Producer’s Producer #13:
Internet Money über Kanye West
»Mein Lieblingsproduzent ist Kanye West. Mir hat immer gefallen, wie er Samples verwendet hat. Als man zum ersten Mal von ihm hörte, waren seine Sachen so ganz anders als der Rest. Und sie sind es immer noch, 20 Jahre später. Er hatte schon immer eine Vision – er wollte Rap Mainstream machen.
Kanyes Ohr für die Musik ist einzigartig. Er kann ganz unterschiedliche Einflüsse vermischen und in einen einzigen Hit-Song verpacken. Ihm kann man als Hitmaker einfach nichts vormachen, das ist seine große Stärke. Dazu kommt noch, dass Kanye mit wahrscheinlich jedem einzelnen meiner Lieblings-Artists bereits zusammengearbeitet hat.
In den frühen 2000ern hat Kanye die sehr souligen, hochgepitchten Samples zu seinem Trademark gemacht. Dieser »Chipmunk Soul«, der eigentlich aus seiner Feder stammt, hat dann die ganze Ära bestimmt – vor allem durch seine Songs mit Jay-Z und seine eigenen Tracks. Kanye war schon damals in der Lage, Samples so zu verwenden, dass er sie sich zu eigen macht. Kanye hat die Grenzen für das, was mit HipHop möglich ist, erweitert. Sein Verständnis für HipHop als Kind der Mittelklasse hat er in einer Zeit durchgezogen, als Gangstarapper wie 50 Cent das Sagen hatten. Ohne Kanye gäbe es heute Leute wie Kid Cudi oder Drake nicht.
Ich kann mich gar nicht für einen Lieblings-Beat von Kanye entscheiden. »Through The Wire«, seine erste Single, war einfach ein perfekter Einstieg für seine Karriere. Er hat den Song nach seinem Autounfall mit komplett zerstörtem Kiefer aufgenommen – das hat ihn nicht aufgehalten, er hat einfach weitergemacht. Ihn kann einfach nichts aufhalten. Und dann wäre da noch »Flashing Lights« von seinem »Graduation«-Album, was einfach ein unbestreitbarer Hit ist. Sein Album »My Beautiful Dark Twisted Fantasy« aus dem Jahr 2010 ist das bestgemixte Album aller Zeiten und darüberhinaus eines der besten Kunstwerke, das je ein Musiker geschaffen hat. Man muss keine Sekunde skippen, das Ding ist von Anfang bis Ende perfekt.
Tatsächlich hat mich »Through The Wire« damals dazu bewegt, mich nochmal intensiver mit Samples zu beschäftigen und auch bekannte Artists zu samplen. Dieser Song hat mir wirklich noch mal ganz andere Möglichkeiten als Produzent aufgezeigt. Kanye hat mir erst richtig gezeigt, was man mit einer MPC alles anstellen kann. Ich finde, Kanye ist ein Gott an der MPC. Er hat das Gerät eigentlich für jedes Album verwendet und immer wieder gezeigt, was damit eigentlich möglich ist.
Durch Kanye und seine Musik habe ich als Produzent verstanden, dass es in der Musik keine Regeln gibt. Wenn du das ein Mal verstanden hast, dann stehen dir alle Türen offen. Du kannst jede Regeln brechen, die gerade noch für deine Kunst gegolten haben. Durch Kanye bin ich ein sehr viel besserer Produzent geworden.
Es ist verrückt zu sehen, dass Kanye zu einem der größten und einflussreichsten Künstler der Welt geworden ist. Wenn er nur ein Produzent geblieben wäre und nie selbst angefangen hätte zu rappen, würde das Genre und die ganze Popkultur heute vielleicht ganz anders aussehen. Sein Einfluss ist überall zu spüren – im HipHop, Pop, in der Mode und noch viel mehr.
Und, ja, natürlich ist Kanye alles andere als perfekt. Aber wer kann das schon von sich selbst behaupten?«