STOP / LOOK / LISTEN #15

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Hand aufs Herz: Keiner blickt mehr so richtig durch. Hüben wie drüben. Was muss gehört, was kann getrost weggeklickt werden? Womit müllt man sich die Festplatte zu, was schiebt man direkt weiter aufs Smartphone? Zum Glück durchforstet ALL GOOD-Redakteur Jan Wehn Woche für Woche das Netz für euch und stellt ein paar schöne Songs zusammen, die es definitiv Wert sind. Deutschrap, Ami-Kram, Softes, Hartes, Bekanntes und Geheimtipps.

 

Ty Dolla $ign – »$ign Language«

Am besten kommen Mixtapes immer noch, wenn man sie einfach mal eben so locker-flockig aus dem Designerhemdsärmel schüttelt – so wie Ty Dolla $ign es gerade mit »$ign Language« gemacht hat. Noch besser wird die ganze Geschichte, wenn die 70kommairgendwas Megabyte dann auch noch so viel Spaß machen, wie dieses Dingen hier. Mit dabei: Wiz Khalifa, Rick Ross, Big Sean, Fabolous, French Montana, Jeremih, YG, Yo Gotti, Juicy J, DOM Kennedy und Casey Veggies. #lohnt

 

Lil Bibby – »For The Low Pt. 2« feat. Juicy J & Wiz Khalifa

»For The Low« war ja schon ein sehr schönes Stück Sprechgesang. Das weiß vermutlich auch Lil Bibby selbst, der sich gerade für sein neues Tape »Free Crack 2« warmläuft und schon mal ein paar Jabs verteilt. Mit im Ring: Juicy J und Wiz Khalifa, der von seiner Beliebigkeitsmusik der letzten Wochen und Monate vermutlich selbst ein bisschen das Kotzen bekommen hat und hier in Sachen Flow mal wieder stopped und goed, dass es eine wahre Freude ist.

 

Drake – »Views From The 6« feat. E.Blatt

Ach. Du. Meine. Güte! Erst lacht das halbe Internet über Drizzys Lapdance-Euphorie nach dem »Anaconda«-Videodreh und dann das. Ein Leak. Also ein richtiger Leak-Leak. Also ein Song, der in dieser Form wirklich (noch) gar nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollte. Weil es hier um doch recht intime Angelegenheiten wie Drakes und Rihannes Flitterkifferwochen in Paris, aber auch den peniblen Vergleich der Jahreseinkommen in den Haushalten Graman und Fenty geht. Irgendwie hat jedenfalls der der kanadische Rapper E.Blatt die unfertige Version in die Finger bekommmen, einen noch unwichtigeren Verse drauf gerappt und das Ganze ins Netz gestellt.

 

P Reign – »DnF« feat. Drake & Future

Zum Glück gibt’s auch noch offizielles Drizzy-Material diese Woche. P Reign randomrappt sich da gut einen zurecht und erklärt, warum genau er so gerne abhängt und zugedröhnt den Paarungsakt vollzieht, während der frischgetrennte Future längst schon sein wieauchimmerinduziertes High auskostet und für die Hook ein bisschen Bestätigendes nölt. Wichtig ist eigentlich nur Drake, der zwar vorne smoove reinkommt, aber nach hinten raus wieder richtig tight wird – und dennoch Gentleman genug ist, den Hochschulmädels aus Villanova ein akurat gerolltes Sportzigarettchen von seinem Homie OB O’Brien anzubieten, falls sie keine Lust auf Alkoholika haben sollten. Hach…

 

Raury – »Indigo Child«

Ich könnte euch hier jetzt natürlich einen erzählen. So von wegen: Den Raury hatte ich schon seit letztem Spätherbst auf dem Schirm. Stimmt natürlich nicht. Ich muss schon sagen: Da haben die West’schen Trendscouts ganze Arbeit geleistet. Denn der 17-jährige kann was. Auch wenn mich Musik und Look mitunter an ein – wenn auch sehr gelungenes – Avantgarde-Amalgam aus Childish-Gambinoness, Macklemore-Momenten und Kanye-Größenwahn erinnert. »Indigo Child« ist jetzt draußen. Wer keine Lust auf dieses ganz lustige Spiel hat, in dem man 1.500 Punkte erreichen muss, bevor man den Download bekommt, hört am besten einfach in den Stream oben rein.

