ASD »Die Rap-Power von M.O.P. und die musikalische Aggressivität von Rage Against The Machine.«

Auf einer Pressekonferenz ließ man gestern den Vorhang fallen: ASD sind zurück. Mit »Blockbasta« erscheint in Kürze nach zwölf Jahren das zweite Album von Afrob und Samy Deluxe. Das von Stephan Szillus geführte Interview von der Pressekonferenz hier im Transkript.

ASD

Es riecht nach Comeback-Season der alten Deutschrap-Garde in der Spielzeit ’15. Auch Afrob und Samy Deluxe – beide seit knapp 20 Jahren in der Szene unterwegs – sind als ASD zurück. Zwölf Jahre nach ihrem Debütalbum »Wer hätte das gedacht?« veröffentlichen sie jetzt »Blockbasta«. Nun fühlt sich die Kollaboration der beiden nicht an wie eine Rückkehr, weil es jetzt endlich wieder was zu holen gibt im zeitweise ungeliebten Genre. Und danach klingt es auch nicht. Ja, es gibt im Jahr 2015 andere Rapper, die mehr Platten verkaufen, mehr YouTube-Klicks haben und von Szene-Medien wie auch Fachfremden mehr und etwas wohlwollender mit dem aktuell so erfolgreichen Deutschrap in Verbindung gebracht werden, als Afrob und Samy Deluxe. Der eine mag für seine parteipolitischen Präferenzen Kopfschütteln eingefahren haben, beim anderen wurden – nicht völlig unberechtigt – Stimmen laut, ob er es wirklich noch drauf hat. Aber – und dieses »aber« ist ein mächtiges –, wenn heute Abend, egal ob auf der hipsten Trap-Party oder auf irgendeiner verregneten Festival-Bühne, die ersten Takte von »Sneak Preview« und kurz darauf die Stimmen von Samy Deluxe und Afrob erklingen, dann bleibt kein Stein auf dem anderen. Ist so. »ASD, das Beste, wenn es um Rap geht«. Das war 2003 eine valide Aussage und ist auch 2015 noch relevant.

Afrob und Samy Deluxe machen auch auf »Blockbasta« immer noch Rap, der sich in erster Linie für Rap interessiert. Was anderes möchten sie auch nicht. Dass »Blockbasta« einerseits von Leuten wie Bazzazian, DJ Desue, Abaz und X-plosive produziert wurde, andererseits die zwei Features von Max Herre und Nena kommen, ist dabei nur konsequent. Viele Fragezeichen, jede vorgefertigte Meinung und all die Erwartungshaltungen lösen sich letztlich spätestens dann auf, wenn ASD die Bühne betreten. Afrob und Samy Deluxe sind Live-MCs. Und was für welche. Das haben sie zum Start der »Blockbasta«-Kampagne, den sie mit einer Pressekonferenz in Berlin feierten, erneut unter Beweis gestellt. ALL GOOD-Autor Stephan Szillus führte nach dem Kurz-Auftritt ein offizielles Interview vor Publikum. Dieses Interview nachfolgend im Transkript.

 

  • Wieso jetzt nach zwölf Jahren ein neues ASD-Album?

  • Samy: Erst mal wollten wir live spielen. Da hätten die Leute also schon mal vermuten können, dass ein Album kommt – aber wir wollten uns einfach nicht selbst den Druck geben, dass ein Album kommen muss. Wir haben also diese Festival-Saison erstmal gebookt, weil wir sowieso als Live-Act funktionieren. Bei der ersten Session sind aber dann schon in drei Tagen gleich drei richtig krasse Songs entstanden. In dem Moment wussten wir dann: it’s on. Da wurden dann die Weichen dahingehend gestellt, dass von uns beiden dieses Jahr keine Solo-Alben kommen, sondern dass wir ein Album zusammen aufnehmen. 

  • Habt ihr denn viel zusammen geschrieben und wart zusammen im Studio? 

  • Afrob: Wir haben uns jedes Mal bei Sam in der KunstWerkStadt getroffen und haben da unsere Texte geschrieben. Das geht da dann auch recht flott. Wir diskutieren da auch nicht lang rum. Entweder es funktioniert für beide oder es geht nicht. Komischerweise waren wir uns bei allen Beats sofort einig.

