Sparky macht »Kleine Lieder für Verlierer«

sparky - KLfV

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich die Zeit fand, auf einen der Links in Sparkys Mail mit dem Hinweis auf seine neue Free-EP »Kleine Lieder für Verlierer« zu klicken. Die Betreffzeile »IHRMÜSSTDASHÖRENSONSTMUSSICHSTERBEN.« machte mich dann wohl doch, äh, betroffen. (Sorry.) Ungünstigerweise hab ich dann aber als erstes die Video-Auskopplung namens »Hawaii« erwischt. Was da dann kam? Ja mei. Halt so ein verwackelter, ausdrücklich unspektakulärer VHS-Schrägstrich-Instagram-Clip, laut Beipackzettel eine Homage (sic) an King Krule – ich nehme an: »Rock Bottom«. Darin zu sehen: ein weiterer Vertreter neo-neuen Deutschraps, der zu einem wolkig-verhangenen Beat aus elegisch gezupfter Gitarre und ein paar in Slow Motion anlandenden Basswellen mit Schaumkronen aus ins Unendliche hallenden Synthie-Akkorden durch’s freudlose Hinterland marschiert.

Passend dazu, die Lyrics: Endlich mal den Kopf ab- und das Herz einschalten, nicht immer nur grade stehen, auch mal wieder Kind sein, Fesseln gibt es nur im Kopf und die Scheiß-Tür wird nun zum allerletzten Mal hinter sich zu gemacht. So was in der Art. Kurt-Cobain-hat-bei-der-Reinkarnation-kurz-nicht-aufgepasst-und-wurde-als-deutscher-HipHop-wiedergeboren-Swag. Post-Cool, halt. Schwierig. Anders ausgedrückt: Ich war erst mal wieder raus. Beziehungsweise: Sparky war es, bei mir.

Trotzdem veranlasste mich einige Tage später irgendetwas dazu, mir die Betreffzeilensuiziddrohungsmail ein weiteres Mal rauszusuchen und die komplette EP runterzuladen. Und das war gut so: der ganze Rest auf »Kleine Lieder für Verlierer« läuft nämlich – nicht sofort, nicht auf Anhieb – rrrichtig gut rein. (In dem Zug dann auch »Hawaii«, by the way.) Das liegt einerseits daran, dass der Kölner sich für seine zehn Songs Instrumentals asymmetrischster Herkunft ausleiht: Von einem Adrian Young‚schen Grund zu Sterben über eine sommerlich wabernde 90er-Jahre-Westküste von Lie-Manatik bis hin zu einem hintergründig klimpernden FlyLo-Traumfänger ist alles dabei und alles erfreulich stilsicher gewählt. Die zwei einzigen Beat-Eigenbauten steuert YOURZ bei, der neulich schon Veedel Kaztros Exkurs zum Christopher Street Day formschön vertonte. Zweitens fügt sich Sparkys rauchig-heiseres Organ passend in jede dieser Soundwelten ein – es bedarf dazu weder auffallenden Geflexes noch kantiger Ansagen in Richtung Mutter, Schwester oder Unterkiefer. Sparky erzählt in der Tat nicht die ganz großen Geschichten – der Albumtitel könnte insofern ehrlicher nicht sein.

Der eine Song, der es aber ganz nach oben in die harte Rotation schafft, basiert auf einem Beat des 21-jährigen Athener Produzenten Moderator, heißt »An jedem verdammten Montag«, featured den Kölner Kollegen Tami, ist ein zeitloses Stück Nine-to-Five-Kritik vom Allerfeinsten — und hat bisher definitiv zu wenig Aufmerksamkeit bekommen:

Wer nun ausserdem nix gegen ein paar neue Zeilen von Alt-Firmenchef Tatwaffe sowie upcoming Kölns Finest Veedel Kaztro einzuwenden hat, sollte sich das kostenlose Mini-Album »Kleine Lieder für Verlierer« umgehend auf die Platte ziehen. Direkter Download:

Sparky – »Kleine Lieder für Verlierer« (80 MB)