STOP / LOOK / LISTEN #16

allgood_stoplooklisten

Wie emsig Kollege Wehn übrigens an dieser Stelle immer nach neuen Tracks in den Tiefen des Internets gräbt, zeigt sich aktuell für ihn recht schmerzhaft – er hat ärztlich verordnete Tipp-Pause: Sehnenscheidenentzündung. Fieses Ding. Seinem Jagd-Instinkt kann das freilich nichts anhaben. Er hat auch vergangene Woche wieder im Blog-Dickicht gesucht und wurde fündig: Die 16. Ausgabe von STOP/LOOK/LISTEN also kompiliert von Jan Wehn – das getippte Wort kommt dieses Mal von Alex Engelen.

 

Lil Bibby – »Free Crack 2«


Download Mixtape | Free Mixtapes Powered by DatPiff.com

Der kleine Bibby möchte bitte aus der Newcomer-Ecke abgeholt und direkt in die Gestandene-Rap-Größen-Abteilung gebracht werden. War eigentlich von vornherein klar, wenn er sein erstes Mixtape entlang einem der fünf besten Kanye-Songs nennt. Jetzt steht der zweite Teil von »Free Crack« an. Mit »For The Low Pt. 2« hat er an der Seite von Juicy J und Wiz Khalifa einen veritablen Hit im Köcher, die Kollaboration »Game Over« mit Chiraq-Buddy Lil Herb ist einmal mehr ein gewichtiges Beispiel aktuellster Musik aus Chi-City. Kurzum: ein würdiger Nachfolger von »Free Crack«, das ihn vor weniger als einem Jahr auf den Schirm der Industrie und Szene brachte.

 

Curren$y – »Saturday Night Car Tunes«


Download Mixtape | Free Mixtapes Powered by DatPiff.com

Erstaunlich, wie Curren$y ein ums andere Mal den gleichen Hackentrick macht und man sich immer wieder davon unterhalten lässt. Wäre ich besser mit Fussballvergleichen, würde jetzt hier ein passender Fussballvergleich kommen. Wie dem auch sei: Curren$y veröffentlicht Tape um Tape mit den exakt gleichen Koordinaten und schafft es, dass man immer wieder den anstrengenden Weg des DatPiff-Downloads geht. Für »Saturday Night Car Tunes« hat er Birdman, Gunplay, Wiz Khalifa und Rich Boy verpflichtet, produziert hat erneut Cardo. Und eigentlich ist hiermit schon alles gesagt. »This just might be ›Pilot Talk 3‹«. Recht hat er.

 

Riff Raff – »Blue Jays« feat. Action Bronson

Etwas absurd, wenn man es ausgeschrieben sieht, aber: Riff Raff ist für einen der besten Song der letzten drei Jahren verantwortlich. »Bird On A Wire«, seine Kollaboration mit Action Bronson und Harry Fraud, war der Wahnsinn! In diesem Fall ist’s halt La Musiqua de Alchemist, aber Action Bronson ist wieder dabei. Riff Raff macht den Meteorologen, erzählt was von Gucci-Doo-Rags und windschieft die abstrus astreine Hook. Bronsolino gewinnt mal wieder das Wer-kommt-am-besten-rein-Spiel, zieht ein, zwei Sportler-Vergleiche aus dem Hut und reimt »toasters« auf »osteoporosis«. Kann halt auch nur er.

 

Ace Hood – »Body Bag 3«

Keinen Song habe ich in meiner (zugegeben recht kurzen) DJ-Karriere öfter gespielt als Ace Hoods »Bugatti«. Ein Mixtape, auf dem Ace Hood über Eminems »The Way I Am« und dann über die aktuellen Hot Shots aus Miss Infos Blogroll spittet, brauch‘ ich jetzt aber nicht unbedingt. Songs wie »Hot Nigga« oder »No Flex Zone« leben ja gerade von einer Qualität, die sich eben nicht über formale Rap-Kriterien erklären lässt. Da muss jetzt kein Ace Hood drüberflexen, als würde ihn Laas Unltd. zum Battle herausfordern. Meine Meinung.

