Producer’s Producer #8:
Ghanaian Stallion über No I.D.

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Seine ersten Beats landeten bereits auf einem beachteten Release – was mit drei Produktionen auf Megalohs »Monster«-EP 2010 begann, ist mittlerweile zu einer Hans-Dampf-in-vielen-Gassen-Situation geworden. Ghanaian Stallion steht nach wie vor an der Seite von Megaloh, produziert darüberhinaus für Joy Denalane, Audio88 & Yassin, Kalim, Lakmann und Chima Ede. Gerade ist mit »Future Soul« sein zweites Beat-Tape erschienen. Sein Lieblings-Produzent kommt aus Chicago, hat dort ein bisschen Chicagoer Rap erfunden und zieht mittlerweile die Fäden bei den ganz großen Namen von Jay-Z über Nas bis Kanye West. No I.D. on the track? Let the story begin…

»Es fällt mir gar nicht leicht, mich tatsächlich auf den einen Produzenten festzulegen. Aber da ich selbst in meinen Beats sehr viel Wert auf Vielseitigkeit lege, entscheide ich mich für No I.D. Der Mann hat schon mit mit den unterschiedlichsten Künstlern zusammengearbeitet und war immer auch für Produktionen verantwortlich, die man gar nicht direkt mit ihm assoziieren würde.

Er hat sich innerhalb der HipHop-Szene natürlich mit den ersten Common (Sense)-Sachen einen Namen gemacht. Er war maßgeblich daran beteiligt, Anfang der Neunziger Chicago auf die Raplandkarte zu bringen. Daher auch der Spitzname ›Godfather of Chicago Hip Hop‹. Obwohl er eigentlich als House-DJ angefangen hat, was damals in Chicago einfach die populärste Tanzmusik war, klangen seine Beats schon immer sehr nach New York und Underground: Sample-lastig, rough, hart, aber immer mit sehr viel Soul. Das war damals für mich einfach der prägende Sound. Ich hätte hier natürlich auch über DJ Premier, Pete Rock oder Havoc reden können.

Was ich an No I.D. allerdings am krassesten finde, ist seine Transformation: von einem mehr oder weniger Underground-Beatmaker hin zu einem Produzenten, der es, ohne seine Identität zu verlieren, geschafft hat, auch im Mainstream stattzufinden. Der Typ hat ein unfassbares Gespür für Talent und ein besonderes Gehör. Nicht umsonst ist er seit geraumer Zeit als Vice President von Def Jam tätig und gilt als Förderer und Mentor von Leuten wie Kanye West und J. Cole – beide zählen zu den Best Producer on the Mic oder zu den am Besten produzierenden Rapper aller Zeiten. Seine Stärke ist es, sich immer auf die Künstler einzustellen, mit denen er arbeitet und ihnen genau den Soundteppich zu liefern, der zu dem jeweiligen Projekt oder Künstler passt. Da ist es dann egal, ob das ein Vince Staples, Jay-Z (›4:44‹!), Jhené Aiko, Big Sean, Pusha T oder Kanye West ist. No I.D. ist ein großer Musiker und ein ebenso guter Executive Producer.

Ich habe in einem Interview mal gelesen, dass er – ähnlich wie ich – kein Fan davon ist, Beats direkt auszuproduzieren. Oft geht in dem Prozess nämlich die ursprüngliche Idee verloren. Je mehr Spuren dazukommen, desto größer auch die Möglichkeit, dass eines der Elemente im Endeffekt den Ausschlag dafür gibt, dass ein Künstler den Beat eventuell doch nicht pickt. Das kann nur ein Sound sein, eine Snare oder irgendwas. No I.D.s Drums klingen immer besonders, sind oft schön dusty und raw, ohne dabei altbacken zu klingen. Wenn ich Songs von Nas wie ›Daughters‹, ›Loco-Motive‹ oder ›Stay‹ höre, würde ich mir wünschen, dass er nur noch auf No-I.D.-Beats rappt.«