Ein symphonisches, fünfminütiges Electronica-Epos
»Ok, now it’s my turn«, schrieb Jay Electronica letztes Jahr unmissverständlich auf Twitter, am Erscheinungstag von »Magna Carta Holy Grail«. Wirklich glauben wollte ihm das keiner mehr, nachdem »Act II: Patents of Nobility (The Turn)« zwar zum angehenden Nukleus der Kultur erhoben, aber viel zu oft schon als fertig bezeichnet wurde. Nach den Kunst-Trips mit Lucy Liu, Yassin Bey und dem englischen Drehbuch-/Songschreiber The Bullitts, der Psychedelica mit Mac Miller und Kendricks Fackeldiebstahl-Mittelfinger auf »Control«, hatte man sich fast damit abgefunden, dass der New-Orleanser-Nomade für immer »one tough miracle« bleibt.
Mit »Better In Tune With The Infinite« erschien jetzt Jays erster Solo-Track seit drei Jahren. Ein symphonisches, fünfminütiges Electronica-Epos. Gewohnt kryptisch, skizzenhaft, die Metaebene betrachend und selbst-geleakt. Ohne Ankündigung oder Folgerung. Ohne Roc-Nation-Statement, oder -Einverständnis. Im Universum des Wahl-Londoners und Rothschild-Geliebten, trifft Elijah Muhammad auf den Zauberer von Oz, ägyptische Mythologie und die Soul-Sängerin Latonya Givens. Höhere Wahrheiten und das immer wiederkehrende Bild seiner überschwemmten Heimatstadt zeichnet Jay Electronica über einer Klavier-Sonate von Ryuichi Sakamoto, dem orchestralen Thema des Episoden-Dramas »Babel«.
»Better In Tune…«, das auf Soundcloud zu CrackTracks, einem befreundeten Kunst- und Kultur-Aktivisten aus New Orleans, verweist, befindet sich auch auf der Tracklist zu Jays Debütalbum, die vor zwei Jahren als Screenshot auftauchte. Die MP3-Nummer ist ebenfalls mit dem Albumtitel getaggt. Man kann »Better In Tune…« also als raren Electronica-Move abtun, oder darin einen weiteren Mosaikstein zu »Act II« vermuten.