 

Curtis Williams – »Danco Jones«

Curtis Williams ist Teil des Two-9-Kollektivs und bei Mike WiLL Made It unter Vertag. Er ist einer der vielversprechenden Namen, die man nennt, wenn man über die aktuelle Renaissance von Rap aus Atlanta spricht. Klar, dass hier die tiefen Synth-Bässe mit den Sechzehntel-Hi-Hats spielen und allerlei Nebelschwadenbilder gezeichnet werden. Mit Features von Juicy J, Project Pat und Wiz Khalifa kann man das aber durchaus mal machen.

 

Cam’ron – »Dumb Bitch«

Wenn man Cam’ron auf Instagram folgt, glaubt man gar nicht, dass er irgendwas Schlechtes über Frauen reden kann. So süß schickt er Liebesschwüre an seine JuJu. Ist natürlich ein Scherz. Sogar seine Geliebte ist vor seinem plumpen Machismo nicht gefeit. Cam’ron darf es aber. Genauso wie er einen Song »Dumb Bitch« nennen und zum hundertdrölften Mal auf einen eben-dann-doch-nicht-so-gut-wie-früher-bei-Dipset-Beat erzähl-rappen kann.

 

Rae Sremmurd – »No Flex Zone« (Remix) feat. Nicki Minaj & Pusha T

Ob es immer noch Menschen gibt, die sich fragen, was das für ein Name sein soll? Noch mal zum Mitschreiben: Ear Drummers rückwärts natürlich. Und natürlich ist das auch schnurzpiepegal. Wie lautet die alte Musikindustrie-Weisheit? Ein Hit ist ein Hit ist ein Hit. Und ein Remix mit Nicki Minaj und Pusha T ist dann auch noch mal ein bisschen geiler als ein Hit. Das neue Ding »No Type« ist übrigens auch übelst nice.

 

Young Thug – »My Bitches Get Money« feat. Gucci Mane

Den hat mir der Wehn hier nur der Vollständigkeit halber reingehauen. Weil er schon mal über das Zusammentreffen des jungen Verrückten und des für immer Verrückten geschrieben hat. Was soll man sagen? Ein Beat, als hätte AraabMuzik genau an dem Tag keinen Bock gehabt und dazu eben Krächzerei und Nölerei wie sie nur Thugga und/oder La Flare können. Hoffentlich hören die beiden nie auf, gemeinsam Musik zu machen.

 

DJ Kay Slay – »Don’t Do It« feat. Fat Joe, French Montana & Rico Love

Kay Slay ist ja eigentlich der Original-Khaled, den Khaled dann halt aber mit einem Motivationsspruch rechts überholt hat. Deswegen hat so ein Track, auf dem Kontemporär-Schlüsselreize mit drei »Namen« vermischt werden, im Jahr 2014 eben auch nur eine untergeordnete Relevanz. Ich persönlich hab bei Kay Slay dann auch ständig Angst, dass Papoose aus dem Nichts auftaucht…

 

Jermaine Dupri – »Pull Up« feat. Ty Dolla $ign & Migos

Was jetzt genau der olle JD in Atlanta alles erfunden hat, muss an anderer Stelle geklärt werden. Hier macht er mit seinen Söhnen im Geiste – Migos, sowie deren Kumpel Ty Dolla $ign aus LA – gemeinsame Sache. Und, nun ja – ist eher so la la als So So Def. Die Kids erzählen vom Trips nehmen, man einigt sich drauf, dass man nach wie vor keine Stripperin zur Frau nehmen soll und auch sonst scheppert die Synth-Line, als wäre sie fürs US-Radio gemacht. Ach ja, passt jetzt hier vielleicht nicht hin, aber: Ist JD eigentlich noch mit Janet Jackson verheiratet? Ty Dolla $igns »Sign Language« ist übrigens ab sofort als Free Download erhältlich.

