwerkliche Erfahrungen hatte und den Fehler gemacht habe, auf Hilfe von meinen damaligen Freunden zu hoffen. Außerdem hat mir mein Vater finanziell unter die Arme greifen müssen – so frei fühlt man sich dabei dann leider nicht mehr.
- »Ich bin damals zu der Erkenntnis gekommen, dass sich der Verlauf meines Lebens bewusst durch mich selbst beeinflussen lässt.«Auf Twitter teilen
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Stimmt es, dass du über Graffiti zu HipHop gefunden hast?
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Kann man so sagen. Anfang ’94 habe ich mein erstes Bild gesprüht, da war ich 15 und ein ziemlicher Außenseiter. Aber ich bin damals zu der Erkenntnis gekommen, dass sich der Verlauf meines Lebens bewusst durch mich selbst beeinflussen lässt. Mit 15 Jahren so einen Gedanken zu formulieren, ist schon erstaunlich, finde ich. Die zweite Identität, also als HipHopper, und das Sprühen meines Namens im öffentlichen Raum, das war ein Befreiungsschlag, der aus dieser Erkenntnis resultierte und mir den Zugang zum HipHop-Universum ermöglicht hat. Damals haben mich übrigens viele Leute regulär mit »Scan« angeredet, was jedes Mal wie eine Bestätigung und ein kleines Kompliment war.
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Seit 2009 veranstaltest du in Minden alljährlich das Non-Profit-Graffiti-Festival »Hack & Lack«. Wie schaffst du es, Jahr für Jahr Koryphäen der Writer-Szene in die beschauliche Weserstadt zu locken, um sie dort den »Schiefe-Bahn-Express« bemalen zu lassen?
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So ab 2006 hat sich mein Fokus noch mehr aufs Sprühen verlagert. Und es gibt ja innerhalb von Graffiti verschiedene Schwerpunkte. Einige Maler gehen am Samstag an die Hall und sprühen ein Bild und andere schlagen sich die Nächte um die Ohren. Durch das Design-Studium in Münster hatte ich das Glück, Menschen zu begegnen, mit denen ich einen Bereich von Graffiti erlebt habe, den ich so noch nicht kannte. Das war eine unglaublich intensive und erfüllende Zeit, die meinen Tellerrand um einiges erweitert hat. Ich hatte in dieser Phase schon einiges hinter mir und mir daher Mühe gegeben, mich häufiger selbst zurückzustellen und eben nicht das standardmäßige Sprüher-Arschloch zu sein. Dadurch habe ich auch die entsprechenden Leute kennengelernt. Das »Hack & Lack« basiert auf den Kontakten aus dieser Zeit, auf meinen 20 Jahren Sprüherfahrung und auch auf meiner Glaubwürdigkeit. Anders wäre das auf No-Budget-Basis auch niemals möglich gewesen.
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Mitveranstalter Christian Leistner sagte mir, dass es zum diesjährigen »Hack & Lack« eigentlich auch eine musikalische Überraschung hätte geben sollen.
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Leider hat es in diesem Jahr bei der Organisation des »Hack & Lack« deutlich mehr Komplikationen gegeben als in den Jahren zuvor. Dazu muss man sagen, dass wir nur eine Handvoll Leute sind, die mit maximaler Eigenleistung und absurd kleinem Budget arbeiten. Das war von 2009 bis 2011 noch irgendwie machbar. 2012 haben wir dann den Schiefe-Bahn-Express gebaut, der seitdem jährlich neu lackiert und instand gehalten werden muss. Die Veranstaltung ist also ständig gewachsen, aber das Budget ist winzig geblieben. Aus diesem und anderen Gründen haben wir einige Dinge, die wir in diesem Jahr gerne umgesetzt hätten, auslassen müssen. Dazu zählte auch besagte musikalische Überraschung.
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Was konkret hast du denn musikalisch in letzter Zeit noch gemacht?
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Im Laufe der letzten zehn Jahre habe ich neben allen anderen Projekten auch immer wieder viel Zeit und Mühe in das Digitalisieren und Archivieren meiner sämtlichen bisherigen Arbeiten gesteckt. Von Video-Aufnahmen über Fotonegative bis hin zu Beats auf Kassetten. Angedacht war, das erstmal einfach zu sichern, aber im Laufe des Prozesses ist klar geworden, dass es noch eine Unmenge an unveröffentlichtem, interessantem Material gibt. Ich kann mir vorstellen, dass einige Leute im Quadrat springen würden, wenn »Flashpunks« plötzlich als Instrumental-Album als Doppelvinyl mit dem dazugehörigen Cover-Artwork von 2001 erscheinen würde. Dann gibt es noch das unveröffentlichte »Nablotech«-Album. Die alternative Version von »Ich bins«, das Instrumental-Album von »Ich bins« und so weiter. Ich habe jedenfalls die Hoffnung noch nicht ganz begraben, den Schädelbasis-Export-Label-Gedanken wieder aufzugreifen. Mit Chris arbeite ich gerade an der Internetpräsenz. Bevor wir uns aber um besagte Veröffentlichungen kümmern können, muss ich zuerst das Loch stopfen, das das »Hack & Lack« in mein Konto gerissen hat – und das kann noch eine ganze Weile dauern.
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Was sind deine weiteren Ziele als Künstler?
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Das machen zu können, was mir gerade in den Sinn kommt, ohne mich dafür rechtfertigen oder erklären zu müssen.