Schoolboy Q »Bei mir geht es immer ganz direkt um mein Leben.«

Man war nahe dran, Quincy Hanley alias Schoolboy Q als Großmaul abzutun. Klar, da war Talent und Einsatzwille und Flow und Attitude und all das. Aber sein Album so gut wie das von Kendrick? Oder sogar noch besser? C’mon!

Schoolboy-Q_2014

All die Vorschusslorbeeren, die Blankoschecks und Vertrauensbekundungen kamen einem beim ersten Durchhören von »Oxymoron« ziemlich deplatziert vor. Doch das Album wurde und wird mit jedem Hören besser. Adrian Schräder traf den 27-Jährigen während seiner Tour in Zürich und sprach mit ihm über seine Songkonzepte, seine Rauchpause und die Sehnsucht nach dem ersten großen Hit.

  • Vor ein paar Wochen habe ich deine Show im Club Nokia in L.A. gesehen. Ein ziemlich triumphales Heimspiel: Earl Sweatshirt war da, Tyler, The Creator war da, Mac Miller war da. 

  • Ja, das hat Spaß gemacht. Beim zweiten Konzert an dem Abend hab ich dann noch YG auf die Bühne geholt. 

  • Wie ist das eigentlich, zwei Shows hintereinander zu spielen?

  • Ehrlich gesagt, ist es langsam zur Gewohnheit geworden. Ich hatte auch am Tag davor und am Tag danach Doppelshows. Ich habe in den letzten Wochen zum Teil 18 Shows in zehn Tagen gespielt.

  • Überall auf der Welt?

  • Nein, schon vor allem in den Staaten. Aber auch in Paris und in London. Mir ist es eigentlich lieber, zwei kleinere Gigs zu spielen als richtig große Hallen. Das ist einfach nicht das gleiche Gefühl. Mehr als 3.000 Leute ist too much.

  • »Ich hab vor zwei Tagen aufgehört zu kiffen.« Auf Twitter teilen
  • Ich habe vor ein paar Tagen eine Doku über Action Bronson und dessen Erlebnisse auf Welttournee gesehen. Es ging vor allem um Riesensteaks und andere kulinarische Angelegenheiten. Welche Eindrücke nimmst du mit von all den Städten, all den Ländern?

  • Ich habe da noch gar nicht so viele Erfahrungswerte. Ich war noch nie so lange auf Tour wie jetzt. Meine Erinnerungen setzen sich bislang schon mehrheitlich aus den Auftritten selbst und den Leuten, die dort waren, zusammen. Klar schaue ich mir auch ein bisschen die Städte an, aber ansonsten lasse ich das Ganze eigentlich eher ruhig angehen.

  • Keine Aftershow-Partys?

  • Nein, das ist nicht mein Ding. Ich mag es generell nicht so, wenn mich die Leute bestürmen und ständig Fotos machen wollen. Am liebsten hänge ich nach der Show im Tourbus ab und ziehe ganz entspannt einen durch. Aber im Moment verzichte ich darauf. Ich hab vor zwei Tagen aufgehört zu kiffen. 

  • Und wie fühlt es sich an?

  • Verdammt komisch. Ich habe immerzu Lust, mir einen schönen, dicken Joint anzustecken. Aber nach drei, vier Tagen ist die Hürde überwunden. Ich habe vor, den Rest der Tour ohne Gras durchzustehen.

  • Du hast auf dem Album einen Song namens »What They Want«, in dem es hauptsächlich um die unbewussten Wünsche der Frauen geht …

  • So ist es! All meine Tracks sind für die Bitches. Alle. Vielleicht kommen sie zum Teil ein bisschen aggressiv rüber, aber es sind ausschließlich Tracks für Bitches – und für Typen, die schnallen, worüber ich rede.

  • »Wenn ich sage, dass mein letztes Auto ein Schrotthaufen war, dann stimmt das auch.« Auf Twitter teilen
  • Worauf ich hinauswill: Der Track ist eine Kollabo mit 2 Chainz – und der scheint ebenfalls sehr genau zu wissen, was die Hörer wollen. Er hat mir letztes Jahr sein Konzept anvertraut: Er integriert in jedes Lied eine Passage, die die Leute im Schlaf wiederholen können. Außerdem sagt er all die Sachen, die man als normal ins Alltagsleben integrierter Mensch zwar gerne sagen würde, aber selten sagen kann. Hast du auch ein solches Konzept?

  • Ich bin ein großer Fan von 2 Chainz, aber ich persönlich funktioniere da ein bisschen anders. Bei mir geht es eigentlich immer ganz direkt um mein Leben und um pure Tatsachen. Genauso, was die Bräute anbelangt. Wenn sie eine Rolex an deinem Arm sehen, dann wollen sie nun mal ficken. Wenn sie sehen, wie viel Geld ich an einem Abend verdiene, dann wollen sie ficken. Und wenn sie mein neues Haus sehen, dann wollen sie erst recht ficken. 

  • Das kann aber auch nerven, oder?

  • (lacht) Nun, es ist jedenfalls nichts, was ich frei erfunden habe. Alles schon passiert. Nicht nur, was die Bräute anbelangt. Wenn ich sage, dass mein letztes Auto ein Schrotthaufen war, dann stimmt das auch. Mein letztes Auto war ein mieser, kleiner, abgefuckter Honda. Was ich sage, mag oftmals sehr simpel klingen, aber da steckt schon viel drin. Es geht um die Details. Wenn du mich kennst, kennst du meine Musik – und umgekehrt genauso. 

  • Bereitet dir dein nächstes Album Kopfzerbrechen?

  • Nein. 

  • Also hast du noch genug Geschichten zu erzählen?

  • Ich denke schon. Ich meine, natürlich muss man mit den guten Geschichten sparsam umgehen. Die nächsten beiden Alben habe ich schon im Kopf. Zumindest denke ich, dass ich weiß, wo’s langgeht. Ich habe die Titel und weiß ziemlich genau, was ich sagen will. Aber manchmal kommen neue Ideen dazu und die Konzepte verändern sich. Das war bei »Oxymoron« auch so. Da hat sich dreimal die Bedeutung des Titels geändert und auch, was ich wie rüberbringen wollte.

  • War das die richtige Entscheidung?

  • Absolut! Ich kann mich weiß Gott nicht beklagen. Ich musste in den letzten Wochen immer wieder zwei Konzerte pro Abend spielen. Und das Album war auf Platz 1. Ich glaube, die Entscheidung war goldrichtig. 

  • Du hast dich in Interviews schon mehrfach darüber beklagt, dass dir noch kein richtiger Hit beschert war. Wie ironisch war das gemeint?

  • Halb ironisch. Mein Album hat sehr gut abgeschnitten. Und ich wusste das auch. Man kann nicht in dieses Game reingehen und an sich zweifeln. Du musst einfach von deinem Zeug überzeugt sein. Du musst dran glauben. Die absolute Krönung wäre ein Hit-Album mit einem Hit-Song. Bedauerlicherweise hatte ich noch keinen einzigen richtigen Hit. »Man Of The Year« ist bis jetzt mein erfolgreichster Song. Erfolgreicher als »Collard Greens« und alles, was ich sonst veröffentlicht habe. Aber so ein Platinhit, das wär schon was.

  • Bahnt sich das schon was an?

  • Ich hab seit dem Album keine Zeile aufgenommen! Ich bin seit dem 28. Januar ständig unterwegs. Erst die Pressearbeit, dann die Tour. Seither gab’s keinen freien Tag und kaum Schlaf. Immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit.