SHREDDERS Dangerous Jumps

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ALL GOOD Punchline Alles von Punk bis Gospel.

Trotz überqualifiziertem Kader und drei Labelsampler blieben bei Doomtree interne Kollaborationen, schließt man die gewohnten Rapper/Producer-Alben aus, eher Mangelware. SHREDDERS, mit P.O.S und Sims am Mic und den Hausproduzenten Lazerbreak und Paper Tiger hinter den Reglern, bricht nun mit dieser Tradition.

Positioniert haben sie sich dabei in der Grauzone zwischen Vanity Project und Supergruppe – zu oberflächlich für das Feuilleton, zu Hooklos für die großen Bühnen. Politisch weniger als die Summe der Teile (besonders P.O.S ist mehr an Battle als an Systemkritik interessiert), ist die Ästhetik durchdacht und wird mit derselben Liebe zum Detail und der von Doomtree gewohnten DIY-Ästhetik multimedial vermarktet.

Sims und P.O.S sind stimmlich eingespielt, wechseln Flows mit einer Eleganz und Energie, wissen sich gegenseitig in Szene zu setzen, während sie eine Line zitierbarer als die andere droppen: »Take what I got, make it dope to me«, »I don’t have time for a second take«, »Isn’t it revisionism like The Alamo«, »And fuck what you’re working, if that shit ain’t forward«,…

All dies wird dennoch von den grandiosen Beats überschattet. Hier mal ein #hottake: Doomtree wären nicht etabliert, hätten sie nicht in Lazerbreak und Paper Tiger Hausproduzenten gefunden, die die mannigfaltigen Einflüsse des Kollektivs – von Punk bis Gospel ist alles vertreten – in einen kohärenten Sound übersetzen konnten. Es ist nicht so, dass diese Beats hier ein neues Level für Lazerbreak oder Paper Tiger wären, oder die elektronische Richtung komplett neu wäre, aber der Blick ist ein anderer: Ein Auge haben sie auf die Vergangenheit (Die Dilla-Gedächtnissirenen auf »Tuf Tiddy«!), dennoch wandeln sie die nervigsten Gegenwartstrends (Bassdrops!) in Melodien (»Cult 45«), ohne jemals verspielt oder als schmuckes Beiwerk zu wirken. Auch die melancholisch, dunkelnden Synthie-Spuren, die zum Trademark von Paper Tiger wurden, werden perfekt integriert (»Style Boys«, »Calm/Sane«).

»Xanthrax« beispielsweise ist eine Meisterleistung im Spannungsaufbau. Ein Track, in dem jegliche Entscheidungen auf diese magischen letzten 30 Sekunden hinauslaufen, in denen Sims Flow und der Beatdrop ineinanderfließen und dich hinwegspülen. Einer der wirklich perfekten Momente im Rap-Jahr 2017!