  • Samy: Wir haben nur die beiden Songs von Desue außerhalb aufgenommen, in seinem Studio hier in Berlin. Das waren immer ganz krasse Sessions. Nach fünf, sechs Stunden Studio hatten wir gleich zwei Songs fertig. Bei einer Session in der KunstWerkStadt haben wir in drei Tagen acht oder neun Songs aufgenommen. Das erste Mal, dass sich überhaupt irgendwas nach Arbeit anfühlte bei dem ganzen Projekt war, als wir nicht mehr zusammen waren und wir über unsere Managements kommunizieren und entscheiden mussten, welches Albumcover es wird und so. Wenn wir nebeneinander sitzen würden, wäre das eine Entscheidung von einer Sekunde. Diese Prozesse haben sich dann gezogen und wir haben uns gefreut, dass das in der bei der Musik nicht passiert ist. Wir wussten einfach genau, was wir machen wollten. Obwohl wir als Solo-Artists bei jedem neuen Album nach dem ersten ASD-Album verschiedene Styles ausprobiert haben, war es für ASD klar, dass wir da anknüpfen, wo man einfach anknüpfen muss. Und von unserem letzten Album ist halt in erster Linie der Song »Sneak Preview« übrig geblieben. Er ist auch zwölf Jahre danach immer noch relevant. Die Mission war klar: Es sollte ein Album voller »Sneak Previews« werden. Viele Banger. Der Mindstate sollte sein, dass es für uns Spaß bringt! Keine totgedachten Konzept-Tracks, die zwar geil sein können, aber live keinen Spaß machen. 

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  • Ihr habt ein paar Songs auf dem Album, die stark mit Gitarren arbeiten. War das Teil eines Plans?

  • Afrob: »Sneak Preview« ist schon eine hohe Messlatte. Man wird ja immer daran gemessen, was man davor gemacht hat. Aber wir haben uns trotzdem keinen Druck gemacht. Das Rock-Zeug ist ja auch ein klassisches Element von HipHop. Und deswegen war das für uns naheliegend. 

  • Samy: Es ist einfach diese Energie von den Rock-Sachen. »Sneak Preview« hat live immer funktioniert – egal ob auf einem Studentenfest oder auf dem Out-For-Fame-Festival, wo wir gerade am Wochenende zusammen »Sneak Preview« am Schluss gespielt haben. Es ist ein Deutschrap-Classic. Auf der Beat-Ebene ist es ein Song wie »Da Rockwilder« – ein Song, der krass über den Beat funktioniert und auch überall auf der Welt funktionieren würde. Irgendwann haben wir schon gesagt, es sollte die Rap-Power von M.O.P. und die musikalische Aggressivität von Rage Against The Machine haben. Wir wollten uns am Anfang auch mehrere Musiker ins Studio holen und die dann in unserem Dabeisein die Musik produzieren lassen. Das war nur aus Zeitgründen nicht möglich – was sich dann als ein gewisser Segen herausgestellt hat.

  • Auf dem 2003-Debüt hattet ihr Beats von einigen US-Produzenten – Diamond D, J Dilla, Waajeed. Auf »Blockbasta« sind es nur Beats von Leuten von hier. 

  • Samy: Die Zeit ist einfach vorbei. Außerdem haben wir auch schon so was Krasses vorgelegt. Zudem ist der Deal mit Four Music auch erst gekommen, als das Album fast schon fertig war. Wir haben uns nicht erst irgendwo verpflichtet und dann ein Album gemacht – wir haben einfach mal angefangen, Musik zu machen. 

  • Du hast es gerade angesprochen: Four Music und ASD ist vielleicht auf den ersten Blick für manche eine außergewöhnliche Konstellation. Samy, du bist ja eigentlich bei Universal gesignt. 

  • Samy: Universal hatten wir das auch vorgestellt, weil ich da fest gesignt bin. Und Robbe hat sein letztes Album indie gemacht und kann selbst über sein Schicksal verfügen. Aber Universal hat nicht so krass euphorisch reagiert und eher recht kühl ausgestrahlt, dass sie uns einen Gefallen tun würden, wenn sie es veröffentlichen. Dann hat Afrobs Managerin Four Music die Sachen vorgespielt und da hat sich wohl eine echte Euphorie entwickelt. Wir haben uns dann in ganz kurzer Zeit einigen können. 

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  • Lass uns über die Features reden: Auf dem Song »Deadline« ist Max Herre zu Gast – was ist die Story dahinter?

