Big Twins & DJ Woool - TG1
Das Leben als Mobb Deep-Gefährte ist nicht leicht. Big Twins kann davon ein Liedchen singen. Oder vielmehr: krächzen. Seit etlichen Jahre steht die Reibeisenstimme aus Queensbridge an der Seite des gebeutelten Mobbs, als Drittel des Imfamous Mobb und als steter Begleiter Prodigys. Tatsächlich hat es jetzt ein kaum beachtetes Mixtapes von eben jenem Big Twins gebraucht, um eine zutiefst ehrliche Einschätzung der vermaledeiten Mobb Deep-Situation in Song-Form zu bekommen.
Auf »Complex« präsentiert Twin Gambino seine zwei Cents zu den Kabbeleien zwischen Havoc und Prodigy und beendet äußerst versöhnlich: »Shit is all good, you gotta love the Mobb«. Ja, tun wir auch. Wenn man wie hier dann eben auch belohnt wird. Auf 30 (!) Tracks mag Big Twins auf seinem von DJ Woool präsentierten Mixtape »TG1« die Aufmerksamkeitsspanne ein wenig überstrapazieren, dennoch verbergen sich echte Juwelen in diesen eineinhalb Stunden eiskalter Queensbridge-Romantik.
Allein die drei Sid Roams-Produktionen lohnen den Download. Wie gut Big Twins und das Produzenten-Duo zusammenpassen, zeigte bereits Prodigys »Product Of The 80s«-Album (auf dem Twin tatkräftig unterstützte) sowie Big Twins Solo-Album »The Project Kid«. Sid Roams blecherner Paranoia-BoomBap harmoniert (!) perfekt mit der einzigartigen Stimme des Rappers. Schmirgelpapier-Organ trifft auf angerostete B-Boy-Drums und alles bleibt unterhaltsam dreckig.
Auch Alchemist, der sich in jüngerer Vergangenheit vom Mobb Deep-Camp eher eine Auszeit nahm, steuert zwei Beats für »TG1« bei. Für »Bigger U Are The Harder U Fall« gibt es einen ALC-Loop in Endlosschleife mitsamt Planet Asia-Feature, bei »Fuck All Ya« ist Alchemist wohl auf den schwarzen Tasten des Keyboards eingeschlafen, um dann den Moll-Brei mit ein paar Sci-Fi-Tönen zu garnieren.
Es gibt eine großartig genölte Hook von Raekwon (»Hood On The Map«), eine QB-Sause mit Nature, Craig G und Cormega (»QB Allstars«), zwei starke Auftritte von Roc C sowie etliche Gastbeiträge von Rappern, die man als Prodigal Sunn, Killah Priest oder Big Noyd kennt oder die Pryvet Peepsho, Realm Reality oder Crime Luciano heißen. Von (Peter) Popoff hatte ich bis jetzt auch noch nichts gehört, aber der Rap-Name des Monats geht auf jeden Fall an ihn.
Thematisch halten es alle gemeinsam klassisch: Wenn es nicht richtig schlimm ist, ist es daheim am Schönsten und die große Frage ist, wie man mit möglichst wenig falschen Freunde richtig viel Geld macht. Zudem ist sich Big Twins ziemlich sicher, dass ihn all das »realer than Tupac« macht – ob das stimmt, kann von mir jetzt nicht geklärt werden. Muss es aber Gott sei Dank auch gar nicht.