Der Plusmacher Freie Schwarzmarktwirtschaft

Der Plusmacher sieht ja ein bisschen so aus, wie ich mir Karate Andi immer vorgestellt habe. Bauschiger Schnörres und Pranken, mit denen er einem bei der nächsten Kneipenschlägerei so richtig schön eine reinballern kann. Genau so klingt auch sein zweites Album »Freie Schwarzmarktwirtschaft«.

Denn tatsächlich hat der Plusmacher mit »Bordsteinwirtschaftslehre« vor zwei Jahren schon ein Album gemacht, dass dem »BoomBapisch Ultraamnesisch Melodischanabolen StraßenScheiß« eines SSIO eigentlich in nichts nachsteht. Will heißen: böse NY-Kopfnickerbeats aus der Zeitmaschine und ziemlich humorvoller Tickersprech.

Genau den gibt’s auch auf »Freie Schwarzmarktwirtschaft«. Ich weiß nicht wieso, aber solche Beats hat man in den letzten 15 Jahren Deutschrap entweder viel zu selten oder einfach noch gar nicht gehört. »Träume aus Staub« zum Beispiel hat einen so geilen Ende-der-70er-Jahre-Vibe, wie man ihn erst seit Funkverteidigern wie SSIO, Olexesh oder eben dem Plusmacher kennt. Weil die Jungs diesen Sound einfach komplett unironisch und mit voller Ernsthaftigkeit importiert haben.

Nicht ganz so ernst daher kommen die in bester Hörspielmanier aufgenommenen »Meine Nachbarn«-Skits, in denen sich Plus unter anderem an ein paar wohlduftenden Grasknollen ergötzt und die illegalen Rauchwaren in bester Biobotanikermanier hegt, pflegt und umgarnt, bis die anderen Anwohner sich misstrauisch zu Wort melden.

Diese komödiantischen Einwürfe wechseln sich gekonnt mit ernsthaften Hoodkorrespondenzen wie etwa »Kodex« mit Olexesh ab. Die zweite Kollabo von Plus und Deutschraps Ivan Drago mit Damion Davis kommt dagegen nicht ganz so locker daher. Ansonsten: großes Kino. Die Beats von Jay Spizzo, Mortis, Figub Brazlevič, Marcus B und Mecstreem kommen genauso entspannt daher wie Plusmachers Rapstil, der mich in Sachen Präzision immer wieder an die grimmige Straßenversion von Morlockk Dilemma erinnert. Gutes Album.