Mauli Spielverderber

Mauli
ALL GOOD Punchline Arrogant & großmäulig.

»Du machst Rap noch aus Liebe zum Spiel? Mach mal lieber nicht!« tönt Mauli auf der zweiten Single seines Debütalbums »Spielverderber« und macht dem Titel sogleich alle Ehre – was sich die restlichen zehn Anspielstationen auch nicht merklich ändert. Dennoch – und das zeichnet dieses Album aus – scheint Maulis Verhältnis zu Deutschrap ein ambivalentes zu sein. Parallel zur Verachtung für seine Rapkollegen schwingt im Hintergrund stets auch die Liebe zu Rap an sich mit.

Das zeigt sich schon an den Produktionen. Der homogene Soundentwurf, den Mauli gemeinsam mit Babba-Music-Hausproduzent Morten ausgearbeitet hat, schrammt zwar knapp an der Monotonie vorbei, aber entfaltet gerade durch seine liebevolle Ausarbeitung eine äußerst dichte Atmosphäre. Die Akribie und Hingabe, mit der Morten und Mauli an den Reglern saßen, offenbart sich vor allem durch diverse Vocaleffects Marke Auto-Tune, die Maulis überheblich nölendes Organ zu einem eigenständigen Instrument avancieren lassen. Begleitet wird dieser spannende Stimmeinsatz von allerlei Raffinessen aus der 808, allen voran wild zuckende Hi-Hats und ebenso hektische Snares.

Anstatt das Tempo der Drumsets mit einem ähnlich hyperaktiven Flow zu begleiten, lehnt sich Mauli jedoch betont entspannt zurück und belässt es bei circa sieben bis neun Silben pro Zeile – und lässt auf diese lyrische Lässigkeit stets eine effektvolle Pause folgen. Hier geht es nicht um Technik, hier geht es vor allem um den Vibe – und diesen kreiert Mauli so gekonnt, dass seine Performance die flächigen Synthies und zeitweise eingesetzten Glocken zum Beiwerk verkommen lassen. Zudem verleiht diese Vortragsweise dem Berliner jene Entspanntheit, die seine Texte inhaltlich auch erfordern: »Du warst 2010 mal in den Charts / Oh mein Gott, das Leben ist so hart / Ich gönn’ wirklich jedem sein’ Vertrag / Doch bei Olson oder eRRdeKa versteh’ ich keinen Spaß!«

Mauli inszeniert sich hier als respektloser Jungspund, der ideenlose Newcomer ebenso leichtfüßig abwatscht wie aktuelle Rapgrößen und überalterte Veteranen. Dabei entpuppt er sich insgeheim als großer Fan: Wer Deutschrap anno 2015 so messerscharf seziert, muss sich ziemlich umfassend damit beschäftigt haben. Wer darüber hinaus auch noch motiviert ist, seine Szene-Kritik auf ein komplettes Album auszubreiten, dem muss, wie eingangs schon erwähnt, wirklich einiges an Rap liegen.

Es ist dabei nur allzu sympathisch, dass sich Mauli nicht wahllos die großen Namen herauspickt und wild mit Beleidigungen um sich wirft, sondern es vielmehr auf Rapper aus zweiter und dritter Reihe abgesehen hat. Das verleiht dem Namedropping die nötige Glaubwürdigkeit. Disses werden hier zur Ehrensache – immer das Ziel vor Augen, Deutschrap von wacken Rappern zu befreien.

Genau diese »Liebe zum Spiel«, gepaart mit juveniler Arroganz und Großmäuligkeit, ist letztlich auch der Grund dafür, wieso dieses Album so viel Spaß macht: Mauli trägt sein Herz auf der Zunge – und dieses Herz schlägt für Rap. Darüber hinaus ist ihm gemeinsam mit Morten das Kunststück gelungen, einen Weg zu finden, um den aktuellen Sound aus den Staaten und Schweden auch für Deutschland kompatibel zu machen. Daran sind die meisten bisher gescheitert. »Spielverderber« nicht.