 

Lil Herb – »Fight Or Flight (Remix)« feat. Common & Chance the Rapper

Wie wir wissen, lud Common Lil Herb als Abgesandten einer neuen Chi-Town-Generation auf sein aktuelles Album »Nobody’s Smiling« ein. Einer von den Kids sollte dem Alten, der seit Jahren in Los Angeles lebt, mal erzählen, was so wirklich an der Southside abgeht. Wobei, aus unerfindlichen Gründen denkt Common ja nach wie vor, dass er genau weiß, was Sache in der alten Heimat ist. Wie dem auch sei, Lil Herb bedankt sich artig bei dem latent peinlichen Onkel mit der Lederjacke und featuret ihn gemeinsam mit Chance The Rapper auf »Fight Or Flight«. Auf Brian Millers Sample-Schönheit mit herrlicher Bassline nimmt Herb dem alten Herrn auch gleich die Butter vom Brot. Und Chance The Rapper zeigt, wieso er halt überhaupt gar nicht mit den Rüpel-Rapper-Newcomern aus Chiraq in einem Atemzug genannt wird.

 

Kalim – »Nein, leider niemals« (Dienst&Schulter Remix) feat. SSIO

War und ist mir ein Rätsel, wie Jan immer so mir nichts, dir nichts den Wechsel von US- auf Deutschrap hinbekommt. Vielleicht muss ich deswegen Kalim mit dem jungen Snoop Dogg vergleichen. In Attitude und Delivery schenken sie sich wenig. Der Remix der Kölner Produzenten Dienst&Schulter zu »Leider nein« tut sein Übriges dazu. Auch wenn Kalim noch zeigen muss, dass er mehr kann, als nur die richtigen Knöpfe zu drücken, ist das alles schon sehr amtlich. SSIO ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.

 

Telly Tellz – »Motivation«

Einst war Telly Tellz mit seiner selten gesehenen Power und einem sehr sicheren Beat-Geschmack eins der vielversprechendsten Rap-Talente des Landes. Leider ist er immer die umfassend gute Veröffentlichung schuldig geblieben. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass sich das für sein Albumdebüt »JezAllesAus« ändert. Leider. Der Track »Motivation« verliert sich musikalisch im Überall und Tellys einstige Energie kann mittlerweile nicht mal mehr eine scheppse Kampfsport-Nummer tragen. Schade.

 

Lance Carvell – »Bitchalarm An«

Neues Material vom besten Rapper Deutschlands. Sagt zumindest der Leopoldseder. Und wenn man es sich so richtig überlegt (so in etwa zweieinhalb Minuten lang), dann hat der Leopoldseder auch recht. »Fikktive Storys« gibt’s hier zum Download.

 

eloQuent & Ill Will – »Skizzen in Grau«

eloQuent macht Rap – Punkt. Das Ganze aber ohne Hängengebliebenheits-Gefahr, weil die Motivation sich nicht aufgeladen kämpferisch nach außen richtet, sondern direkt in die eigene Musik fließt. Es ist nicht so doppelbödig wie einst bei Huss & Hodn und stimmlich ist eloQuent der weniger anstrengende Morlockk Dilemma – das Snippet macht also Lust auf mehr.

 

Ernst Palicek – »Summer in Wien«

Die beste Wiener Sommer-Hymne wird für immer von Kamp und Brenk Sinatra kommen (»Sommarloch«). Aber was der Palicek Ernst hier abliefert, ist – jetzt mal ohne übertriebenes Waffengelaber – ein richtiges Gerät. Trap-Schlager aus der Austro-Hauptstadt, Swag Attack in Badelatschen – wir sind uns sicher, dass Lil B in Kürze wegen diesem Song hier einen Bauchtaschen-Dance erfinden wird. Im Interview bei »Red Bull« gibt es noch weitere Weisheiten des Styler-Königs von der Donau.