Producer’s Producer #14:
Saltyyyy V über !llmind

PP14

Wenn die Produzentin Saltyyyy V aus München über ihren Lieblingsproduzenten spricht, dann geht es natürlich um musikalische Fertigkeiten. Es geht aber auch darum, wie dieser Produzent diese musikalischen Fertigkeiten teilt. Genau das bewundert Saltyyyy V an !llmind – dass er sein Wissen weitergibt. Der US-Produzent hat nicht nur bereits mit Kanye, Drake, J. Cole, Dr. Dre, 50 Cent oder Ariana Grande gearbeitet, sondern teilt das Gelernte mit seinem Following. Davon profitiert auch Saltyyyy V. Neben ihren eigenen Releases, mit denen sie regelmäßig in den großen Playlists der großen Streaminganbieter landet, ist sie aktuell auf dem formidablen Sampler »Nuthin‘ But A She Thang« zu hören – einer Beat-Compilation von Produzentinnen, die jüngst auf dem Label Dedicate erschienen ist. Hier ihre begeisterten Worte über !llmind.

»Zum ersten Mal bin ich auf !llmind aufmerksam geworden, als er auf Instagram eine seiner Weisheiten an Producer geteilt hat. !llmind ist generell ziemlich aktiv auf diversen Social-Media-Plattformen. Das macht ihn auch als einzigartigen Producer aus. Es ist nicht nur seine Musik, sondern auch sein Wissen aus der Musikindustrie, das er weitergibt. Producer auf seinem Level, die für alle möglichen großen Namen wie Drake, J. Cole oder Jay-Z produzieren, würden niemals alles an Knowledge weitergeben. Ich habe das Gefühl, dass viele Leute ihr Wissen nicht teilen; wenn überhaupt, dann nur gegen Geld. Über das richtige Mindset, Inspiration und Motivation für Kreative in der Musik wird wenig geredet. !llmind teilt wirklich alles – von Politik in der Musikindustrie bis hin zu seinem Handwerk. Das ist goldwert.

Abgesehen von seinem Wissen und seiner Offenheit ist er ein ziemlich breitgefächerter Producer – er produziert von HipHop bis hin zu Disney-Scores alles. Ich sehe ihn als einen klassischen, kommerziellen HipHop-Produzenten, jedoch mit großem Einfluss auf die Producer Community, weil er viel mit seinem Publikum interagiert und neue sowie erfahrenere Produzenten coacht.

Mein Lieblings-Beat von ihm ist »New Start« von seinem Beat-Album »Behind The Curtain« aus dem Jahr 2011. Ich liebe es einfach, wenn man aus wenig viel macht. Less is more! Eigentlich ist es nur der Hi-Pitch-Synth, der den ganzen Track trägt, aber es ist ein richtiger Hyphy-Headbanger. Hin und wieder kommen bis zum Build-up dissonante Synthesizer hinzu und der melodische Soft-Synth-Bass rundet alles schön nach 8 Bars ab.

!llmind besitzt eine riesiges Archiv aus Samples, vor allem aus eigenen Samples, die er benutzt, um sie zu re-samplen. Meist chopped er sie und legt verschiedene Midi-Instrumente und Drums drüber. Einigen Beat-Making- und Twitch-Videos zufolge invertiert er alle Midi-Tracks direkt gleich in Audiospuren, weil das wohl für die weitere Verarbeitung und Veränderungen des Sounds einfacher ist. Er arbeitet dabei mit Midi-Keys und Pro Tools.

Soundtechnisch deckt !llmind eine so große Bandbreite ab, man hört alle möglichen Einflüsse heraus – in manchen Produktionen Eastcoast-Boombap, bei den Produktionen für Drake und Bryson Tiller eher trappigere Einfllüsse. Was ich aber interessanter finde: Obwohl er aus New Jersey kommt, hört man aus seinen Instrumental/Beat-LPs »Behind The Curtain« zum Beispiel einen hundertprozentigen Westcoast/Bay Area-Einfluss heraus. Slappy Snares und G-Funk-Synths – da könnte man direkt E-40 oder Keek Da Sneak darüber rappen lassen.

Oder der Track »Wiley Flow«, den er für Stormzy produziert hat. Das ist ein ziemlich harter UK Grime-Track und soundtechnisch sehr typisch für !llmind – dissonante Flöten mit trappigen Drums. »You’re Welcome« hingegen, von dem Disney-Soundtrack für »Moana«, ist poppig und aufheiternd, !llmind hört man da nicht heraus, Es ist ein typischer Disney-Sound. Jemand, der die Fähigkeiten hat, so vielfältig zu produzieren und sich in ein Genre hineinzufühlen, muss ein extrem talentierter Produzent sein. !llmind ist einfach unschlagbar!

Sein einziges Manko ist wahrscheinlich, dass er sich zu viel Zeit für seine Hater nimmt. Er interagiert mit allen Hass-Kommentaren. Produzenten mit seiner Reichweite sollten gar nicht so viel Energie da hineinstecken.

!llmind hat mich definitiv dazu inspiriert, klassische Flöten-Samples zu benutzen und sie zu verzerren oder zu pitchen. Da kommen ganz lustige Nummern dabei heraus. In meinem ersten Vinyl-Release diesen Sommer kann man diese Einflüsse wahrscheinlich heraushören. Viel mehr als die Musik selbst hat mich !llmind aber dazu motiviert, den Weg als Produzentin mit dem richtigen Mindset anzugehen – fest daran zu glauben. Es gibt keine Produzenten da draussen, die das aktiv der neuen Producer-Generation weitergeben. Das Musikbusiness ist hart. Die Geduld, das Handwerk zu lernen und zu beherrschen, ist härter. Aber !llmind schafft es immer wieder mich weiterhin zu motivieren und meinen Fokus und Weg als Musikproduzentin nicht zu verlieren. In einem seiner Videos sagte er mal: Wenn man sich immer wieder vorstellt, wo man in der Zukunft sein möchte – egal ob das ein DJ-Set in deiner Traum-Location ist oder die Grammys –, wird es irgendwann mal wahr werden. Es ist wie ein Mantra, das Manifestieren deiner Zukunft. Man arbeitet im Unterbewusstsein darauf hin.«