  • Afrob: Wir hatten den fertigen Song und dachten uns, dass Max da ganz gut draufpassen würde. 

  • Samy: Eigentlich hat uns dann Max aus Zeitgründen abgesagt, aber einen Tag vor Deadline rief er dann an und sagte, dass er was geschrieben hat und das am nächsten Morgen einrappen würde. Und dann kam’s auch prompt. 

  • Das andere große Feature ist Nena. Auf ihrem »Oldschool«-Album gab es bereits einen ASD-Remix.

  • Afrob: Das hat Samy geregelt.  

  • Samy: Ich hab Nena immer schon ein bisschen gekannt – so wie man sich im Show-Business eben kennt. Man hat sich also auf Veranstaltungen immer mal »Hallo« gesagt. Dann hat sie mich irgendwann gefragt, ob ich mit ihr einen Song vom Herr-Sorge-Album beim Finale von »The Voice« performen möchte. Also bin ich da zwei Tage in Berlin herumgehangen. An dem Abend der Show hat Afrob im Vorhinein gespielt, um das Publikum anzuheizen. Da hat er dann den Band-Leader von Nena kennengelernt. Nach der Show waren wir dann noch in Nenas Backstage-Raum. Man muss dabei wissen: Afrob ist der prädestinierte iPhone- oder Laptop-DJ. Wenn irgendwo eine Midi-Klinke und ein iPhone oder Laptop ist, dann wird Robbe zum Soul-Man. 

  • Afrob: Genau. Rick James – und dann wird getanzt, als ob es keinen Morgen gibt. 

  • Samy: Irgendwie hat sich daraus ergeben, dass ich das letzte Nena-Album geschrieben und produziert habe. Bei diesem »Oldschool«-Track wurden wir dann als das Rap-Feature angefragt. Das Lustige ist, dass das Nena-Feature auf dem ASD-Album jetzt so einfach zu organisieren war. Ich musste einfach nur kurz anrufen und da ihr Band-Leader unser Album auch gemixt hat, war es sowieso ganz easy. 

  • Zeigt ihr euch gegenseitig eigentlich Musik als Referenzen, bevor ihr beginnt zu arbeiten?

  • Samy: Ich will ja immer schnell viel machen. Für die erste Session haben wir drei, vier Tage anberaumt und Robbe meinte dann, dass wir erst mal zwei Tage nur Musik hören sollten. Ich dann nur so: »Nein, Mann, in der Zeit können wir sieben Songs machen!« Wir haben dann eigentlich auch gar keine Musik gehört, außer die Beats, die wir gepickt haben. Wir mussten ja auch nicht in M.O.P. oder Rage Against The Machine reinhören – wir wissen ja genau, wie das klingt. In dem Moment war es eigentlich nur noch: Beats picken und Songs machen. 

  • Die sehr kurze Promo-Phase erinnert ein wenig an die Überraschungs-Veröffentlichungen von etwa Kendrick Lamar oder Beyoncé. Was hat euch darin bestärkt, diesen Weg gehen zu wollen?

  • Samy: Wir hatten Four Music zwei, drei Songs vorgespielt und da war der Funke dann schon sofort übergesprungen. Und das war dann vom ersten Moment an der derbe Flash. Am Liebsten hätten wir richtig den Kanye-Move gemacht, also heute angekündigt und morgen veröffentlicht. Aber uns wurde dann schnell klar, dass das für den Vertrieb recht schwer werden würde. Kanye und Beyoncé haben das ja alles nur digital gemacht – über Nacht bekommst du das nicht mit physischen Produkten hin. Wir wollten aber schon mit dem kompletten Paket kommen, also Vinyl, CD und Fan-Box. Aus ›über Nacht‹ wurde dann erst eine Woche, dann zwei und jetzt sind es halt drei Wochen. Wir finden es trotzdem recht spektakulär in einer Zeit, in der jedes Album vier Monate Promophase hat. Wir sind jedenfalls ziemlich excited und haben die nächsten drei Wochen ja auch prall gefüllt. Jetzt das »Legendär/Populär«-Video, dann gibt es zum Song »Blockbasta«, den Desue produziert hat, ein kleines Video im Stil des Album-Artworks und die Woche darauf kommt das Video zu »Antihaltung« – den Beat hat Bazzazian aka Benny Blanco produziert. Dazu haben wir auch ein unglaubliches Video. In der Release-Woche geht es dann noch aufs Splash!, Hip Hop Open und Frauenfeld. 