 

Childish Gambino – »Candler Road«

Das mit den Übergängen fluppt ja heute besser als bei jedem DJ! Wo wir schon von Gambino sprechen: Der hat auch wieder einen neuen Song draußen. Und der tröstet ein bisschen über den Fakt hinweg, dass Donald Glover leider nicht bei der gerade eben angekündigten letzten, sechsten »Community«-Staffel dabei sein wird. »Candler Road« ist mit seinen Beat- und Flowswitches quasi eine Miniatur des letzten Albums »because the internet«. Gepaart mit selbstreflexiven Borderline-Zugeständnissen zwischen Erfolgsaussicht und Superzweifel wird ein richtig schönes Stück Musik draus, bei dem am Schluss sogar noch ein bisschen Platz für Singsang ist. Ich prophezeie dem Dude auch abseits dieses Songs jedenfalls eine rosige Zukunft.

 

Drunken Masters – »Live-Recap«

Wessen Idee waren eigentlich Festival-Blogs und Aufleg-Recaps? Mal Fler fragen vielleicht. Die Drunkis haben dieses Jahr auf jeden Fall ziemlich Welle gemacht und das Ganze glücklicherweise hier und da in Bewegtbildern festgehalten. Und einen neuen Song mit den famosen Lime Brothers namens »Insalata« gibt’s gleich mit obendrauf. Hmmm, con pollo!

 

Tim Taler – »Lila Kush«

Neulich eine Mail von $hawn Tal€r im Postfach gehabt. Sehr netter und höflicher Dude. Entspannt auch. Kein Wunder, betreut er doch schließlich die Cosmo Gang. Deren Mitglied Tim Taler hat, das war dann auch der Anlass der Mail, gerade eben sein »Taler I«-Mixtape fertig gemacht. Und was soll ich sagen? Irgendwie ist alles, was aus CG-Richtung kommt, so richtig schön charmant. Von den Beats über das Coverdesign bis hin zum Rapstil. Ich wage mal zu behaupten: So laid back wie die Jungs rappt in Deutschland ansonsten nur noch Shindy. »Taler I« gibt’s in Gänze jedenfalls hier.

 

Curse – »Wir brauchen nur uns«

Im glücklicherweise ja immer noch offenen MZEE-Forum habe ich gestern diesen Radiomitschnitt der neuen Curse-Single gefunden. Ein paar empörte Posts weiter unten dann die doch ganz lustige Wortneuschöpfung »Cursper«. Man ist da drüben bei MZEE nämlich der Meinung, dass »Wir brauchen nur uns« viel mehr nach einem »XOXO«-Leftover als nach einem »VINA«-Nachfolger klinge. Finde ich nicht. Vielleicht begreift ihr ja auch irgendwann, dass nicht jeder Musik macht, um anderen einen Gefallen zu tun, sondern um sein eigenes Glück zu finden. Ich mag’s.

 

Absztrakkt & Snowgoons – »I Shot The Sheriff«

Der hier kommt ziemlich überraschend. Absztrakkt ist ein steter Begleiter meines Daseins als HipHop-Fan. Wer Lust auf roughen Rap aus dem Sauerland hat, dem lege ich die »Unscheinba aber da«-EP mit DJ Eule aus dem Jahr 2001 ans Herz – wem der Sinn mehr nach spiritueller Selbstfindung steht, dem empfehle ich »Dein Zeichen«, das Absztrakkt gemeinsam mit Roey Marquis II. aufgenommen hat. Oder »Die heiligen Rollen«. Oder »Diamantgeiszt«. Jedenfalls: Gemeinsam mit den Snowgoons hat der Lüdenscheider gerade das neue Album »Bodhiguard« aufgenommen. »I Shot The Sheriff« wirkt mit hochgepitchtem Piano-Loop in Dur sowie anzugtragendem und autofahrendem Absztrakkt erstmal ungewohnt. Aber auf den zweiten Blick ist das genau richtig als Vorbote für diese in Albumform gebrachte Erleuchtungsmusik. Achja, das Kollabo-Album mit Cr7z namens »Fisch & Waage« soll ja dieses Jahr auch noch kommen. Unbedingt reinhören!

 

Marc Reis – »Momente«

Wann begreift Deutschrap eigentlich, wie brillant dieser Typ immer war? Gänsehaut all the way bis Minute 4 und Sekunde 15.