Rapper's Rapper #5: Denyo über Torch

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Denyo hat auf seinem neuen Album »Derbe« ein Torch-Feature. Jenem Torch, der mittlerweile entweder als unstreitbarer Szene-Säulenheiliger oder als Witz über oldschooliges Sendungsbewusstsein herhalten muss. Denyo hat schon immer zu dem in Zürich lebenden Heidelberger aufgeschaut. Hier erzählt er, warum.

»Das erste, was ich von Torch gehört habe, war 1990 ein Tape, dass Jan mir gezeigt hat. Er hatte das von Stefan Fabinger, der damals so etwas wie unser erster Manager, aber auch der Cousin von Torch war. Und das hat unser Leben verändert. Das war das erste Mal, dass man Rap auf deutsch und auch Musik auf deutsch gehört hat, die cool war. Das Tape ist noch vor ›Fremd im eigenen Land‹ erschienen und es waren Freestyles, Songs und kurze Skits darauf zu hören. Einfach gut gemachter, deutscher HipHop. Damals haben wir uns noch Absolute Beginnerz – mit z – genannt und auf Englisch gerappt. Das lag daran, dass wir viel N.W.A. und dergleichen hörten und dachten, dass wir das am besten so wie die machen – aber dann kam Torch und es war klar: Wir machen das wie er!

Wir sind dann oft von einer Jam zur nächsten gefahren. Torch war dort überall Headliner. Und der Sack war damals auch krass arrogant. Aber ich kann es aus heutiger Sicht verstehen, denn wir waren halt kleine Kids und es hat wirklich lange gedauert, bis er mit uns geredet hat. Man muss sich seinen Respekt eben verdienen. Irgendwann haben wir uns dann kennengelernt. Torch hat ja, wenn er einen Song fertig hatte, oft am Schluss des Tracks noch Shoutouts an seine Homies gegeben und dann saßen wir beim Hören der Platte immer vor den Boxen und haben gehofft, das er die Beginner nennt. Von Advanced Chemistry kamen dann ja einige Maxis, aber nur ein Album – was ich sehr gut finde, denn es zeigt eigentlich nur die Realness von Torch, der einfach immer nur dann Musik gemacht hat, wenn es sein musste. Dementsprechend ist er für mich eigentlich das Idealbeispiel eines echten Künstlers.

Mit ›Blauer Samt‹ hat er ja dann noch ein Soloalbum abgeliefert. ›Liebe ist wie Frankreich – und Paris, das bist du!‹ ist meine absolute Lieblingszeile von dem Album. Dadurch, dass Torch immer krass belesen war, hat er sehr intellektuelle Texte geschrieben. Der Typ ist wirklich ein wandelndes Wörterbuch und haut ständig solche Sachen raus. Natürlich kann man aus heutiger Perspektive sagen, dass das keine so krasse Line ist. Aber es hat einfach alles daran gestimmt. Mittlerweile ist er nicht mehr ganz so ambitioniert wie vor 20 Jahren – aber er macht eben immer, worauf er gerade Bock hat. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen uns hat sich im Laufe der Zeit dann verschoben. Wir sind alle erwachsen und erfolgreich geworden – und Torch ist mittlerweile auch einer meiner Freunde. Gleichzeitig ist er aber auch immer wie mein großer Bruder. Ich liebe den Kerl einfach.«