Das Floppy-Disk-Archiv von Lord Finesse

Lord Finesse

Junge Leser kennen Lord Finesse vor allem als den alten Mann, der in den Neunzigern die Beats gebaut hat, die Mac Miller und Joey Bada$$ heute so abfeiern. Sein drittes Soloalbum »The Awakening« (1996) gilt gemeinhin nicht als Zenith seines Schaffens: Das Album stieg nicht in die Charts ein, in der »Source« bekam es diplomatische drei von fünf Mics, wobei der Autor die lyrische Performance ordentlich abwatschte: »His steelo can’t altogether escape its dated feel.« Mit Abstand betrachtet ist »The Awakening« im Gegensatz zu seinen Vorgängern »Funky Technician« oder »Return Of The Funky Man« verdammt gut gealtert, vor allem auf musikalischer Ebene. Dabei war es eigentlich gar kein richtiges Album, mehr ein loses Mixtape aus zusammengeklaubten Versen und Grußworten der D.I.T.C.-Posse auf erstklassigen Straßenstaub-Beats aus der SP-1200 von Lord Finesse.

Nun erscheint mit »The SP-1200 Project: A Re-Awakening« eine Sammlung von unveröffentlichten Finesse-Beats aus der »Awakening«-Ära (1995/96). Randnotiz für Supernerds: Die Beats wurden von Eddie Sancho gemischt und von Tony Dawsey gemastert, also von jenem New Yorker Engineer-Dreamteam, das auch für die Klassiker von Gang Starr und zahlreiche Boombap-Meilensteine aus den D&D Studios zuständig war. Und das hört man auch: Knusprige Drums, horny Horns und Bassläufe, die dir direkt in die Magengrube zimmern. Die Kollektion erscheint standesgemäß auf 180g-Doppelvinyl, dann gibt es noch eine Bonus LP, eine Picture-Disc-EP und eine Limited Edition mit T-Shirt. Figub Brazlevic dürfte komplett aus dem Häuschen geraten, auch der geschätzte Kollege Falk Schacht brach auf Facebook direkt in unkontrollierte Jubelschreie aus.