Gucci Mane, Young Thug & Waka Flocka: ATLiens 2014

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Für den passenden Soundtrack zum heutigen 4/20 kann man natürlich auf Bewährtes wie Billy Cobhams »Spectrum«, eine schöne Theo-Parrish-Playlist oder die beiden Ausgaben von Curren$ys »Pilot Talk« zurückgreifen. Oder aber man wagt sich an das neue Kollaborationswerk der Trap-Freigeister Gucci Mane und Young Thug mit dem wahnwitzigen Titel »Young Thugga Mane La Flare«, das termingerecht zum offiziellen Weed-Feiertag erschienen ist. Nun war ich nie der größte Fan von Gucci als Rapper (als Beatpicker ist er grandios), aber eine Kombination mit dem kreativsten seiner Zöglinge auf Augenhöhe und Mixtape-Länge klingt erstmal spannend.

Wenn Future die Atlanta-Ausgabe von Mavado ist, dann ist Young Thug so etwas wie der amerikanische Tommy Lee Sparta: Noch weirder, noch abseitiger, noch unberechenbarer. Und dadurch natürlich auch unzugänglicher. Mit seiner mal gekrächzten, mal lautmalerisch gerappten Post-Weezy-Lyrik gehört er trotzdem zu den aktuellen Innovatoren der Rap-Welt und seine Hits »Stoner« und »Danny Glover« zum Standardinventar jeder halbwegs hippen Sause zwischen Bushwick und der Boddinstraße. Wie Guwop ist Thugga ein klassischer Hit-or-miss-Rapper, bei dem ein enorm hoher Output genau so zu genialen Momentaufnahmen wie zu gelegentlichen Totalausfällen führt.

Bis auf Kumpel PeeWee Longway lassen die 13 Stücke auf »Young Thugga Mane La Flare« keinen Platz für weitere schillernde Charaktere. Young Thug liefert für Songs wie »Ride Around The City« seine schrägen Hooks und Adlibs, doch Gucci Mane wirkt mit seinem wenig variablen Endreimflow schon wieder ein wenig aus der Zeit gefallen — spätestens seit es dank Lil Bibby und Lil Herb so etwas wie Conscious-Trap mit Queensbridge-Flow gibt. Der beste Song des Tapes ist auch der mit dem besten Titel: »OMG BRO« lebt von herrlichen Delfintrance-Synthies nach Araabmuzik-Art und von dem gnadenlosen Promethazin-Flow, den Young Thug im zweiten Verse auspackt und damit seinen Ziehvater gnadenlos an die Wand rappt.

Wer auf die gleiche musikalische Sparte, aber eine härtere inhaltliche Gangart steht, dem sei eher das neue Waka-Flocka-Tape »Re-up« ans Herz gelegt. Nach einem schwachen zweiten Album und einigen eher egalen Mixtapes findet Waka zwar nicht ganz zurück zu originaler »Flockaveli«-Form, geht aber doch einen richtigen Schritt: 11 Stücke, allesamt voll auf die 12 — vom 808-Mafia-Opener »Cook Jug« mit Ignoranzbrudi Young Scooter über ungewöhnliche Features mit Too $hort oder Giggs bis hin zu einem unorthodoxen Freestyle auf Raekwons klassischem »Knowledge God«-Beat, der wiederum an einige von Gunplays großen Glanzmomenten, etwa auf »601 & Snort«, erinnert. Den Versuch einer Bad-Boy-Reminiszenzschnulze namens »Ghetto Child« vergessen wir dank THC-Kurzzeitgedächtnis schnell wieder, ansonsten wirklich überraschend dope.

Gucci Mane & Young Thug – »Young Thugga Mane La Flare«

Waka Flocka Flame – »Re-Up«