  • »Wir haben uns natürlich gefragt, wieso wir so lange gewartet haben.«Auf Twitter teilen
  • Ihr müsst euch ja das Wort »Comeback« gefallen lassen, obwohl ihr eigentlich nie weg wart. Ihr veröffentlicht fast jedes Jahr ein Album, trotzdem ist es in der Konstellation ein Comeback. Einige Rapper eurer Generation – von Curse über Denyo bis Ferris – scheinen aktuell gerade wieder zum Rap zurückzufinden. 

  • Samy: Ja, aber bei uns ist das schon etwas anderes. Der Zeitpunkt ist auf jeden Fall richtig. Natürlich haben wir uns gewundert, dass nach zwölf Jahren die Tracks im Studio so einfach rausflutschen. Wir haben uns natürlich gefragt, wieso wir so lange gewartet haben. Aber es hat seine Richtigkeit. Ich hatte ja nach meiner eigenen Label-Erfahrung eigentlich gar keinen Bock mehr aufs Rap-Game und Afrob hat mit seinem letzen Album – auch durch die Auftritte mit Max Herre – auch jetzt erst wieder ein wenig zurückgefunden. Man merkt auf jeden Fall, dass das ASD-Album auch bei ihm in einer richtigen Rap-Euphorie entstanden ist. Wir konnten uns da also voll auf Augenhöhe treffen – wir mussten uns beide nicht gegenseitig motivieren. Wir hatten beide Bock. 

  • In alten Interviews habt ihr immer wieder betont, dass ASD so gut funktioniert, weil ihr euch immer sehr ehrlich und schonungslos die Meinung sagt. Ist das heute auch noch so?

  • Afrob: Ja, aber Kritik kommt sehr selten vor. Ich hab ihm nur einmal sagen müssen: »Hör dir das bitte noch einmal an!« Samy ist da ja sowieso eine Maschine. (lacht) Was viel wichtiger ist: Wir haben beide über die Jahre extrem viel Erfahrung gesammelt. Von daher gab es nicht viele Diskussionen über die Musik. Die Themen waren sowieso auch schon klar. Und tatsächlich ist es ja auch ein wenig Magie – das kann man nicht anders sagen. Da gibt es nicht viel zu quatschen. 

  • Samy: Wir haben auf dem Album auch oft genau das gemacht, was Rap-Gruppen eigentlich viel mehr machen sollten, nämlich sich abwechseln. Egal wie geil ich als Rapper bin, ich werd mich nie alleine mit mir selbst abwechseln können. Bei unseren zwei Stimmen funktioniert das einfach gut. Dieses Abwechseln kam auf dem ersten Album gar nicht so oft vor, aber jetzt gibt es vier, fünf Tracks, die wir Wort für Wort zusammen geschrieben haben. Da passieren jetzt echt so krasse Sachen. Auch weil ich mich da so auf Robbe verlassen kann. Wenn man weiß, dass man die Lücke lassen kann, weil die Stimme des anderen sie ausfüllt, ist das einfach krass. 

  • Man kann schon sagen, dass ihr ein wenig die elder statesmen im Spiel seid. Auf der Platte gibt es auch viele Referenzen an früher. Das zeigt sich in Samples und Vocal-Cuts, eines von Funky 4 Plus 1 zum Beispiel…

  • Samy: Ja, genau. Ich hab‘ so Auftritte auf VHS von alten HipHop-Jams gefunden – und das sind dann eben so kleine Schnipsel, die für uns eine Art der Kultur repräsentieren, die wir feiern. Wir rappen zwar auf Deutsch, aber wie die meisten deutschen Rapper, hören wir nicht viel Rap auf Deutsch. Wir checken so ein bisschen, was die Konkurrenz macht und hören die Sachen von den Freunden, aber das war’s. Wir hören sonst halt viel Funk und Reggae. Das Album beginnt ja auch mit einem obskuren Patois-Gelaber von irgendeinem Jamaikaner. 

  • … dann sagst du wie Public Enemy »Meine Uzi wiegt eine Tonne« …

  • Samy: Auch »Ich und mein Bruder, das achte Weltwunder« von den Stiebers. Auf dem Song »Bruda« ist auch noch eine »Reimemonster«-Referenz. Das ist aber alles so passiert. Ich finde auch überhaupt nicht, dass es da einen Oldschool-Flavor oder einen Früher-war-alles-so-geil-Flavor gibt. Es soll teilweise eine Hommage sein, aber nicht nachtrauernd. 

  • Afrob: Das ist einfach unsere Realität. Ich find das immer lustig, wenn die jungen Leute sagen, dass man nicht auf ihr Alter schauen soll, aber bei uns spielt das dann auf einmal eine Rolle. Celo & Abdi haben jetzt einen alten Song von mir und Azad gecovert. Das ist eben ihre Realität – die sind damit groß geworden. Und wir halt mit anderen Sachen. Diesen Oldschool-Stempel brauche ich überhaupt nicht. Früher war auch nicht alles besser. Früher gab es auch einen Haufen Scheiße und viele scheiß Rapper. So wie es heute ist, ist es völlig ok. Die Vielfalt ist gut. Und wir können uns da als ASD locker zeigen, ohne dass alle sagen: »Oh, das sind die von früher.« Ich bin der Meinung, dass du immer so gut bist wie dein letztes Album. Das ist alles, was zählt. 

  • Samy: Es gibt gerade ja viele sogenannte Rap-Stars, aber das ist mittlerweile auch ein sehr dehnbarer Begriff geworden. Die Art, die für mich echter Rap ist, ist das nicht. Also Rap, bei dem man nicht nur über sein Image bekannt wird oder im Studio voll geil Doubletime kann, aber auf der Bühne dann wie ein Vollidiot klingt. Es kriegen ja auch nur ganz wenige Rapper hin, Songs zu machen, die wirklich prägend sind. Dieses Rap-Ding ist für mich gerade sehr abstrakt. Ich seh‘ so viele Rap-Stars, aber ich höre nicht ihre Songs, die eine längere Zeit Relevanz haben. Außer Haftbefehl jetzt. Bei vielen Rappern verstehe ich schon, dass die ganz smooth sind – aber wirkliche musikalische Substanz in ihren Songs sehe ich nicht. 

  • »Früher war auch nicht alles besser. Früher gab es auch einen Haufen Scheiße und viele scheiß Rapper.«Auf Twitter teilen
  • Afrob, du bist ja auch seit jeher ein erklärter Gangstarap-Fan. Diese Trennung zwischen diesem sogenannten »echten« Rap und Gangstarap gibt es für dich sowieso nicht, oder?

  • Afrob: Rap ist Rap. Natürlich definiert jeder für sich HipHop, wie er möchte. Man kann da nicht darüber urteilen, ob das jetzt richtig oder falsch ist. Das gibt es einfach nicht. Für mich war es nie ein Anspruch, Mütter zu beleidigen. Ich wusste auch damals schon, dass das für mich nie funktioniert hätte. Ich erinnere mich noch daran, als Dendemann sagte, dass er mir jedes gerappte Wort abnimmt. Ich wusste gar nicht, was er damit meinte. Mir war nicht bewusst, dass das so krass ist, was ich da erzähle. Für mich jedenfalls gibt es die Trennung nicht. Rap ist Rap. Für mich sind ja auch »Reimemonster« und »Get Up« kritische Songs. 

  • Samy: Rap kann alles sein, ja. Ich finde aber trotzdem: Wenn du auf die Bühne kommst, musst du richtig geil rappen können. Wenn ich in Deutschland Rap-Konzerte seh‘, kann ich wirklich wenigen etwas abgewinnen. Deswegen appreciate ich Afrob ja auch so. Es gibt bei ihm immer wieder Sachen, bei denen ich merke, dass ich die selbst nicht kann, aber gerne können möchte. Er kann ganz krasse Sachen mit seiner Stimme oder Intonation. Deswegen gibt es auch eigentlich keine anderen Leute, mit denen wir ein solches Kollabo-Album machen könnten. 

  • Könnt ihr schon was zu der Tour und den Festival-Gigs sagen? Was kann man da erwarten?

  • Samy: HipHop. (lacht) Auf den Festivals gibt es two turntables and two mics. Desue ist als DJ mit dabei. DJ Vito macht dazu noch Effekte. Auf der Tour wird es ähnlich aussehen. 

  • Afrob: Wir haben ja einen riesengroßen Pool an Musik – die Auswahl wird hart, weil wir ja jetzt nicht unbedingt länger als drei Stunden spielen wollen. Aber das wird unsere einzige Sorge sein.